onvista Börsenfuchs: Zu viel Mist stinkt der Börse

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Quelle: onvista

Hallo Leute! Tauscht gedanklich doch mal die Rollen und mimt den Anlageberater: Euch sitzt ein älterer Unternehmer gegenüber, der noch einen Betrag von rund 100.000 Euro investieren will. Ein Mann der Wirtschaft, der weiß was abgeht. Der erwartet auch vernünftige (= nachvollziehbare) Antworten und eine gut begründete Strategie. Aber was wollt Ihr dem jetzt konkret raten? Wir haben es mit viel zu viel Mist zu tun, bei uns, unseren europäischen Nachbarn und global. Damit wird der weitere Wirtschafts- und Börsenverlauf unberechenbar. Da muss man gar nicht versuchen, mittel- bis langfristig nach vorn zu blicken: Jeder Börsentag (fast jeder) zeigt eindrucksvoll, was zu viel Unsicherheit bedeutet.

Ich selbst halte bekanntlich das kurzfristige Zocken an sich für zu gefährlich. Trotzdem muss ich beim Schreiben immer aufpassen, dass die Stimmung nicht gleich wieder umschlägt, so dass der Aktienmarkt im Handelsverlauf anders aussieht als ein paar Stunden vorher. „Hohe Volatilität“ nennen das die Profis. Heute lese ich ein Interview mit Jens Ehrhardt (DJE Kapital), der die Lage treffend schildert: „Eine geopolitisch extrem schwierige Situation, ausgelöst durch den russischen Einmarsch in die Ukraine, trifft zusammen mit einer restriktiven monetären Politik, über die die Notenbanken eine weit aus dem Ruder gelaufene Inflation einzudämmen versuchen: Eine solche Kombination ist nach meiner Erinnerung einzigartig und in dieser Verbindung noch nie in der jüngeren Börsengeschichte vorgekommen. Sie wäre allenfalls vergleichbar mit dem ersten Halbjahr 1962, gut zehn Jahre vor meinem Beginn als Vermögensverwalter." Was ist also tun?

Geldanlage ist eine sehr individuelle Sache und jeder muss für sich selbst die Frage beantworten: Die Strategen der Helaba leisten Orientierungshilfe. Wie viel Risiko kann oder möchte ich eingehen? Der Versuch, den optimalen Zeitpunkt für den Ein- bzw. den Ausstieg zu erwischen, wird selten von Erfolg gekrönt sein. Daher bietet es sich an, in Chance-Risiko-Kategorien zu denken. Ein wertvoller Wegweiser bietet dabei die Bewertung. Zwar neigen Aktien dazu, nach unten wie nach oben zu übertreiben. Auf Sicht von mehreren Jahren zahlt es sich jedoch aus, Aktien dann zu kaufen, wenn sie unterbewertet sind. Auf Basis der gängigsten Bewertungskennziffern Kurs-Gewinn-Verhältnis, Kurs-Cashflow-Verhältnis, Kurs-Buchwert-Verhältnis sowie Dividendenrendite beträgt der faire Wert des Dax derzeit 14.700 Punkte. Helaba: Auf dem aktuellen Niveau sind deutsche Standardwerte damit klar unterbewertet.

Kann es zwischenzeitlich noch weiter nach unten gehen? Ja, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass sich die von den Landesbankern prognostizierte Erholung erst etwas später einstellen wird. Wer allerdings bereit ist, dieses Risiko einzugehen, dem winken nach Überzeugung der Helaba auf Sicht der kommenden Jahre überdurchschnittliche Renditechancen. Na also, das ist doch eine Ansage. Zu guter Letzt wird sich der Anleger vielleicht zu Euch rüber beugen und mit verhaltener Stimme ein Wort mit Fragezeichen in den Raum stellen: „Porsche?“ Ich würde zumindest wie folgt antworten: „Für die Garage ja, auf jeden Fall.“

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