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dpa-AFX · Uhr
    Rückbesinnung auf Regionalisierung und Reindustrialisierung /
Präsidentschaftswahlen in Frankreich
Berlin, Paris (ots) - Am 10. April 2022 findet die erste Runde der
Präsidentschaftswahlen in Frankreich statt. Weiter gilt die Wiederwahl des
Präsidenten Emmanuel Macron als wahrscheinlich, allerdings nicht im ersten
Wahlgang. Die Prognosen deuten darauf hin, dass der Amtsinhaber aller
Voraussicht nach in einer Stichwahl auf die Kandidatin Marine Le Pen von der
rechtsextremen Partei Rassemblement National treffen dürfte. In den letzten
Tagen konnte Macrons Konkurrentin Umfragen zufolge deutlich aufholen.

"In dem Fall einer zweiten Amtszeit Macrons dürften sich die wirtschaftlichen
Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich in den kommenden Jahren weiter
vertiefen. Die Coronakrise und der Ukrainekrieg haben dazu geführt, dass viele
Unternehmen ihre Lieferketten überdenken und anpassen, um Risiken zu
verringern", sagt Peter Buerstedde von Germany Trade & Invest (GTAI) in Paris.
Viele Unternehmen wollen laut dem Frankreich-Experten ihre Zulieferquellen
stärker diversifizieren und möglichst in geografischer Nähe um sich scharen.
Dies begünstigt Investitionen und den Handelsaustausch zwischen den beiden
Nachbarländern. "Darüber hinaus führt das wachsende Bewusstsein für den
Klimaschutz zu einer stärkeren Berücksichtigung der Klimaauswirkungen von langen
Transportwegen. Das wird ebenfalls die Regionalisierung von Lieferketten
begünstigen", so Buerstedde weiter.

Nicht zuletzt hat Frankreich laut Buerstedde in der Coronakrise die
Möglichkeiten des aufgeweichten Beihilferahmens der Europäischen Union (EU)
genutzt, um die Modernisierung und den Ausbau der heimischen Industrie in der
Breite aber auch in Zukunftsbranchen zu subventionieren: "Damit will das Land
eine Reindustrialisierung anstoßen. Hintergrund ist, dass der Industrieanteil am
Bruttoinlandsprodukt in Frankreich in den letzten zwanzig Jahren deutlich
stärker zurückgefallen ist als in Deutschland." Betrug der Anteil des
verarbeitenden Gewerbes in Frankreich im Jahr 2000 noch knapp 14,5 Prozent,
liegt er mittlerweile bei 9,4 Prozent. Deutschland musste im gleichen Zeitraum
einen weitaus geringeren Rückgang von 20,5 auf 18,2 Prozent verzeichnen.

Gleichzeitig hat die Regierung in der Krise die Unternehmenssteuern gesenkt. Die
Hoffnung ist, dass mehr Investitionen auch aus dem Ausland und mehr Wachstum zu
höheren Staatseinnahmen führen. "Ob diese Rechnung aufgehen kann, ist höchst
ungewiss und stellt generell die Frage nach der Rolle des Staates in der
Wirtschaft auch im Hinblick auf den Klimawandel", sagt Buerstedde.

In der politischen Diskussion in Frankreich herrscht ein starker Konsens
darüber, dass das Land und die EU künftig wirtschaftlich unabhängiger werden
müssen, um gegen Krisen wie den gerade erlittenen besser gewappnet zu sein und
um die massiven Investitionen für den Klimawandel zu stemmen. Frankreich sieht
dabei traditionell eine große Rolle für den Staat als Lenker und Gestalter der
Wirtschaft. So wollen Emmanuel Macron und fast alle Präsidentschaftskandidaten
mit staatlicher Förderung die Kernenergie massiv ausbauen und dann auch
Wasserstoff im Lande erzeugen, um die Industrie zu dekarbonisieren. In
Deutschland ist der Glaube an den Staat als Lenker der Wirtschaft und als
Investor in Zukunftsbranchen weniger ausgeprägt. Deutschland setzt eher auf eine
dezentrale Energieversorgung mit erneuerbaren Energien und dem Import von
Wasserstoff. "Diese Gegensätze dürften bei der Diskussion zur künftigen
Ausgestaltung des Euro-Stabilitätspakts noch stärker zutage treten als bereits
jetzt. Die Verschuldung der meisten EU-Staaten ist in der Krise enorm
gestiegen", gibt Buerstedde zu Bedenken. In Frankreich lag die Verschuldung Ende
2019 bei 98 Prozent des BIP und kletterte bis Ende 2021 auf 113 Prozent.

Weitere Berichte und Informationen erhalten Sie auf unserer Länderseite zu
Frankreich (https://www.gtai.de/de/trade/welt/europa/frankreich-118922) .

Germany Trade & Invest (GTAI) ist die Wirtschaftsförderungsgesellschaft der
Bundesrepublik Deutschland. Die Gesellschaft informiert deutsche Unternehmen
über Auslandsmärkte, wirbt für den Wirtschafts- und Technologiestandort
Deutschland und begleitet ausländische Unternehmen bei der Ansiedlung in
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