Dax: Sell-Off an der Wall Street geht weiter - Dax versucht Kursverfall zu stoppen - Ölpreise geben nach

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DEUTSCHLAND: STABILISIERUNGSVERSUCH

Der Dax kann am Freitag nach dem Einbruch am Vortag den Rutsch unter die Marke von 13 000 Punkten wohl abwenden. Nach der Verkaufswelle scheint er sich am Tag des großen Verfalls an den Terminbörsen erst einmal zu stabilisieren. Der X-Dax als Indikator für den deutschen Leitindex signalisierte eine Stunde vor dem Xetra-Start ein Plus von 0,92 Prozent auf 13 159 Punkte. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone wird 0,8 Prozent höher erwartet.

Die hohe Inflation und die steigenden Zinsen bleiben die dominierenden Themen und schüren bei den Investoren die Angst vor einer Rezession. Die überraschend deutliche Zinserhöhung in der Schweiz hatte die Kurse am Vortag stark belastet. Auch die Drosselungen der Gaslieferungen aus Russland spielen zunehmend eine Rolle. "Die Sorgen vor einer Rationierung bei Gas im Herbst und Winter und damit die Wahrscheinlichkeit einer Rezession nimmt zu", hieß es von der Dekabank.

Angesichts des Ausmaßes des jüngsten Abverkaufs - in einem extrem nervösen Marktumfeld hat der Dax in nicht einmal zwei Wochen mehr als elf Prozent verloren - sehen Experten aber noch nicht mehr als eine Gegenbewegung. Technisch sei der Dax unverändert im Abwärtstrend und neuerliche Verluste seien möglich, schrieben die Experten der Helaba. Ein Rückfall bis zum Jahrestief bei 12 438 Punkten könne nicht ausgeschlossen werden. Dieses hatte der Dax Anfang März erreicht.

Größere Schwankungen könnte am Freitag der Verfall von Kontrakten an den Terminbörsen mit sich bringen. Im Tagesverlauf werden außerdem Wirtschaftsdaten erwartet, die Hinweise auf die Folgen der extrem hohen Inflation und steigenden Zinsen auf die Konjunktur liefern werden. Dies ist auch entscheidend für den weiteren Spielraum der Notenbanken bei ihren geldpolitischen Straffungen.

Goldman Sachs stufte Eon von "Neutral" auf "Buy" hoch. Die finanziellen Risiken im Zusammenhang mit russischen Gaslieferungen seien für Unipers größten Kunden schwer kalkulierbar, schrieb Analyst Alberto Gandolfi. Ein Lieferstopp sowie eine staatliche Energiepreisbremse dürften in den zuletzt schwachen Aktien aber bereits eingepreist sein. Vorbörslich rückten die Titel auf Tradegate um 1,8 Prozent zum Xetra-Schluss vor.

USA: VERLUSTE

Die Kursgewinne vom Vortag nach der Zinserhöhung in den USA sind nur einen Tag später schon wieder Makulatur. Eine straffere Geldpolitik der Notenbanken von Hongkong, England und überraschend auch der Schweiz haben den Investoren am Donnerstag die Risiken der weltweiten Inflation erneut deutlich vor Augen geführt - mitsamt der damit verbundenen Gefahr einer Rezession. In diesem für Aktien denkbar schlechten Umfeld büßte der Dow Jones Industrial 2,42 Prozent auf 29 927,07 Punkte ein. Das Börsenbarometer fiel erstmals seit Anfang vergangenen Jahres wieder unter die 30 000-Punkte-Marke. Seit dem Rekordhoch im November 2021 hat der Dow rund ein Drittel eingebüßt. Der marktbreite S&P 500 verlor 3,25 Prozent auf 3666,77 Zähler. Der technologielastige Nasdaq 100 sackte um 4,02 Prozent auf 11 127,57 Punkte noch stärker ab.

ASIEN: ÜBERWIEGEND VERLUSTE, GEWINNE IN CHINA

Die wichtigsten Aktienmärkte in Asien haben am Freitag mehrheitlich nachgegeben. In Tokio fiel der japanische Leitindex Nikkei 225 kurz vor Handelsende um 1,4 Prozent. So widersetzt sich Japans Zentralbank dem globalen Trend zur geldpolitischen Straffung im Kampf gegen die hohe Inflation und lässt die Zügel trotz der rasanten Talfahrt des Yen extrem gelockert. Auch in Südkorea und Australien ging es nach unten an den Aktienbörsen. Der Hang-Seng-Index in Hongkong legte hingegen zuletzt um ein Prozent zu. Der CSI-300-Index mit den 300 wichtigsten Unternehmen des chinesischen Festlands gewann 0,7 Prozent.

ANLEIHEN / DEVISEN / ROHÖL

RENTEN:

Bund-Future    144,31    +0,45%

DEVISEN: Euro wieder über 1,05

Der Euro hat sich am Freitagmorgen über der Marke von 1,05 US-Dollar gehalten. Im frühen Handel kostete die Gemeinschaftswährung 1,0525 Dollar und damit etwas weniger als in der Nacht zuvor. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Donnerstagnachmittag noch deutlich tiefer auf genau 1,04 Dollar festgelegt.

Der Yen stand an den Märkten unter Druck, nachdem die japanische Notenbank im Anschluss an ihre Zinssitzung die extrem lockere Geldpolitik bestätigt hatte. Die Bank of Japan gehört damit zu den ganz wenigen Zentralbanken, die den Kampf gegen die Inflation bisher noch nicht aufgenommen haben. In Japan ist die Inflation allerdings auch deutlich niedriger als etwa in der Eurozone, den USA oder Großbritannien. Die Landeswährung Yen leidet seit längerem unter der Haltung der Notenbank. In dieser Woche war sie zum Dollar auf den tiefsten Stand seit fast einem viertel Jahrhundert gefallen.

Vor dem Wochenende stehen in der Eurozone Inflationsdaten auf dem Programm. Es handelt sich um Detaildaten, die jedoch revidiert werden könnten. Bisher bekannt ist, dass die Teuerung im Mai mit 8,1 Prozent auf ein Rekordhoch gestiegen ist. Die EZB strebt auf mittlere Sicht nur eine Inflation von zwei Prozent an. Sie hat für Juli zwar eine erste Zinserhöhung seit elf Jahren angekündigt, hinkt im Inflationskampf vielen anderen Zentralbanken aber hinterher.

Euro/USD       1,0525    -0,23%

USD/Yen             133,95    1,33%

Euro/Yen       140,99    1,10%

ROHÖL: Leichter Rückgang

Die Ölpreise sind am Freitag im frühen Handel leicht gefallen. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 118,92 US-Dollar. Das waren 89 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) sank um 91 Cent auf 116,68 Dollar.

Die Erdölpreise sind in den vergangenen Tagen durch die schlechte Stimmung an den Aktienbörsen belastet worden. Dort löst der Inflationskampf vieler Zentralbanken zunehmend Rezessionsängste aus. Eine wirtschaftliche Talfahrt würde sich auch in einem abnehmenden Rohölverbrauch bemerkbar machen. Entsprechend empfindlich reagieren die Teilnehmer am Ölmarkt auf die vielerorts steigenden Leitzinsen.

Trotz der jüngsten Verluste liegen die Ölpreise auf hohem Niveau. Seit Jahresbeginn haben sie unter teils hohen Schwankungen um etwa 60 Prozent zugelegt. Hauptgründe sind der Krieg Russlands gegen die Ukraine und die Sanktionen überwiegend westlicher Staaten. Russland gehört zu den größten Erdölproduzenten der Welt.  

Brent      119,23    -0,58 USD

WTI        116,90    -0,69 USD

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UMSTUFUNGEN VON AKTIEN

- CITIGROUP HEBT AUMANN AUF 'BUY' (NEUTRAL) - ZIEL 18,50 (17,40) EUR

- GOLDMAN HEBT EON AUF 'BUY' (NEUTRAL) - ZIEL 12,50 EUR

- BARCLAYS HEBT ZIEL FÜR DIAGEO AUF 5040 (4700) PENCE - 'OVERWEIGHT'

- BERNSTEIN SENKT ZIEL FÜR KERING AUF 645 (748) EUR - 'OUTPERFORM'

- BOFA SENKT ZIEL FÜR ASOS AUF 760 (1100) PENCE - 'UNDERPERFORM'

- CREDIT SUISSE SENKT ZIEL FÜR DIAGEO AUF 4400 (4700) PENCE - 'OUTPERFORM'

- GOLDMAN SENKT ZIEL FÜR ASOS AUF 1300 (1850) PENCE - 'NEUTRAL'

- GOLDMAN SENKT ZIEL FÜR BOOHOO AUF 115 (125) PENCE - 'BUY'

- HSBC SENKT COLRUYT AUF 'REDUCE' (HOLD) - ZIEL 25 (35) EUR

- JEFFERIES SENKT ZIEL FÜR AKZO NOBEL AUF 77 (84) EUR - 'HOLD'

- JEFFERIES SENKT ZIEL FÜR DIAGEO AUF 4000 (4400) PENCE - 'BUY'

- JPMORGAN HEBT EQUINOR AUF 'NEUTRAL' (UNDERWEIGHT) - ZIEL 350 (305) NOK

- JPMORGAN SENKT ZIEL FÜR NESTLE AUF 130 (135) CHF - 'OVERWEIGHT'

- RBC SENKT ZIEL FÜR BOOHOO AUF 65 (80) PENCE - 'SECTOR PERFORM'

- SOCGEN SENKT ZIEL FÜR ASOS AUF 3200 (4000) PENCE - 'BUY'

TAGESVORSCHAU / KONJUNKTURPROGNOSEN

TERMINE UNTERNEHMEN

08:00 GBR: Tesco, Q1 Trading Statement

11:00 DEU: Volkswagen Konzern Auslieferungen 05/22

TERMINE KONJUNKTUR

JPN: BoJ, Zinsentscheid

08:00 GBR: Einzelhandelsumsatz 05/22

11:00 EUR: Verbraucherpreise 05/22 (endgültig)

11:00 ITA: Handelsbilanz 05/22

15:15 USA: Industrieproduktion 05/22

15:15 USA: Kapazitätsauslastung 05/22

16:00 USA: Frühindikator 05/22

EUR: S&P Ratingergebnis Lettland

EUR: Fitch Ratingergebnis Bulgarien, 

EUR: Moody's Ratingergebnis Luxemburg, Slowakei

SONSTIGE TERMINE

DEU: Großer Verfallstag an der Börse, Frankfurt/M.

LUX: Treffen des EU-Ministerrates für Wirtschaft und Finanzen, Luxemburg

LUX: Treffen der EU-Gesundheitsminister, Luxemburg

KONJUNKTURPROGNOSEN FÜR DIE EUROZONE, UK UND DIE USA

Prognose/Vorwert

EUROZONE

11.00 Uhr

Eurozone Verbraucherpreise HVPI Mai

Monatsvergleich                                 +0,8                 +0,8*

Jahresvergleich                                  +8,1                 +8,1*

Kernrate

Jahresvergleich                                  +3,8                 +3,8*

GROSSBRITANNIEN

   --- Keine wichtigen Daten erwartet --- 

USA

15.15 Uhr

Industrieproduktion, Mai                          +0,4            +1,1

Kapazitätsausstattung, Mai                       79,2             79,0

16.00 Uhr

Sammelindex Frühindikatoren, Mai             -0,4             -0,3

Redaktion onvista / dpa-AFX

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