ROUNDUP: Russland belastet HVB-Mutter Unicredit - Sonstiges Geschäft läuft gut

dpa-AFX · Uhr

MAILAND (dpa-AFX) - Die italienische Großbank Unicredit hat im ersten Quartal wegen ihres starken Engagements in Russland deutlich weniger verdient. Ansonsten lief das Geschäft aber gut - auch in Deutschland, wo die Bank mit der Hypovereinsbank vertreten ist. Zudem geht Unicredit-Chef Andrea Orcel davon aus, dass mit den im ersten Quartal getroffenen Maßnahmen die Risiken aus dem Geschäft in Russland größtenteils abgedeckt sind. An der Börse sorgte das für Erleichterung. Die Aktie, die seit dem russischen Angriff auf die Ukraine zu den größten Verlierern unter den Banktiteln gehört, legte kräftig zu.

Die Unicredit gehört in Europa zu den Instituten mit einem besonders starken Engagement in Russland - neben der österreichischen Raiffeisen Bank International und der französischen Societe Generale . Sie betreibt in dem Land 70 Filialen und beschäftigt etwa 4000 Mitarbeiter. Ein Rückzug ist daher schwierig, Orcel erwägt diesen Schritt trotzdem. In der Mitteilung zum ersten Quartal führte die Bank die Ergebnisse mit und ohne Russland aus.

Wegen Belastungen aus dem Russland-Geschäft sackte der Gewinn der Unicredit zum Jahresauftakt um rund 70 Prozent auf 247 Millionen Euro ab. Insgesamt wurden die Risiken in Russland um 1,85 Milliarden Euro reduziert - mehr als 1,2 Milliarden Euro über eine höhere Risikovorsorge für den Ausfall von Krediten sowie einer Abschreibung von rund 600 Millionen Euro. Klammert man Russland aus, zog der Gewinn im Vergleich zum Vorjahr um fast die Hälfte auf knapp 1,2 Milliarden Euro an. Die Erträge legten um 5,5 Prozent auf 4,8 Milliarden Euro zu.

In Deutschland kletterte der Gewinn im Vergleich zum Vorjahr um 84 Prozent. Die Bank profitierte dabei von dem kräftigen Sparkurs bei ihrer Tochter HVB in der Vergangenheit. Die Kosten gingen um etwas mehr als sieben Prozent auf 647 Millionen Euro zurück, während die Erträge um 14 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro zulegten. Nach wie vor offen ist, ob Orcel in Deutschland weitere Stellen abbauen will. Er hatte zuletzt angekündigt, die Zahl der Arbeitsplätze weiter reduzieren zu wollen.

Das starke Engagement in Russland ist eine Gefahr für Orcels Plan, in den kommenden Jahren mindestens 16 Milliarden Euro in Aktienrückkäufe und Dividenden zu stecken. Für das Jahr 2021 sollen die Anteilseigner 3,7 Milliarden Euro erhalten. Der Unicredit-Chef, der jetzt etwas mehr als ein Jahr im Amt ist, will den Gewinn durch steigende Erträge kräftig erhöhen. Bis 2024 soll der Überschuss auf mehr als 4,5 Milliarden Euro klettern. 2021 waren es - bereinigt um Sondereffekte wie den Kosten für den Stellenabbau - rund 3,9 Milliarden Euro./zb/tav/jha/

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