onvista Börsenfuchs: „Geht unsre Wirtschaft in die Knie, …“

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Quelle: onvista

Hallo Leute! Ich sammle weiter Profi-Stimmen. In meiner letzten Kolumne hatte ich das Fernglas auf. Denn die Aktienmärkte werden langfristig von strukturellen, internationalen Wandlungsprozessen profitieren. Und damit die Aktionäre.

Aber wie sieht’s momentan aus? „Sell in May and go away“ kennt jeder. Doch der zweite Teil des Spruchs „But remember to come back in September“ ist deutlich weniger bekannt. Die Strategen von Ethenea Independent Investors checken die Lage, wie treffsicher die Börsenweisheit in diesem Jahr ist. Das Ergebnis ist für Börsen-Bullen nicht gerade ermutigend – ich teile die kurz- bis mittelfristige Skepsis.

Nee, in diesem September gibt’s Gegenwind für Aktien und Anleihen. Die Ära der sehr niedrigen und negativen Zinsen ist vorerst vorbei. Die Aktien- und Anleihenmärkte sind aktuell im Bärenmarkt, der makroökonomische Ausblick schwanke zwischen Stagflation und Rezession. Die historisch hohe Inflation ist voll das globale Problem. Und die meisten Zentralbanken (mit Ausnahme von China und Japan) sind wild entschlossen, ihre Politik so lange zu straffen, bis es ihnen gelingt, den Preisanstieg einzudämmen.

Die Markterwartungen, dass die Fed aufgrund eines Inflationshochs oder der Angst vor einer Rezession bald umschwenken würde, haben sich in Luft aufgelöst. Nicht nachlassender Inflationsdruck, ein weiterhin starker Arbeitsmarkt und die Rekordgewinnspannen der Unternehmen unterstützen die restriktive Haltung der amerikanischen Zentralbank. In einem Szenario, in dem die Inflation so hoch ist wie seit zehn Jahren nicht mehr, sich das Wachstum verlangsamt und die Geldpolitik aggressiv gestrafft wird, ist das Risiko einer Rezession erheblich gestiegen. Es wäre daher nicht überraschend, sagt Ethenea, wenn Aktien noch einmal in Richtung ihres Juni-Tiefs oder darunterfallen würden.

Jo, so sieht’s aus. Es gibt auch andere wichtige Einflüsse (und auch andere Vorhersagen), doch ist die Kombination aus Inflation und Rezession nicht der Stoff, aus dem Bullen-Träume real werden. Nach vielen füchsischen Gedichten im Laufe meines Lebens hat mich der September deshalb nur kurz poetisch angeregt: „Geht unsre Wirtschaft in die Knie, ist es für Aktien noch zu früh.“

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