Hohe Energiekosten belasten Covestro - Sorge wegen Gasengpass

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Frankfurt (Reuters) - Der Kunststoffkonzern Covestro hat mit den drastisch gestiegenen Energiekosten und Sorgen wegen eines drohenden Gasengpasses zu kämpfen.

Im laufenden zweiten Halbjahr haben die gesamtwirtschaftlichen Risiken noch einmal deutlich zugenommen, insbesondere mit Blick auf die sehr hohen Energiekosten sowie Unwägbarkeiten bei der Gasversorgung an unseren deutschen Standorten", erklärte Finanzchef Thomas Toepfer am Dienstag. Diese machen rund ein Viertel der weltweiten Produktionskapazitäten des Unternehmens aus. Kurzfristig versucht Covestro seinen Gasbedarf etwa durch die Umstellung auf ölbasierte Generatoren zur Dampferzeugung zu senken. Das Unternehmen könne so einen einstelligen Prozentanteil seines Gasbedarfs ersetzen, sagte Toepfer zu Reuters.

Derzeit werden alle Standorte von Covestro noch ausreichend mit Erdgas beliefert. Das Unternehmen verwendet rund 50 Prozent seines Gasbedarfs zur Strom- und Dampferzeugung. "Das können wir zu einem kleinen Teil kompensieren", sagte Toepfer. Die andere Hälfte wird als Rohstoff für die Produktion benötigt, "das lässt sich natürlich nicht ersetzen". Sollte es im weiteren Jahresverlauf zu einer Rationierung der Gasversorgung kommen, könne dies zu einer geringeren Produktion bis hin zum kompletten Stillstand einzelner Anlagen führen. Welche Produkte davon zuerst betroffen seien, wollte Toepfer nicht sagen. Bei einer weiteren Verschärfung der Situation rechnet er mit einem Zusammenbruch ganzer Liefer- und Produktionsketten.

Immer tiefere Spuren hinterlassen unterdessen die hohen Energiepreise bei Covestro. Für 2022 rechnet Toepfer mit Energiekosten von rund 2,2 Milliarden Euro. Zuvor war er davon ausgegangen, dass sich diese im Vergleich zum Vorjahr auf bis zu zwei Milliarden Euro verdoppeln könnten - ursprünglich hatte Covestro Kosten von 1,5 Milliarden für dieses Jahr angenommen. Seine Ergebnisprognose für das Gesamtjahr hatte Covestro deshalb schon am Freitag gesenkt. Zwei Drittel davon seien auf die höheren Energiekosten zurückzuführen und ein Drittel auf die konjunkturelle Eintrübung, sagte Toepfer.

Für 2022 erwartet Covestro nun noch ein Ergebnis (Ebitda) von 1,7 bis 2,2 Milliarden Euro statt von 2,0 bis 2,5 (Vorjahr: 3,1) Milliarden. Schon im Mai hatte das Unternehmen seine Ziele senken müssen, da der Corona-Lockdown in Shanghai Covestro stärker traf als gedacht und sich die höheren Energie- und Rohstoffkosten bemerkbar machten. Auch die Prognose für den freien operativen Cashflow senkte Toepfer erneut. Für das dritte Quartal rechnet Covestro mit einem Ergebniseinbruch auf 300 bis 400 (862) Millionen Euro. Im zweiten Quartal ging das Ergebnis um ein Drittel auf 547 Millionen Euro zurück, fiel damit aber noch besser als erwartet aus. Der Umsatz stieg dank höherer Preise aber auch positiver Währungseffekte um knapp 19 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro.

(Bericht von Patricia Weiß, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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