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dpa-AFX · Uhr
    Zu wenig Ware im Angebot, Kommentar zu Snap von Karolin Rothbart
Frankfurt (ots) - Ein Live-Video vom jüngsten Absturz des Snap-Kurses wäre mit
Sicherheit viral gegangen. Um 30 Prozent ist die Aktie des Betreibers der
Foto-App nach Bekanntgabe der Quartalszahlen abgerauscht - im Vergleich zu dem,
was viele Influencer sonst so auf ihren Plattformen fabrizieren, ist das
durchaus spektakulär. Mittlerweile sind die Titel nicht einmal mehr halb so viel
Wert wie zum IPO im Jahr 2017. Damals hatte sich der Quartalsumsatz
vervierfacht. Heute, wo die Werbewelt mit den Folgen der Corona-Pandemie, dem
Krieg in der Ukraine und mit einer Inflation enormen Ausmaßes fertig werden
muss, ist Snap von diesem Tempo meilenweit entfernt. Die Erlöse stiegen zuletzt
noch um 6 Prozent. Seit dem Listing ging es nie so zäh voran.

Auch der Blick nach vorn ernüchtert. Im vierten Quartal, wo im Werbebusiness
traditionell am meisten Musik drin ist, rechnet CEO Evan Spiegel mit einer
Stagnation.

Nun ist es zwar oft nicht ratsam, ein Muster aus der Vergangenheit abzuleiten.
Dass sich aber auch diese Krise eines Tages legen wird, trauen sich Beobachter
heute schon zu sagen. Damit wird gleichsam für die digitale Werbebranche
mittelfristig weiteres Wachstum prognostiziert. Allein in den USA dürften die
Ausgaben der Vermarkter laut Insider Intelligence von 2021 bis 2025 um etwa 50
Prozent auf mehr als 300 Mrd. Dollar zunehmen. Hinzu kommt: Viele große
Werbekunden haben trotz Rezessionsängsten auch jetzt schon nicht vor, ihre
Budgets für 2023 groß zu beschneiden. Das hat eine Umfrage der World Federation
of Advertisers unter 43 Konzernen ergeben. Demnach will ein Drittel davon die
Ausgaben reduzieren, ein Drittel will sie steigern und 40 Prozent unverändert
lassen.

Das Problem ist also nicht nur der aktuell schwache Werbemarkt. Neben den
verschärften Datenschutzmaßnahmen von Apple ist es auch die starke Konkurrenz
von Tik Tok. Die Kurzvideo-App wächst rasant. Keine andere Plattform schafft es,
ihre Nutzer dermaßen lange zu fesseln: Die durchschnittliche monatliche
Verweildauer von fast 29 Stunden stellt derzeit sämtliche Rivalen in den
Schatten - einem ausgefeilten Algorithmus, der durch die kurzen Videos schnell
dazulernt, sei Dank. Und das ist es nun mal, womit die App punktet:
Aufmerksamkeit. Das ist die Ware, für die Werbetreibende zahlen. Deswegen hat
Insider Intelligence Tik Tok zuletzt auch eine Verdreifachung der Werbeumsätze
in diesem Jahr vorausgesagt - trotz Krise.

Auf Snapchat verbrachten Nutzer zuletzt 6 Stunden pro Monat. Auf Facebook waren
es 15,5. Für sie dürfte die Aufgabe damit klar sein: Das Warenangebot muss
vergrößert werden. Ob das mit erweiterter oder virtueller Realität gelingen
kann, sei mal dahingestellt.

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