Federal Reserve: Heute beginnt die nächste Phase der geldpolitischen Straffung - was für Auswirkungen wird der Abbau der Fed-Bilanz auf die Märkte haben?

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Am heutigen Mittwoch tritt die Zinswende der US-Notenbank in ihre nächste Phase ein. Die Federal Reserve beginnt nun damit, ihre auf knapp 9 Billionen Dollar aufgeblasene Bilanz zu verringern, indem sie fällige Staatsanleihen und weitere aufgekaufte Schuldtitel in ihrem Portfolio auslaufen lässt und das freiwerdende Geld nicht mehr für den Kauf weiterer Anleihen verwendet. Ein aktiver Verkauf der in ihrer Bilanz liegenden Anleihen findet damit bisher nicht statt, die Fed verringert ihre Bilanz mit diesem Vorgang vorerst passiv. Die ehemalige Fed-Vorsitzende und derzeitige Finanzministerin der USA, Janet Yellen, hatte diesen Prozess zuletzt – etwas beschönigend – als wie „Farbe trocknen lassen“ beschrieben, um die geringen erwarteten Auswirkungen auf die Finanzmärkte zu betonen. 

In den kommenden drei Monaten wird die Bilanz der Notenbank damit um 47,5 Milliarden Dollar monatlich abgebaut. Danach soll sich das Volumen auf 95 Milliarden US-Dollar erhöhen. Laut Berechnungen des Wells Fargo Institutes könnte die Bilanz der Fed, sollte es bei diesem Kurs bleiben, bis Ende des Jahres 2023 damit um 1,5 Billionen Dollar abgebaut werden. Laut den Prognosen der Analysten könnte eine Reduzierung dieser Höhe einen Effekt wie eine weitere Erhöhung des Leitzinssatzes um 75 bis 100 Basispunkten entsprechen – zusätzlich zu den vom Markt prognostizierten Zinssatz von 3,25 – 3,5 Prozent bis Ende 2023.

Welche Auswirkungen wird der Bilanzabbau tatsächlich haben?

Die große Frage ist, wie sich der Bilanzabbau der Fed tatsächlich auf die Finanzmärkte und die Wirtschaft auswirken wird. Die Quantitative Straffung ist ein weiteres Werkzeug der Fed im Kampf gegen die Inflation, da die Geldmenge im Wirtschaftskreislauf durch diese Maßnahme verringert wird. Jedoch erzeugt die dadurch wegfallende Liquidität an den Anleihemärkten weiteren Zinsdruck. „Eine quantitative Straffung kann den Aufwärtsdruck auf die Realrenditen verstärken“, sagte das Institut. „Zusammen mit anderen Formen der Verschärfung der Finanzierungsbedingungen stellt dies einen weiteren Gegenwind für Risikoanlagen dar.“

Unmittelbar wird sich die quantitative Straffung damit vor allem auf die Anleihemärkte auswirken, da die Fed als Käuferseite wegfällt, die Nachfrage sinkt und die realen, also inflationsbereinigten Renditen in die Höhetreiben könnte, da Anleger auf der Geldgeberseite höhere Anreize brauchen, um als Käufer und damit Risikoträger während der Laufzeit einer Anleihe infrage zu kommen.

Eine Steigerung der Realrenditen könnte sich damit auch negativ auf Aktien auswirken, da sie dadurch unattraktiver für Anleger wirken. Jedoch sind Anleihen selbst bei den prognostizierten Renditen von 3,5 Prozent oder mehr bis 2023 immer noch tief im Bereich einer negativen Realrendite, angesichts von Inflationsraten in Höhe von 8 Prozent und mehr in den USA und in Europa.

„Ich glaube, wir kennen die Auswirkungen von QT noch nicht, zumal wir diese Bilanzverschlankung in der Geschichte nicht oft durchgeführt haben“, wird Dan Eye, Chief Investment Officer der in Pittsburgh ansässigen Fort Pitt Capital Group, vom Branchenportal Marketwatch zitiert. „Aber es ist eine sichere Sache zu sagen, dass es Liquidität aus dem Markt zieht, und es ist vernünftig zu glauben, dass ein Abzug von Liquidität die Bewertungen bis zu einem gewissen Grad beeinflusst.“

Klar ist, dass der nun gestartete Abbau der Notenbankbilanz eine weitere Verschärfung der geldpolitischen Straffung darstellt – in einer Phase, in der die Stimmung an den Finanzmärkten ohnehin extrem pessimistisch ist. Eine weitere Verschärfung der Finanzierungsbedingungen für Unternehmen durch die erwartete Steigerung der Zinssätze an den Anleihemärkten erhöht die Gefahr einer Rezession – ein Umstand, der an den Aktienmärkten vielleicht noch deutlicher eingepreist werden muss, sollten sich die Effekte des Fed-Bilanzabbaus in den nächsten Monaten bemerkbar machen.

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