Markt-Update: Analyst: "Hoffnung auf Bodenbildung könnte verfrüht gewesen sein" - Zalando leiden unter Abstufung, Lanxess bauen Vortagsgewinne aus

onvista · Uhr
Quelle: solarseven/Shutterstock.com

Nachdem der Dax am Vortag einen Rückschlag verkraften musste, kommt der deutsche Leitindex im heutigen Handel nur wenig vom Fleck. Bis zum späten Mittag notiert der Index mit einem leichten Plus von 0,25 Prozent auf einem Niveau von 14.426 Punkten.

Öffnungen in Shanghai liefern noch keine Impulse

Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets sieht den Dax aktuell auf Konsolidierungskurs. Zuletzt habe die Aussicht auf ein Ende des Lockdowns in Shanghai die Rezessionssorgen verringert. "Ob und wann die heutigen Öffnungen in China allerdings einen positiven Effekt für die arg strapazierten Lieferketten haben werden, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abzuschätzen", erklärte Molnar.

Die Hoffnungen der Anleger auf eine Bodenbildung am Aktienmarkt könnten verfrüht gewesen sein, sagte Jochen Stanzl, Marktanalyst von CMC Markets. Der Dax bleibe unterhalb der Marke von 14.900 Punkten technisch angeschlagen. Seit Jahresbeginn hat er rund neuneinhalb Prozent verloren.

Die deutschen Verbraucher lassen wegen der hohen Inflation bereits deutlich weniger Geld in den Kassen der Einzelhändler. Deren Umsatz fiel im April um 4,7 Prozent niedriger aus als im Vormonat. Besonders schlecht liefen die Geschäfte mit Lebensmitteln. Für Unbehagen sorgt auch weiterhin der hohe Ölpreis, der die Inflationssorgen der Anleger schürt. Nach dem beschlossenen EU-Embargo für einen Großteil russischer Ölimporte und dem Ende des Corona-Lockdowns in Shanghai verteuerte sich die Sorte Brent aus der Nordsee um 1,5 Prozent auf 117,30 Dollar je Barrel (159 Liter).

Inflation trübt Konsumlaune

Der anhaltende Preisanstieg erhöht Experten zufolge zugleich den Handlungsdruck auf die Zentralbanken und schürt somit die Angst der Investoren vor noch schneller und noch stärker steigenden Zinsen. Dabei rückt angesichts der Rekord-Teuerung im Mai im Euro-Raum vor allem die Europäische Zentralbank in den Fokus. "Während sich für die Fed erste Anzeichen eines nachlassenden Inflationsdrucks zeigen, läuft die EZB der Entwicklung noch massiv hinterher", sagte Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel. "Damit werden neben der Anhebung der Einlagenzinsen auf das Nullniveau auch mehrere Leitzinsanhebungen bis zum Jahresende immer wahrscheinlicher." Am Abend (MEZ) veröffentlicht die US-Notenbank Federal Reserve ihren Konjunkturbericht, von dem sich Anleger geldpolitische Signale erhoffen.

SAP können Gewinne nicht halten

Die Aktien des Dax-Schwergewichts SAP konnten ihre Anfangsgewinne nicht halten. Zunächst hatten sie von einem besseren Gewinnausblick des Konkurrenten Salesforce profitiert, indem sie um bis zu 1,5 Prozent stiegen. Dann aber rutschten sie sogar leicht ins Minus ab. Ein Börsianer erklärte den abbröckelnden Kurs mit zunehmenden Befürchtungen, dass Salesforce der deutschen Softwareschmiede Marktanteile abjagen könnte.

DWS Talfahrt verschärft sich

Die Papiere der DWS stürzten um weitere 7 Prozent ab und weiteten die Verluste binnen zwei Handelstagen auf fast 13 Prozent aus. Tags zuvor hatte die Meldung über eine Durchsuchung der Geschäftsräume die Aktien der Fondsgesellschaft vom höchsten Stand seit Mitte Februar nach unten gerissen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Frankfurt besteht der Verdacht des Kapitalanlagebetrugs. Die Muttergesellschaft Deutsche Bank reagierte in der Nacht zum Mittwoch und kündigte einen Chefwechsel bei der DWS an.

Zalando leiden unter Abstufung

Die Titel von Zalando büßten 3,0 Prozent ein. Die britische Bank Barclays hatte die Aktien des Online-Modehändlers von "Overweight" auf "Equal Weight" abgestuft und das Kursziel auf 48 Euro gesenkt. Zalando habe zwar langfristig gute Aussichten, stehe jedoch auf kurze Sicht insbesondere in Deutschland vor Herausforderungen, da die hohe Inflation die Kauflaune der Menschen dämpfen dürfte, glaubt Analyst Andrew Ross.

Lanxess bauen Vortagsgewinne aus

Die Aktien von Lanxess bauten ihre Vortagesgewinne nach positiven Analystenreaktionen auf die Ausgliederung des Geschäfts mit Spezial-Kunststoffen aus. Mit 2,5 Prozent Kursplus ging es für die Papiere des Spezialchemiekonzerns auf ein weiteres Hoch seit Ende Februar. Das tags zuvor gemeldete Gemeinschaftsunternehmen mit der Beteiligungsgesellschaft Advent honorierten die Anleger damit insgesamt mit einem Kurszuwachs von rund 14 Prozent. Analyst Andreas Heine vom Investmenthaus Stifel sprach eine Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 65 Euro aus.

onvista/dpa-AFX

Das könnte dich auch interessieren

Meistgelesene Artikel