Bitcoin: Industrie ruft den nächsten „Krypto-Winter“ aus – für langfristig orientierte Anleger sollte das Musik in den Ohren sein

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)
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Während Bitcoin und der restliche Krypto-Markt bereits seit Ende letzten Jahres in einer engen Korrelation mit den Gesamtmärkten einer herben Korrektur unterlaufen sind, hat in den letzten Wochen der Kollaps des Projekts Terra Luna und dessen an den US-Dollar gebundenen Stablecoin UST für ein Stimmungstief am Markt gesorgt. 

Viele Stimmen aus der Krypto-Industrie haben nun den nächsten „Krypto-Winter“ ausgerufen, also eine langanhaltende, schwache Marktphase, wie man sie zuletzt zwischen den Jahren 2018 und 2020 bei Kryptowährungen gesehen hat.

Führende Köpfe der Industrie erwarten ähnliche Entwicklung wie nach der Dotcom-Blase

Dieser Umstand wird von der Industrie jedoch nicht als negativ angesehen, wie viele Aussagen von Akteuren aus der Industrie während des Weltwirtschaftsforums in Davos gezeigt haben, bei dem der Krypto-Sektor in diesem Jahr sehr breit vertreten war.

„Eine der Auswirkungen dessen, was wir letzte Woche während des Terra-Kollapses gesehen haben, ist, dass wir uns in einem Stadium befinden, in dem es im Grunde viel zu viele Blockchains gibt. Und das verwirrt die Benutzer und es birgt auch einige Verbraucher-Risiken“, sagte Bertrand Perez, CEO der Web3 Foundation, letzte Woche auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos, Schweiz, gegenüber dem Nachrichtensender CNBC. „Wir befinden uns in einem Bärenmarkt. Und das finde ich gut. Es ist gut, weil es die Leute wieder vertreiben wird, die aus schlechten Gründen in den Markt gekommen sind“, so Perez. „Wie zu Beginn des Internets gab es viele Dotcom-Unternehmen und viele davon waren Betrügereien und brachten keinen Wert, und all das wurde mit der Zeit bereinigt. Und jetzt haben wir sehr nützliche und seriöse Unternehmen in diesem Bereich.“

Brett Harrison, CEO der Kryptowährungsbörse FTX U.S., hält eine Dynamik ähnlich wie die nach der Dotcom-Blase ebenfalls für ein wahrscheinliches Szenario und prognostiziert, dass die meisten der derzeit hunderten Blockchains und Krypto-Projekte nicht überleben werden. „In 10 Jahren wird es wahrscheinlich nicht mehr hunderte verschiedener Blockchains geben, sondern es wird ein paar klare Gewinner für verschiedene Arten von Anwendungen geben. Und wir werden im Laufe der Zeit sehen, wie das am Markt geklärt wird.“

Stimmung an der regulatorischen Front hat sich im konstruktiven Sinne verändert

Auch was die Beziehung des Sektors mit den Regierungen und Aufsichtsbehörden angeht, hat sich laut einigen führenden Köpfen der Industrie in den vergangenen Jahren einiges zum positiven verändert.

„Ich denke, wir haben einen langen Weg zurückgelegt seit vor drei oder vier Jahren, als ich hier in Davos angekommen war und jemand sagte, wissen Sie, Krypto ist hier immer noch ein gebrandmarktes Wort. Das ist nicht mehr der Fall. Ich glaube also definitiv nicht, dass „Antagonismus“ die richtige Beschreibung wäre. Ich denke ‚Neugier‘ passt besser“, sagte Ripple’s CEO Brad Garlinghouse.

Hype im Bullenmarkt – Wertschöpfung im Bärenmarkt

Bereits nach dem letzten Krypto-Hype im Jahr 2017, als sogenannte Initial Coin Offerings das große Ding waren, hat man im darauffolgenden Bärenmarkt ein deutliches Auswaschen des Marktes sehen können. Die meisten der damals großen Projekte, die die Top-Rankings der Marktkapitalisierung belegt haben, sind heute entweder komplett von der Bildfläche verschwunden oder wirtschaftlich irrelevant für den Sektor geworden. Die Projekte, die den anschließenden Bärenmarkt jedoch auf konstruktive Weise genutzt haben, um sich weiterzuentwickeln und Dinge aufzubauen, haben enorm davon profitiert und sind seit 2020 zu dominierenden Größen der Branche geworden. Dazu zählt die Blockchain Ethereum, die die mit Abstand wichtigste Infrastruktur des ganzen Ökosystems darstellt und eine Heimat für tausende von Krypto-Projekten bietet, aber auch die Krypto-Börse Binance, die in den letzten Jahren zur bedeutendsten Krypto-Handelsplattform der Welt aufgestiegen ist. Im derzeitigen Bärenmarkt dürfte ein ähnliches Aussieben stattfinden und nur die wirklich konstruktiven Projekte überleben lassen.

Als Anleger bietet sich die derzeitige Marktphase als exzellente Möglichkeit an, um vielversprechende Projekte zu finden und Positionen aufzubauen. Jedoch erfordert das gerade bei Altcoin-Projekten eine Menge Zeit und Ressourcen. Ein Projekt zu finden, dass durch den Bärenmarkt kommt und im nächsten Aufschwung profitiert, gestaltet sich als Suche nach der Nadel im Hauhaufen.

Anleger, die einen Gang tiefer schalten, jedoch trotzdem vom derzeitigen Bärenmarkt profitieren wollen, konzentrieren sich lieber auf die beiden Sektor-Schwergewichte Bitcoin und Ethereum, die sich mittlerweile durch ihre lange Reputation, extrem starke Netzwerkeffekte und Verbreitung ausgezeichnet haben.

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