OTS: Börsen-Zeitung / Ein Jahr zum vergessen, Kommentar zu Henkel von Antje ...

dpa-AFX · Uhr
    Ein Jahr zum vergessen, Kommentar zu Henkel von Antje Kullrich
Frankfurt (ots) - Henkels ungeschminktes Nettoergebnis 2022 wird ein klägliches
Bild abgeben. Soviel steht jetzt schon fest. Der Konzern wird eine Menge Lasten
in dieses Geschäftsjahr packen: Die Zusammenlegung der Markenartikel-Sparten
kostet 350 Mill. Euro, die Wertberichtigung für die Aufgabe der russischen
Geschäfte dürfte sich - ohne dass sich der Vorstand bislang festlegt -
schätzungsweise auf einen saftigen dreistelligen Millionenbetrag belaufen und
die Mehrkosten von 2 Mrd. Euro für Materialien und Rohstoffe werden sich
zumindest in Teilen auf das Ergebnis niederschlagen. Erstmals seit Jahrzehnten
werden sich die Gremien mit der Frage einer Dividendenkürzung auseinandersetzen
müssen.

Für Henkel kommt es gerade knüppeldick: In Russland war der Konzern mit knapp 5
Prozent des Konzernumsatzes bislang stärker vertreten als die Konkurrenz. Bei
den dramatisch gestiegenen Materialkosten gelang es Henkel nicht so gut wie
anderen, die höheren Preise weiterzugeben. Mit Mengeneinbußen im ersten Quartal
von um die 5 Prozent im Markenartikelgeschäft lagen die Düsseldorfer weit hinter
Wettbewerbern wie Procter & Gamble oder Unilever zurück.

An das Jahr 2022 wird die Henkel-Führung möglichst schnell einen Haken machen
wollen, verbunden mit der Hoffnung, dass es vom kommenden Jahr an wieder steil
aufwärts geht. Doch das dürfte mühsam werden, denn die strukturellen Schwächen
eines Teils des Markenartikel-Portfolios versucht Henkel nach und nach
abzuarbeiten. Das wird dauern. Die Äußerungen des Vorstands bei der Präsentation
der Details zur im Januar angekündigten Zusammenlegung der Konsumentengeschäfte
lassen erahnen, wohin die Reise geht.

Da sich der Konzern auch im Vergleich mit Wettbewerbern beim organischen
Wachstum der Markenartikel-Geschäfte derzeit so schwer tut, liegt es nahe, dass
Henkel mittels M&A die Misere hinter sich lassen will. Ein Zu­kauf einer neuen,
vielleicht be­nachbarten Produktkategorie könnte wie ein Befreiungsschlag wirken
- wenn Henkel die Balance zwischen strategischem Fit und nicht völlig überhöhtem
Preis gelingt. Und das ist bei dem offensichtlichen Handlungsdruck gar nicht so
einfach.

Zudem wird sich in den kommenden Quartalen zeigen müssen, ob Henkel dieses Mal
endlich die richtige Auswahl beim Führungspersonal getroffen hat. Wolfgang
König, der die künftige Sparte Consumer Brands leiten soll und derzeit schon
Beauty Care verantwortet, ist bei Henkel der vierte Kosmetikchef in sechs
Jahren.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/30377/5214665
OTS:               Börsen-Zeitung

Meistgelesene Artikel