Markt-Update: Konjunkturdaten aus China machen Sorgen - Ryanair und Morphosys unter Druck, McDonald´s mit Milliarden-Abschreibung wegen Rückzug aus Russland

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Alarmierend schwache Wirtschaftsdaten aus China haben die Konjunktursorgen der Anleger zum Wochenanfang befeuert.

Dax und EuroStoxx50 gaben am Montag jeweils ein halbes Prozent auf 13.949 beziehungsweise 3686 Punkte nach. Auch an der Wall Street notierten die US-Futures vor dem Handelsstart niedriger. "Die Weltwirtschaft wird unter Problemen in den Versorgungsketten leiden, und natürlich ist China von entscheidender Bedeutung", sagte Teeuwe Mevissen, Stratege bei der Rabobank.

Bei dem wichtigen Handelspartner schlagen die wirtschaftlichen Folgen der seit Wochen bestehenden Corona-Lockdowns immer stärker durch. Sorgen bereitete den Investoren etwa ein Einbruch bei Immobilienverkäufen, die sich im April fast halbierten. Der Einzelhandelsumsatz brach in der Volksrepublik um elf Prozent ein; auch die chinesische Industrie drosselte ihre Produktion.

China dürfte vorerst weiter schwächeln

"Da China seine Null-Covid-Politik kaum aufgeben wird, dürften sich diese Zahlen in den kommenden Monaten wohl nicht verbessern", sagte Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets. Die Aussicht auf eine Lockerung des Lockdowns für die Wirtschaftmetropole Shanghai begrenzte indes die Kursverluste.

Nachfragesorgen drücken Öl-Preis – Weizenpreis auf Rekordhoch

Spekulationen auf eine geringere Nachfrage angesichts der trüben chinesischen Konjunkturdaten setzten auch dem Ölpreis zu. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich in der Spitze um mehr als zwei Prozent auf 108,84 Dollar je Barrel (159 Liter). Wegen des geplanten EU-Embargos russischer Importe und der zurückhaltenden Anhebung der Fördermengen durch die Opec+-Staaten sei aber nicht mit weiteren größeren Kursrücksetzern zu rechnen, sagte Naohiro Niimura, Partner bei der Beratungsfirma Market Risk Advisory.

Dagegen trieben Angebotssorgen den Weizenpreis in Europa auf ein Rekordhoch. Der Terminkontrakt stieg um rund fünf Prozent auf 431,75 Euro je Tonne. Befeuert wurde die aktuelle Rally vom indischen Export-Verbot für Weizen. Der zweitgrößte Weizenproduzent der Welt will damit Preissteigerungen im eigenen Land in den Griff bekommen. Seitdem die Ausfuhren aus der Schwarzmeerregion wegen des Krieges in der Ukraine stark zurückgegangen sind, setzten Käufer weltweit bei der Weizenversorgung auf Indien.

Reisebranche unter Druck

Zu den größten Verlierern gehörte zum Wochenauftakt der Reise- und Freizeitsektor mit einem Minus von rund 1,5 Prozent. So verloren Ryanair in Dublin in der Spitze 6,6 Prozent, nachdem der Billig-Flieger mitgeteilt hatte, dass die Ticketpreise niedriger waren als erwartet. Im Sog von Ryanair ging es auch für die Rivalen Easyjet und Wizz Air um jeweils mehr als drei Prozent nach unten.

Vantage Towers enttäuscht

Mit Verkäufen reagierten Investoren auch auf die Zahlen von Vantage Towers. Die Titel des Funkturm-Betreibers fielen um rund vier Prozent. Der Ausbau des Geschäfts laufe zu langsam, um die mittelfristigen Geschäftsziele zu erreichen, monierte Analyst Jerry Dellis von der Investmentbank Jefferies. Außerdem bleibe der Ausblick für das Gesamtjahr hinter den Markterwartungen zurück.

Vodafone nach Einstieg von Großinvestor gefragt

Dagegen griffen Anleger bei der Vantage-Mutter Vodafone zu und bescherten ihnen in London ein Plus von knapp zwei Prozent. Der Telekom-Konzern e& aus den Vereinigten Arabischen Emiraten sicherte sich für 4,4 Milliarden Dollar knapp zehn Prozent der Anteile an dem Mobilfunker. Er rechne nicht damit, dass der neue Eigner auf Veränderungen der Geschäftsstrategie drängen werde, kommentierte Jefferies-Experte Dellis. Er sehe es vielmehr als Gegengewicht zu aktivistischen Investoren.

Valneva im Keller

In Paris hingegen sackten die Anteilsscheine von Valneva um fast 21 Prozent ab. Grund war eine Mitteilung des Impfstoffentwicklers, dass die EU-Kommission die Absicht habe, den Liefervertrag des Corona-Impfstoffs zu kündigen. Die EU-Kommission habe das Recht dazu, weil das Vakzin am 30. April noch keine EU-Marktzulassung hatte. Bis heute lässt die Freigabe auf sich warten.

Credit Suisse mit lukrativen Aussichten

An der Spitze des Schweizer Leitindex SMI wiederum gewannen die Aktien der Credit Suisse rund zwei Prozent. Dem Finanzinstitut könnten bei der Abwicklung der Fonds des insolventen Lieferketten-Finanzierers Greensill bald weitere Barmittel für die Investoren zufließen. Die Bank stehe kurz vor einer Einigung mit dem US-Bergbauunternehmen Bluestone Resources, hieß es in einem Artikel der "Financial Times".

Morphosys unter Abwärtsdruck nach Analystenabstufung

Die Aktien von Morphosys haben am Montag mit klaren Verlusten auf einen negativen Analystenkommentar reagiert. Gegen Mittag notierten die Papiere des Biotech-Unternehmens 1,8 Prozent tiefer bei 18,13 Euro, nachdem sie vergangenen Donnerstag auf den tiefsten Stand seit fast zehn Jahren abgesackt und sich am Freitag etwas erholt hatten. Für das laufende Jahr steht ein Kursminus von rund 45 Prozent zu Buche. Zuvor hatte das Analysehaus Kempen Securities seine Anlageempfehlung für Morphosys von "Kaufen" auf "Neutral" abgestuft. Analystin Suzanne van Voorthuizen begründete dies mit dem Hinweis, dass die Ergebnisse einer Umfrage unter US-amerikanischen Hämatologen/Onkologen für das wichtigste Morphosys-Medikament Monjuvi ein beunruhigendes Bild zeichneten. Es sei nun klar geworden, dass Monjuvi zur Behandlung des rezidivierten oder refraktären diffusen großzelligen B-Zell-Lymphoms wohl nicht in einem kommerziellen Erfolg mündet.

McDonald's gibt Russland-Geschäft auf - Milliardenbelastung

Die US-Fast-Food-Kette McDonald's gibt infolge des russischen Kriegs gegen die Ukraine ihr Geschäft in Russland auf. Nach über 30 Jahren in dem Land will McDonald's die Filialen an einen russischen Käufer verkaufen, wie der Konzern am Montag in Chicago mitteilte. Das Unternehmen sei zum Schluss gekommen, dass das Eigentum an den russischen Aktivitäten nicht mehr haltbar und auch nicht mehr im Sinne der Unternehmenswerte sei. Bereits am 8. März hatte das Unternehmen angekündigt, die Restaurants im Land vorübergehend zu schließen. Die Markensymbole soll der neue Besitzer der Restaurants nicht weiter nutzen können. Für den Rückzug aus Russland wird McDonald's nach eigenen Angaben Sonderkosten in Höhe von 1,2 bis 1,4 Milliarden US-Dollar verbuchen, unter anderem für Abschreibungen und Fremdwährungsverluste.

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