Drei Fragen an Bernecker: Finger weg von Einzelhändlern, Lufthansa gut beraten bei Ita-Angebot und ist Manz einen Blick wert?

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Quelle: Bernecker

Wie gewohnt haben wir auch diesen Freitag dem Börsenexperten Hans A. Bernecker drei Fragen gestellt.  

Walmart, Target und Kohls haben mit ihren Zahlen die Inflationsängste wieder in die Köpfe der Anleger zurückgebracht. Sind die Einzelhändler besonders schwer betroffen?

Die Inflation im Verbraucherumfeld schlägt bei allen Einzelhändlern am direktesten und deutlich durch. Das entspricht allen Erfahrungen. Die Preisüberwälzungsmöglichkeiten sind im Einzelhandel vielfältig, aber können nicht sofort umgesetzt werden. Dazu ist die Bandbreite des Angebots zu groß. Bei Walmart geht es immerhin um eine Größenordnung im Umsatz von rd. 600 Mrd. $. Auf die Erträge aller Einzelhändler schlägt dies unterschiedlich durch. Wer sich rechtzeitig neu aufgestellt hat, kann dies vermeiden. Z. B. aktuell Macy’s (New York), die nach der Neusortierung ihres Angebots seit über 3 Jahren wieder Anschluss an die vergangenen Erfolge zu finden scheinen. Fazit: In diesem Umfeld sind Einzelhändler kein Investmentthema.

Die Lufthansa bietet für die italienische Fluglinie Ita. Ein kluger Schachzug?

Die Lufthansa würde im Fall einer maßgeblichen Beteiligung von mindestens 51 % den Zugriff auf Rom und/oder Mailand und damit sein Netz von Schlüsselairports in Europa vervollständigen. Die anderen sind Zürich und Wien. Der italienische Partner ist dafür nötig, um den Zugang zur italienischen Wirtschaft aufrechtzuerhalten. Für Italien ist dies auch ein nationales Thema. Italien verfügt über eines der interessantesten Inlandsnetze von Mailand im Norden bis Palermo im Süden. Das ergibt einen Bewertungsaufschlag für Lufthansa um etwa 10 %.

Herr Bernecker, Daimler Truck beteiligt sich an Manz. Ist das der Ritterschlag für Manz?

Manz ist zu allem in der Lage. Die cleveren Schwaben boten sich in den letzten Jahren schon mehrfach als Technologiepartner in verschiedenen Kategorien an. Nun auch im Fall Daimler Truck. Entscheidend ist, wie viel Manz wirklich als Zulieferer für Daimler Truck in das Geschäft einbringt und selbst einen maßgeblichen Anteil an seinen eigenen Umsätzen erreicht. Der Markt bewertet diesen Deal mit einem kräftigen Aufschlag, der vertretbar ist, aber noch zu beweisen wäre. Rd. 300 Mio. € Marktwert sind für einen Ca.-Umsatz von ca. 450 Mio. € und einer Gewinntaxe von über 3 € je Aktie für 2023 mit einem KGV von 12 jedenfalls nicht zu teuer.

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