Markt-Update: Massenflucht aus Aktien an der Wall Street wirkt nach - Dax unter Druck - Ceconomy von schwachen US-Einzelhändlern mit in die Tiefe gerissen

onvista · Uhr
Quelle: Adam Vilimek/Shutterstock.com

Deutliche Kursverluste der US-Börsen haben die Anleger am deutschen Aktienmarkt am Donnerstag verschreckt. Im frühen Handel notierte der Dax 2,04 Prozent tiefer bei 13 722,44 Punkten. Für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es um 1,49 Prozent auf 28 668,73 Zähler abwärts. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor rund 2,1 Prozent.

Massenflucht aus Aktien an der Wall Street

Am Vortag hatte der US-Leitindex Dow Jones Industrial  um 3,6 Prozent nachgegeben. Der marktbreite S&P 500 fiel gar um 4,0 Prozent - das war der höchste Tagesverlust seit Juni 2020.

Noch schlimmer sah es für den technologielastigen Nasdaq 100 aus, der um mehr als 5 Prozent absackte. Vor allem die Aussicht auf steigende Zinsen und auf Verbraucher, die angesichts der Inflation den Gürtel künftig merklich enger schnallen müssen, hatten für Verkaufsdruck gesorgt.

Cisco verschreckt Anleger

Im nachbörslichen US-Geschäft hatte Cisco die Investoren zusätzlich mit der Warnung erschreckt, dass die Corona-Lockdowns in China und andere Lieferunterbrechungen das Umsatzwachstum des US-Netzwerkausrüsters im laufenden Quartal in etwa halbieren werden. Die Cisco-Aktie brach nach Börsenschluss um rund 13 Prozent ein.

Eine Rezession wird weiter eingepreist

"Die Angst ist zurück. Die Sorgen sind wieder da. Jede Euphorie ist verflogen", resümierte Analyst Thomas Altmann von QC Partners. Das Vertrauen in die Zentralbanken nehme deutlich ab. Immer weniger Anleger glaubten, dass der US-Notenbank Fed eine weiche Landung der US-Wirtschaft gelingt. "Und aus Angst vor Bremsspuren beim Wirtschaftswachstum und den Unternehmensgewinnen werden Aktien verkauft. Die Risikobereitschaft der Anlegerinnen und Anleger ist im Moment äußerst gering. Und das ist auf der anderen Seite des Atlantiks besonders deutlich zu spüren", betonte Altmann.

Auto-Sektor besonders unter Druck

Aus Branchensicht wurden vor allem Automobilwerte gemieden. So gehörten die Titel von Porsche SE , Volkswagen , BMW , Continental und Mercedes-Benz mit Verlusten zwischen 2,2 und 4,3 Prozent zu den schwächsten Aktien im Dax.

Ceconomy von Walmart- und Target-Beben erfasst

Unter den Einzelwerten standen Ceconomy besonders unter Verkaufsdruck, nachdem große US-Handelsunternehmen die Anleger mit gekürzten Jahreszielen geschockt hatten. So hatten Walmart und Target zuletzt vor Umsatzeinbußen gewarnt und massive Kursabschläge verbucht. Dies zog die Ceconomy-Aktie am Donnerstag in Mitleidenschaft: Mit einem Minus von 8,7 Prozent bildete sie das Schlusslicht im SDax .

Tesla fliegt aus S&P-Nachhaltigkeitsindex - Musk empört

Der Elektroautobauer Tesla ist aus dem Aktienindex S&P 500 ESG für angeblich nachhaltige Investments gestrichen worden - das gefällt Elon Musk überhaupt nicht. Der Tesla-Chef bezeichnete die Anlagekategorie ESG am Mittwoch in einem Tweet als "Schwindel" und warf dem Index-Anbieter vor, seine Integrität verloren zu haben.

ESG ist die englische Abkürzung für Environmental, Social, and Governance - unter diesem Label werden von der Finanzindustrie Geldanlagen angeboten, bei denen Kriterien wie Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung stärker berücksichtigt werden sollen.

  S&P Dow Jones Indices erläuterte die Entscheidung in einem Firmenblog. Es gebe "viele Gründe", dass Tesla - trotz der selbsterklärten Mission, den Übergang zur nachhaltigen Energie zu beschleunigen - nicht mehr in den S&P 500 ESG Index gehöre.

Dazu zählten Rassismus-Vorwürfe und Klagen über schlechte Arbeitsbedingungen in Teslas US-Autofabrik sowie der Umgang mit Untersuchungen zu teilweise tödlichen Unfällen in Verbindung mit dem Fahrassistenten "Autopilot", erklärte S&P-Analystin Margaret Dorn. Trotzdem sei Teslas Nachhaltigkeitsranking im vergangenen Jahr relativ stabil geblieben. Doch der Rest der Autobranche habe sich deutlich verbessert, wodurch Tesla im Vergleich abgerutscht sei.

Musk machte bei Twitter seinem Ärger Luft, dass etwa der größte US-Ölkonzern ExxonMobil von S&P eine Spitzenbewertung als eines der zehn besten Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit bekomme, während Tesla es nicht mal mehr in den Index schaffe. Tesla hatte ESG-Kriterien zuvor schon als "grundlegend fehlerhaft" bemängelt.

Kritik an ESG-Finanzprodukten gibt es schon länger. Gängige Vorwürfe von Experten sind etwa, dass der Markt nicht ausreichend reguliert sei und der Finanzindustrie das Label eher als Verkaufshilfe diene. Durch einen Mangel an klaren und einheitlichen Definitionen, was eigentlich als nachhaltige Geldanlage gilt, besteht zum Beispiel bei entsprechenden Investmentfonds mitunter "Greenwashing"-Verdacht.

onvista/dpa-AFX

Das könnte dich auch interessieren

Neueste exklusive Artikel