Was macht die US-Notenbank? Fed-Chefin von San Francisco rechnet weiter mit deutlich anziehenden Zinsen

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Gestern Abend wurden die Sitzungsprotokolle des jüngsten Fed-Meetings publiziert. Die ganz großen Überraschungen blieben aus. Einige Teilnehmer gingen allerdings davon aus, dass die Zinsen auf ein "ausreichend restriktives" Niveau angehoben werden müssen - und dann dort auch für einige Zeit auf dem erhöhten Niveau verweilen sollten - um die Inflation in den Griff zu kriegen.

Ein Riesenfehler von Powell

Bereits im Frühjahr 2021 begannen die US-Verbraucherpreise deutlich anzuziehen, das Inflationsziel bei 2 Prozent wurde zügig und vor allem deutlich überboten (siehe Chart). Der Chef der US-Notenbank bezeichnete die stark anziehende Inflation damals allerdings regelmäßig als "transitory" (vorübergehend) und ignorierte die Warnsignale. Mit einer vorausschauenden Geldpolitik hatte das nichts zu tun.

Einige Marktteilnehmer schüttelten damals bereits den Kopf ob der Tatenlosigkeit der US-Notenbank. Wie wir heute wissen, hat Powell damals einen Riesenfehler begangen - die Inflation der Verbraucherpreise in den USA war nicht "transitory" und kletterte im Anschluss zeitweise über 9 Prozent.

Der Konflikt in der Ukraine hat die Inflation natürlich noch einmal beschleunigt, der Grundstein dafür wurde allerdings weitaus früher gelegt und die Ursache dafür ist vor allem in der jahrelangen ultra-expansiven Geldpolitik der US-Notenbank zu suchen.

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9 Prozent Konsumgüterpreisinflation - das gab es zuletzt in den 1980er Jahren. Das Mandat der Federal Reserve beinhaltet allerdings "Preisstabilität" als Ziel. Allgemeinhin wird eine Inflationsrate von 2 Prozent angepeilt.

Die Zügel werden angezogen

Viel zu spät - im Frühjahr 2022 - begann die Notenbank die geldpolitischen Zügel wieder ein wenig anzuziehen und erhöhte in einem ersten Schritt den Leitzins auf 0,5 Prozent. Zuletzt hat die Fed allerdings das Tempo deutlich angezogen und um zweimal je 75 Basispunkte erhöht da man gemerkt hatte, was für einen Fehler man begangen hatte.

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Die jüngsten US-Konsumentenpreise kamen in der abgelaufenen Handelswoche marginal unter den Erwartungen, unter anderem zurückzuführen auf den zurückgegangenen Rohölpreis. Die Wall Street ging daraufhin direkt wieder in den Euphorie-Modus über - weil einige Marktbeobachter schon wieder von einem Ende der Zinserhöhungen oder gar Zinssenkungen im kommenden Jahr sprachen.

In meinen Augen viel zu früh. Die Federal Reserve ist weit davon entfernt, die Inflation der Konsumgüterpreise in den Griff zu bekommen. Diese befindet sich weiterhin in der Nähe eines 40-Jahreshochs - das 2 Prozent Ziel scheint aktuell Lichtjahre entfernt.

So sieht es auch die Präsidentin der San Francisco Federal Reserve, die in einem Interview auf CNN heute von einer weiteren Zinserhöhung um 50 oder 75 Basispunkte ausging im September.

50 oder 75 Basispunkte?

Aktuell erwartet der Markt mit einer Wahrscheinlichkeit von 63 Prozent einen weiteren Schritt um 50 Basispunkte, ein Schritt um 75 Basispunkte hat aktuell eine Wahrscheinlichkeit von 36 Prozent.

Ende der kommenden Woche beginnt das alljährliche Symposium der US-Notenbank im Bundesstaat Wyoming in Jackson Hole. Die Reden der Notenbanker auf diesem Event dürften diese Wahrscheinlichkeiten noch einmal gehörig durcheinander wirbeln, der eigentliche Zinsentscheid steht allerdings erst am 21. September an.

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