Der wertvollste Dax-Konzern will weg

Markt Update: Abgang von Linde belastet Dax – Hohe Energiepreise setzen Covestro zu – SAP erobert Dax-Spitze

onvista · Uhr
Quelle: Stonel/Shutterstock.com

Gestern hat der Dax kurzzeitig die 13.000-Punkte-Marke überschritten. In der ersten Stunde des Handels konnte der Leitindex diese magische Marke nicht knacken und hat kurz vor 10 Uhr nahezu alle Gewinne abgegeben, nachdem er in den ersten Minuten bis auf 12.981 Punkte kletterte.

Was den Dax besonders stark belastet: Linde will sich vom deutschen Aktienmarkt zurückziehen und nur noch in den USA handelbar sein. Damit verliert der Dax seinen wertvollsten Konzern. Im weiteren Verlauf dürfte sich das Interesse der Anleger auf das Ifo-Geschäftsklima in Deutschland verlagern, das sich weiter eingetrübt haben dürfte. Dies wird den Dax wohl weiter unter Druck setzen.

SAP kletterte an Dax-Spitze

Heute hat der Softwareriese SAP seine Zahlen vorgelegt. Sie haben der Aktie bereits im vorbörslichen Handel ein Plus von zeitweise über 1,9 Prozent beschert. Diesen Impuls hat SAP in den ersten Handelsminuten übernommen und kletterte um mehr als 4,5 Prozent an die Dax-Spitze.

Ein Händler sagte, dass die Zahlen den Erwartungen weitgehend entsprochen hätten, nannte als „Haar in der Suppe“ allerdings das leicht reduzierte Ziel für den für Aktionäre interessanten freien Barmittelzufluss (FCF). Hier geht der scheidende Finanzchef Luka Mucic nur noch von rund 4,5 Milliarden statt wie bisher von mehr als 4,5 Milliarden Euro aus.

Knut Woller, Analyst der Baader Bank, sah zwar Negatives, und verwies neben dem gesenkten FCF-Ziel auf die schwächer als erwarteten Lizenzumsätze im dritten Quartal oder auch das verfehlte Quartalsergebnis je Aktie. Dennoch liegt sein Fokus angesichts der aktuellen Bewertung der SAP-Aktie auf dem Positiven. Der operative Quartalsgewinn sowie die im Jahresvergleich gesteigerte Bruttomarge im Cloud-Geschäft seien Pluspunkte vor dem Hintergrund der aktuellen gesamtwirtschaftlichen Probleme.

Linde will sich vom Dax verabschieden, Aktien fallen

Der deutsch-amerikanische Konzern für Industriegase Linde hat angekündigt, sich von der Frankfurter Börse zurückzuziehen und nur noch in den USA handelbar zu sein. Besonders schmerzvoll für den Dax: Er würde damit sein wertvollstes Mitglied verlieren. Derzeit liegt die Marktkapitalisierung bei über 145 Mrd. Euro. Auf dem zweiten Platz steht SAP mit über 106,9 Mrd. Euro.

Der Verwaltungsrat hat diese Entscheidung gestern getroffen und will sie den Aktionären zur Abstimmung vorlegen. Der Grund: Die doppelte Notierung in den USA und in Deutschland wirken sich negativ auf die Bewertung aus. Linde überschreitet regelmäßig die Kappungsgrenze des Dax, die bei zehn Prozent liegt. Keine Aktie darf zu mehr als 10 Prozent im Dax gewichtet werden. Daher müssen besonders Anbieter von Dax-ETFs öfter die Aktien verkaufen, was den Kurs bremst. Solche Kappungsgrenzen sind in den USA nicht üblich.

Bisher können Anleger die Aktien in Frankfurt als auch in New York erwerben; die meisten Linde-Aktien werden jedoch in den USA gehandelt.

Covestro: Aktie nach Zahlen unter Druck

Covestro hat die Prognose gesenkt. Der Grund sind die hohen Preise für Gas und Energie. Markus Steilemann, Vorstandsvorsitzender von Covestro, rechnet zwar immer noch mit einem Gewinn von 1,7 bis 1,8 Mrd. Euro vor Steuern. Bisher lag die Prognose allerdings bei 1,7 bis 2,2 Mrd. Euro.

Die Anleger schickten daraufhin die Covestro-Aktie auf Talfahrt. Sie liegt derzeit mit einem Minus von 2,9 Prozent auf dem vorletzten Dax-Platz. Nur Linde performt noch schlechter.

Daimler Truck: Der Aufbau der Lade-Infrastruktur muss schneller gehen

Daimler Truck kritisiert den zu langsamen Aufbau der Ladeinfrastruktur für E-Autos. Hier sei ganz klar die Politik gefordert. Karin Radström, die LKW-Chefin für Europa und Lateinamerika, sagte, dass sie nicht das Gefühl habe, dass die Politiker den Ernst der Lage erkennen. Man müsse jetzt damit anfangen und nicht erst 2030, wenn es schon zu spät sein kann.

Radström sagte aber auch, dass die Absatzzahlen bei Daimler Truck stimmen und die Nachfrage unverändert hoch sei. Es sei merkwürdig, so die Vorständin weiter, in der Zeitung immer von einer Rezession zu lesen, wenn die eigenen Auftragsbücher etwas anderes sagen.

(mit Material von dpa-AFX)

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