Schocker: 2.000 %-Hightech-Perle aus Schweden gibt alle Gewinne seit 2020 ab

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Gesundheit & Biotech

Bei Cellink, wie das Unternehmen bis vor Kurzem hieß, sah jahrelang alles danach aus, als ob sich eine kleine Danaher Corp. (WKN: 866197) bilden würde. Mit zahlreichen Zukäufen schuf sie eine fokussierte Hightech-Gruppe und die Aktie der heutigen Bico Group (WKN: A2PX00) explodierte geradezu. Doch der Aufwärtsdrang wurde jäh beendet.

Hier ist, warum Bico viele Aktionäre so wahnsinnig faszinierte, warum der Traum zunächst ausgebremst wurde — und wie nun die Aussichten für einen Einstieg stehen.

Das ist die Bico Group

„Bico“ steht für Biokonvergenz, ein Kunstwort, das beschreiben möchte, was das Unternehmen vorhat: verschiedene Hightech-Disziplinen zusammenzubringen, um die biotechnologische Forschung und Entwicklung zu beschleunigen und deren Möglichkeiten zu erweitern. Dazu zählen unter anderem Robotik, künstliche Intelligenz, biologische Drucktechniken und Gentechnik.

Eine der Töchter der Gruppe ist Cellink. Der bis 2021 namensgebende Geschäftsbereich konzentriert sich auf die Demokratisierung des Zelldrucks. Auf lange Sicht soll die Weiterentwicklung der Technologie dazu führen, dass Anwender ganze implantierbare Organe drucken können.

Das Wort „disruptiv“ ist hier nicht übertrieben, zumal das Management sich ein schlaues Geschäftsmodell ausgedacht hat: Die Geräte für den Druck von biologischen Strukturen werden preiswert verkauft, aber Kunden müssen passendes Druckmaterial von Bico beziehen.

Kaum weniger beeindruckend sind die Technologien einiger der anderen 13 zusammengekauften Geschäftsbereiche. Dazu gehört auch Nanoscribe aus Eggenstein-Leopoldshafen, die im Mai 2021 übernommen wurde. Sie stellt Laserlithografie- und 3D-Druck-Systeme her, mit denen hochpräzise 3D-Strukturen bis hinunter in den Nanometerbereich erzeugt werden können.

Für das Portfolio von Bico besonders interessant ist das Modell „Quantum X Bio“, das biologisch abbaubare Materialien verarbeitet und beispielsweise für die regenerative Medizin zum Einsatz kommen kann. Hinzu kommen Anwendungen in der Mikrofluidik, die für die Medizintechnik immer wichtiger wird.

Ende 2021 erwarb Bico das amerikanische Softwareunternehmen Biosero, um die Effizienz des Einsatzes der Hightech-Hardware zu steigern. Die Tochter verspricht, komplette Arbeitsabläufe über Laborgrenzen hinweg automatisieren zu können.

Bico möchte mit einem ganzheitlichen Ansatz die Probleme rund um Organtransplantationen, Tierversuche und die Wundheilung lösen sowie wesentliche Beiträge zur Arzneimittelforschung und Diagnostik liefern. Mit mehr als 25.000 verkauften Instrumenten und Kunden in über 65 Ländern kann Bico bereits auf eine Erfolgsgeschichte verweisen.

Das sind genug Gründe, um von diesem Unternehmen begeistert zu sein. Die Aktie stieg von September 2018 bis September 2021 um sage und schreibe 2.000 %.

Chart erstellt mit YCharts. Prozentuale Entwicklung der Aktien von Danaher und Bico Group über 2 Jahre in US-Dollar gerechnet.

4 Gründe für den Absturz der Bico-Aktie

Seit September 2021 geht es jedoch fast nur noch bergab. Von 630 Schwedischen Kronen sank der Kurs zuletzt auf unter 100 ab. Die einfachste Begründung dafür wäre, dass die Aktie zwischenzeitlich einfach zu teuer war. Auf Sicht von fünf Jahren ist sie schließlich immer noch beachtliche 170 % im Plus.

Eine zweite Erklärung dürfte in der allgemeinen Schwäche von Wachstumsaktien liegen, die seit mehreren Quartalen anhält. Dennoch war der Abverkauf so stark, dass es auch unternehmensspezifische Gründe geben muss.

Hier kommt man nicht an den zurückgehenden organischen Wachstumsraten vorbei. Nach dem boomenden Coronageschäft erwartete Mitte 2021 offenbar manch ein Investor, dass der stürmische Aufstieg unverändert anhalten würde. Der Umsatz hatte sich im vergangenen Jahr versiebenfacht und der Bruttogewinn versechsfacht!

Unter dem Strich hat sich allerdings der Verlust fast vervierfacht. Und nun müssen teure Akquisitionen dafür sorgen, den Aufwärtstrend anzufeuern. Denn noch steht das Unternehmen trotz der ersten Erfolge noch ganz am Anfang mit seinen umgerechnet 121 Mio. Euro Umsatz vom letzten Jahr.

Hinzu kommt der plötzliche Weggang des Finanzchefs, den das Unternehmen am 26. April verkündete. Bico-Gründer und CEO Erik Gatenholm dankte ihm zwar brav für seine Leistungen über die letzten sechs Jahre. Aber wenn man an die wilde Übernahmeserie denkt, dann kann einem schon unwohl werden.

Wie nun die Chancen für die Bico-Aktie stehen

Nur einen Tag später suchte der Aufsichtsrat, die erregten Gemüter zu beruhigen. Man habe volles Vertrauen in Erik Gatenholm sowie das gesamte Managementteam und dessen Strategie. Der Grund für den Weggang des Finanzchefs lag demzufolge in Meinungsverschiedenheiten. Ungeachtet dessen verfolge man weiterhin fokussiert das Ziel, die Profitabilität zu steigern und die nächste Entwicklungsstufe zu erklimmen.

Mit einer Marktkapitalisierung von etwa 590 Mio. Euro (27.04.) erscheint das Unternehmen heute nicht mehr sonderlich teuer bewertet, wenn man bedenkt, dass es 14 Geschäftsbereiche vereint, von denen viele zu den Technologieführern auf ihrem Gebiet zählen. Und der adressierte Markt dürfte unbeschreiblich groß sein angesichts des dringenden und wachsenden Bedarfs an Organen und ethisch unbedenklichem biologischem Gewebe.

Mutige Anleger legen sich hier auf die Lauer. Vorsichtige warten lieber noch eine Zeit lang ab, bis sich der Staub rund um das Management legt und deutlicher herauskommt, dass Bico seine Profitabilität verbessern kann.

Der Artikel Schocker: 2.000 %-Hightech-Perle aus Schweden gibt alle Gewinne seit 2020 ab ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

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