Alkohol: Hochprozentiges für Glas, Gaumen und Depot - Clooney und Musk vs. Diageo, Campari und LVMH

onvista · Uhr
Quelle: Alexander Raths / Shutterstock.com

In dieser Branche tummeln sich nicht nur große Konzerne, sondern vermehrt auch Promis. So hat beispielsweise der berühmte Schauspieler George Clooney die Tequila-Marke Casamigos ins Leben gerufen. Einer seiner Konkurrenten in diesem Geschäft ist der allen Anlegern gut bekannte Elon Musk mit seinem Tesla-Tequila. Leider können Anleger mit den Promi-Drinks nur hochprozentiges genießen. Mit Diageo, Constellation Brands oder LVMH lässt sich dagegen etwas verdienen. Einige Alkohol-Produzenten sind an der Börse notiert. Hierbei gilt das gleiche wie für den Gaumen: Es ist für jeden Geschmack etwas dabei. 

Das Hochprozentige hatte eben schon immer eine Anziehung auf Konsumenten und Investoren. Selbst in Corona-Zeiten stieg der Alkoholkonsum und nicht umsonst macht der weltweite Alkoholmarkt in 2022 ca. 1327 Milliarden Euro Umsatz. Das entspricht ca. 173 Euro, die pro Mensch im Jahr für Alkohol ausgegeben werden. Während der Umsatz mit den hochprozentigen Gütern in den Industrieländern wie Deutschland nur ein geringes Wachstum verzeichnen kann, wird laut der Global Market Research Agentur Fortune Business Insights der Markt in den Schwellenländern deutlich wachsen. Grund dafür sind die steigenden Einkommen und die Erhöhung des Lebensstandards in diesen Ländern, wo laut Fortune Business Insights, Alkohol bisher als hohes Luxusgut angesehen wurde.

Gute Wachstumsaussichten

Der Alkoholmarkt ist aber keineswegs ein angestaubtes Milliardengeschäft, welches einfach so vor sich hin dümpelt, sondern hat exzellente Wachstumsaussichten. Laut einer Studie von Data Bridge Market Research wird der Markt für genussfähigen Alkohol bis 2028 um ca. 6,5 Prozent p.a. wachsen. Weiterhin heißt es, dass vor allem der Biermarkt größter Wachstumstreiber der kommenden Jahre sein wird, da gerade die Popularität von Craft Bieren einen neuen Markt eröffnet habe, welcher weiterhin noch deutliches Wachstum bereithält. Wer mehr dazu erfahren will, kann sich die Studie von Data Bridge hier herunterladen.

Entwicklungsfeld Online-Handel

Laut einer aktuellen Erhebung von Statista macht der Online-Handel im Alkoholmarkt erst 6,6 Prozent der weltweiten Umsätze aus. Weiterhin wird erwartet, dass dieser sowie der Anteil des gastronomischen Alkoholausschanks bis 2025 einen Großteil des neu geschaffenen Marktanteils einnehmen werden, während der stationäre Einzelhandel im Alkoholgeschäft nur stagnieren soll. Grund dafür sind die höheren Kapazitäten von Online-Shops, was verschiedene Marken und die verschiedenen individuellen Qualitätsstufen angeht.

Doch wie kann man als Anleger von dem Aufschwung im Alkoholsegment profitieren, welches gerade in Zeiten eines Shifts von Growth zu Value Aktien nochmals deutlich attraktiver geworden ist? Hier die wichtigsten Aktien aus den Segmenten Bier, Wein und Hochprozentiges:

Doch viele dieser Aktien sind bereits in den letzten Jahren sehr gut gelaufen und haben wie eine Boston Beer Company an Bewertungen mit mehr als dem 40-fachen des Gewinnes gekratzt. Allerdings hat das Management die Planung für die Zukunft etwas vermasselt. Nach mehreren Gewinnwarnungen, kämpft die Aktie damit ihren Kater wieder loszuwerden. Anheuser Busch Inbev hingegen sollten die Anleger zuprosten. 

Anheuser Busch InBev entstand 2008 durch die Fusionierung des amerikanischen Bierkonzerns Anheuser Busch mit der brasilianisch-belgischen InBev. Damit wurde das heutige Unternehmen mit neuem Sitz in Belgien zum größten Bierhersteller der Welt. Laut Bloomberg werden ca. 582 Millionen Hektoliter pro Jahr in den Hallen von Anheuser Busch InBev hergestellt, was mehr als 20 Prozent des weltweit produzierten Hopfensaftes entspricht. Aber auch im heimischen Kühlschrank könnte sich eine Marke des Braukonzerns finden. In Deutschland ist man vor allem mit den Marken Beck's, Corona, Pilsner Urquell und Budweiser im Einzelhandel und in der Gastronomie unterwegs. Doch selbstverständlich ist man nicht nur im europäischen Markt aktiv, sondern es finden sich auch Biermarken in Nord- und Südamerika und selbst im Pazifikraum.

Die Chance:

Das Unternehmen hat also beste Aussichten, vom prognostizierten Wachstum am Alkoholmarkt zu profitieren. Gerade in den Bereichen der Craft-Biere hat Anheuser Busch InBev viele Zukäufe getätigt, welche das Markenportfolio des Unternehmens erweitern und auch eine jüngere Generation besser ansprechen sollen.

Seit Anfang des Jahres hat man den Markt bereits deutlich outperformt und liegt sogar ca. 2 % im Plus. Grund dafür ist die Preissetzungsmacht des Unternehmens sowie sein Ruf als Basiskonsumgüterhersteller. Denn anders als bei anderen alkoholhaltigen Getränken wird Bier für die Mehrheit der Konsumenten auf einer täglichen Basis (oftmals zum Essen) verzehrt und hieran eher selten gespart.

Ähnlich sieht es die Mehrheit der Analysten. Von den letzten 20 Analysen empfiehlt das Papier eine einzige zum Verkauf, 8 zum Halten und ganze 11 zum Kauf. Dabei wird ein durchschnittliches Kurziel von 65 Euro angegeben, was der Aktie ca. 19 % Kurspotential nach oben einräumt.

Das Risiko:

In der bereits angesprochenen Data Bridge Studie wird als größtes Problem für das Wachstum des Biermarkts die wachsende Aufmerksamkeit gegenüber den Folgen von Alkohol genannt. Zwar ist nicht mit Verboten zu rechnen, da das abschreckende Beispiel der Prohibition in den 1930er Jahren gezeigt hat, wozu derartige Verbote führen können, doch höhere Steuern und daraus folgender niedrigerer Konsum sind nicht ausgeschlossen.

Allerdings tragen Investoren in Anheuser Busch InBev nicht nur ein Marktrisiko, sondern auch ein unternehmensspezifisches Risiko, welches bei der weltgrößten Brauerei in der schwierigen Integration der vielen kleinen, in den letzten Jahren übernommenen Unternehmen liegt, was auch der Hauptgrund für den Kursverfall der letzten Jahre war. Sollte es hier zu Schwierigkeiten kommen, müssten diese zu einem vermutlich geringeren Preis liquidiert werden, was Aktionäre nur ungern sehen würden.

Durch die angesprochenen Übernahmen hat sich auch die Schuldenbelastung, welche planmäßig in den nächsten Jahren abgebaut werden soll. Trotzdem hat das Unternehmen noch genug Luft, die bisherige Dividende von 0,35 Euro auf erwartete 0,66 Euro zu erhöhen und dabei nicht aus der Substanz zu zahlen.

Das Fazit:

Die Alkoholbranche ist ein Wachstumsmarkt mit attraktiven Unternehmen. Ob nun die Anheuser Brauerei oder Player wie Heineken, Campari oder Pernod Richard - alle werden sich in den nächsten Jahren bemühen, ihr Stück am wachsenden Kuchen zu vergrößern. Doch in diesem Markt sind eher die langfristigen Engagements diejenigen, welche gute Zukunftsaussichten haben. Die Alkoholbranche bietet viele Valueunternehmen mit teilweise sehr attraktiven Dividendenrenditen, doch sind die Transformationen vieler Konzerne in die Neuzeit noch nicht abgeschlossen oder haben im schlimmsten Fall noch gar nicht begonnen. Deswegen sollte im Idealfall, insofern sich ein interessanter Investment-Case findet, auch der nötige Anlagehorizont mitgebracht werden.

Es können sich Interessenkonflikte ergeben, da der Autor unmittelbar oder mittelbar in folgende Aktien oder Finanzprodukten zugrundeliegenden Aktien investiert ist: LVMH, Pernod Richard

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