onvista Börsenfuchs: Der Dax verpennt die Krise der Krisen

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Quelle: onvista

Hallo Leute! „Die deutsche Wirtschaft rutscht in eine Rezession“, so der O-Ton am Ende des ersten Absatzes der Ifo-Pressemitteilung. Schlimmer kann’s kaum noch kommen, denn zur gleichen Zeit steht der Rechtsruck als Ergebnis der Italo-Wahlen fest. Noch ein Debakel für Europa. Vielleicht. Der Dax fährt Achterbahn, aber das macht er öfter in volatilen Zeiten. Und manche von Euch, meine Freunde, werden sich jetzt fragen, was das zu bedeuten hat: Hatte die Börse alles schon so oder ähnlich erwartet, waren die schlechten Nachrichten also schon eingepreist? Oder kapieren die Anleger nicht die Tragweite der beiden Entwicklungen?

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich „deutlich verschlechtert“, berichten wie Münchner Wirtschaftsforscher, die in aller Regel besonders hohe Aufmerksamkeit finden. Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist im September deutlich auf den niedrigsten Wert seit Mai 2020 gefallen. Der Rückgang zieht sich durch alle vier Wirtschaftsbereiche. Die Unternehmen bewerteten ihre aktuelle Geschäftslage klar schlechter. Auch hat der Pessimismus mit Blick auf die kommenden Monate deutlich zugenommen. Im Einzelhandel fielen die Erwartungen sogar auf ein historisches Tief. Im Verarbeitenden Gewerbe ist der Index spürbar gefallen. Die Unternehmen waren unzufriedener mit den laufenden Geschäften. Sie blicken mit großer Sorge auf das nächste halbe Jahr! Die Erwartungen waren zuletzt im April 2020 so pessimistisch. Die Stimmung hat sich in nahezu allen Branchen verschlechtert. Der Auftragsbestand war weiter rückläufig.

Die ersten Reaktionen von Anlagestrategen klangen trotzdem ziemlich gelassen: Insgesamt bestätigt die Ifo-Umfrage unsere Einschätzung, dass sich die deutsche Wirtschaft bereits im dritten Quartal auf dem Weg in die Rezession befindet. In den beiden folgenden Quartalen wird sich die Krise wohl noch einmal vertiefen. Für das Jahr 2023 erwarten wir einen Rückgang der Wirtschaftsleistung in Deutschland um knapp 2%, verbreitet die DZ Bank. Und zum zweiten heiklen Thema heißt es: Italien wählt rechts, die große Marktpanik bleibt aber wie erwartet aus. Die Märkte haben vergleichsweise moderat auf den Wahlausgang in Italien reagiert. Die Risikoaufschläge italienischer Staatsanleihen gegenüber Bundespapieren stiegen am Morgen um bis zu sechs Basispunkte. Die italienischen Aktienmärkte konnten sogar etwas stärker als andere europäische Indizes zulegen. Die Mehrheit der Anleger hatte den Erfolg der rechten Parteien erwartet und den Ausgang bereits im Vorfeld weitestgehend eingepreist. Auch sind die Investoren insofern erleichtert, dass das rechte Bündnis eine verfassungsändernde Zweidrittelmehrheit verpasst hat.

Erleichterung vielleicht auch wegen Putin vs. Ukraine? Nee, das wäre zu schön, um wahr zu sein. Ich teile eher die Ansicht im kürzlichen Kommentar eines routinierten Börsenbeobachters, der das „Krisenbündel“ beklagt. Denn das überfordert die Anleger – Profis und Private. Und man kann sich an (fast) alles gewöhnen. Das solltet Ihr lieber nicht tun! Ich würde mich darauf einstellen, dass wir noch schlimmere Nachrichten kriegen und neue Börsentiefs sehen werden.

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