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dpa-AFX · Uhr
    Prämien steigen, Kosten sinken - doch Versicherer müssen um ihre
Marktstellung kämpfen / Bain-Analyse zur Zukunft der Assekuranz
München/Zürich (ots) -

- Bis 2030 nehmen die globalen Prämieneinnahmen um bis zu 80 Prozent zu
- Durch den Einsatz neuer Technologien reduziert sich der Schadenaufwand um 15
  bis 20 Prozent, die Kosten im Versicherungsbetrieb sinken um bis zu 50 Prozent
- Neue Wettbewerber und Geschäftsmodelle setzen etablierte Anbieter unter Druck
- Strategische Neuausrichtung hilft klassischen Versicherern, ihre Marktposition
  zu behaupten

Die Prämieneinnahmen im weltweiten Versicherungsgeschäft werden bis 2030 auf
rund 9 bis 10 Billionen US-Dollar steigen (Abbildung). Zuletzt hatten sie sich
auf rund 5,5 Billionen US-Dollar belaufen. Zugleich gehen durch den Einsatz
neuer Technologien die Kosten für die Regulierung von Schäden und im
Versicherungsbetrieb zurück. Noch ist allerdings nicht ausgemacht, ob damit eine
goldene Ära für etablierte Versicherungsunternehmen anbricht. Neue Wettbewerber
drängen auf den Markt, die Geschäftsmodelle verändern sich, die
Wertschöpfungskette bricht teilweise auf. Weichen neu zu stellen ist das Gebot
der Stunde. Das sind zentrale Ergebnisse einer Analyse des globalen
Versicherungsmarkts, die die internationale Unternehmensberatung Bain & Company
durchgeführt hat.

Durch technischen Fortschritt hin zum Lösungsanbieter

Um bis zu 80 Prozent nehmen die Prämieneinnahmen in der laufenden Dekade demnach
zu. Damit wachsen sie doppelt so schnell wie in den 2010er-Jahren. Dies liegt
nicht nur an der steigenden Nachfrage in Schwellenländern, auch mehren sich
Risiken, gegen die es sich künftig verstärkt zu versichern gilt. So sind heute
weltweit schätzungsweise gerade einmal 5 Prozent der Cyberrisiken mit Policen
abgesichert, bei Elementarschäden wie Hochwasser sind es rund 24 Prozent. Dr.
Christian Kinder, Bain-Partner und Leiter der Praxisgruppe Versicherungen in der
Region Europa, Mittlerer Osten und Afrika (EMEA), führt einen weiteren Grund ins
Feld: "Im Versicherungsgeschäft geht es nicht länger nur um den Ausgleich von
Risiken. Dank neuer Technologien übernehmen Anbieter eine immer aktivere Rolle
bei der Vermeidung oder zumindest Minimierung von Risiken und erschließen sich
so neue Ertragsquellen."

Schon heute helfen Connected Devices, Gefahren im Straßenverkehr, in
Wohngebäuden oder Fabrikhallen frühzeitig zu erkennen und Gegenmaßnahmen
einzuleiten. Unternehmen können dank Datenanalyse Schwachstellen in ihrer
IT-Sicherheit aufspüren, und mit künstlicher Intelligenz lassen sich extreme
Wetterlagen präziser vorhersagen. "Versicherungsunternehmen stehen vor einem
tektonischen Wandel, was ihre Geschäftsmodelle anbelangt", so Kinder. "Je
stärker sie neue Technologien in ihr Leistungsspektrum integrieren, desto mehr
entwickeln sie sich hin zum Lösungsanbieter."

Nutznießer Kundschaft

Durch den Einsatz neuer Technologien verändert sich auch die Kostenstruktur. Der
Bain-Analyse zufolge wird der Schadenaufwand bei Sachversicherern in den
kommenden Jahren im Schnitt um 15 bis 20 Prozent sinken. Im Versicherungsbetrieb
sind durch die Automatisierung von Prozessen sogar Einsparungen von 40 bis 50
Prozent möglich. Die Kosten von Lebensversicherern dürften sich um 20 bis 30
Prozent reduzieren. Profitieren werden die Anbieter davon aber nur bedingt.
"Theoretisch würden steigende Prämieneinnahmen bei rückläufigen Kosten zu einem
deutlichen Anstieg der Marge führen, doch in der Praxis wird es sich anders
verhalten", ist Branchenkenner Kinder überzeugt. "Die sinkenden Kosten werden in
erster Linie den Kundinnen und Kunden zugutekommen, da ihre Prämien
zurückgehen."

Tatsächlich ist laut Bain-Analyse noch längst nicht ausgemacht, ob die
etablierten Versicherungen überhaupt Vorteile aus den Veränderungen ziehen
können - und wenn ja, in welchem Ausmaß. Denn der wachsende und margenträchtige
Markt lockt immer mehr Wettbewerber an. Zugleich entstehen neue
Geschäftsmodelle. So runden schon heute Embedded-Insurance-Produkte den Kauf
höherwertiger Güter wie Pkw ab und der Anbieter der Versicherungspolice muss
sich mit der Rolle als Zulieferer begnügen. Gehen die Pläne von
Technologiekonzernen und Insurtechs auf, könnte das Geschäft sogar ganz ohne die
Assekuranz funktionieren, da diese Unternehmen mittlerweile Lösungen für nahezu
alle Teile der Wertschöpfungskette haben. Das reicht vom Vertrieb über das
Risikomanagement bis hin zum Asset-Management. Darüber hinaus suchen sie den
direkten Kontakt zur Kundschaft.

Auf Kernkompetenzen und Stärken besinnen

"Angesichts dieser Entwicklung sind etablierte Versicherungsunternehmen gut
beraten, sich auf ihre Kernkompetenzen zu besinnen und ihre Stärken im
Wettbewerb konsequent auszuspielen, ganz gleich ob allein oder mit Partnern",
erklärt Kinder. Gerade aufgrund der oft hohen Zahl an Bestandskunden erweise
sich der Mehrspartenansatz der traditionellen Anbieter nun als Vorteil.
Interessant für die Kundschaft seien zudem gemeinsam mit Partnern betriebene
Ökosysteme.

Im Zuge ihrer strategischen Neuausrichtung muss sich die Assekuranz vorrangig
mit drei Themen auseinandersetzen:

1. Risikovermeidung und -minimierung. Es gibt gleich mehrere Ansätze, die sich
   zur Erweiterung des Geschäftsmodells heranziehen lassen. So können
   Versicherungen risikoarme Kundengruppen beispielsweise mit Telematiktarifen
   oder Gesundheitsprämien ansprechen sowie zum Teil auch ein risikoarmes
   Verhalten ihrer Kundschaft fördern. Zudem haben sie die Möglichkeit, mit
   Smart Devices sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen bei der
   Früherkennung von Risiken zu unterstützen.
2. Embedded Insurance. Bis zum Ende dieser Dekade werden die globalen
   Prämieneinnahmen im Kfz- und Immobiliensektor bereits im dreistelligen
   Milliardenbereich liegen. Jeder Versicherer muss für sich die Frage
   beantworten, ob er als Zulieferer in diesem Geschäft aktiv bleibt und wie die
   hierfür notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen werden können.
3. Direkter Kontakt zur Kundschaft. Nur mit einem Omnikanal-Ansatz können
   traditionelle Versicherer die Bedürfnisse der zunehmend hybrid agierenden
   Kundinnen und Kunden erfüllen. Dies beinhaltet den Auf- und Ausbau direkter
   Vertriebskanäle und die geschickte Verzahnung dieser Zugänge mit den
   klassischen etablierten Vertriebswegen.

"Diese strategischen Weichenstellungen sowie der vermehrte Einsatz neuer
Technologien dulden keinen Aufschub", betont Bain-Partner Kinder. Je früher sich
etablierte Versicherungen auf die neuen Rahmenbedingungen einstellen würden,
desto eher könnten sie von steigenden Prämieneinnahmen sowie sinkenden Kosten
profitieren und sich damit nicht zuletzt gegenüber neuen Wettbewerbern
behaupten. "Wem dies gelingt", fügt Kinder hinzu, "für den könnte in der Tat
eine goldene Ära beginnen."

Eine Grafik finden Sie hier: Analyse zur Zukunft der Assekuranz | Bain & Company
| Bain & Company (https://www.bain.com/de/ueber-uns/presse/pressemitteilungen/ge
rmany/2022/praemien-steigen-kosten-sinken--doch-versicherer-muessen-um-ihre-mark
tstellung-kaempfen/)

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Wettbewerb zu übertreffen und neue Standards in den jeweiligen Branchen zu
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unsere Expertise und sorgen dafür, dass wir für unsere Kundschaft bessere,
schnellere und nachhaltigere Ergebnisse erzielen. In den kommenden zehn Jahren
werden wir weltweit mehr als eine Milliarde US-Dollar in Pro-Bono-Projekte
investieren. Wir unterstützen Organisationen, die sich den aktuellen
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Entwicklung stellen und sich für Gleichberechtigung in jeder Hinsicht
engagieren. Von EcoVadis, der führenden Plattform für ökologische, soziale und
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Goldmedaille ausgezeichnet worden. Damit gehören wir zu den besten 2 Prozent der
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