Tabak: Renditen mit der Sucht – Phillip Morris, Swedish Match & Altria

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In dieser Branche gibt es trotz aller Verwerfungen am Markt nicht nur fast ausschließlich Kursgewinner, sondern auch fette Dividendenrenditen. Das Geschäft mit Tabak boomt, auch wenn es schon vor Jahren totgesagt wurde. Wer hier von jedem Glimmstängel seinen Teil nicht in der Lunge, sondern im Portemonnaie wiederfinden will, den erwartet eine breite Auswahl an Konzernen mit vielfältig unterschiedlichen Zukunftskonzepten.

Die Tabakbranche

Tabak ist seit vielen Jahrhunderten fester Bestandteil des westlichen Kulturlebens. Von der Pfeife über die Zigarre bis hin zur Zigarette, die Art des Konsums mag sich geändert haben, jedoch nicht, was konsumiert wird. Seit etwa 120 Jahren ist die Tabakbranche sehr erfolgreich und stets profitabel am Weltmarkt aktiv. Denn Rauchen ist eine Sucht und geraucht wird deshalb immer. Die Tabakindustrie hat sich durch die starke Abhängigkeit des Nikotin-Wirkstoffes ein sehr krisensicheres Geschäft aufbauen können. Doch natürlich muss man auch den negativen Aspekt von schweren Krankheiten und früheren Todesfällen in Kauf nehmen. Doch es stellt sich die Frage, wie wächst eine Industrie, der nach und nach die Kunden wegsterben überhaupt noch? 

Wachstumsaussichten

Der Tabakindustrie helfen zwei wesentliche Faktoren beim Erhalt und Wachstum des Marktes. Der erste ist exzellentes Marketing, welches es immer wieder schafft, jüngere Generationen anzusprechen. Auch wenn zum Beispiel in Deutschland an vielen Stellen nicht mehr für Zigaretten geworben werden darf und inzwischen sehr abschreckende Bilder auf den Verpackungen kleben, ist der Umsatz der Tabakindustrie noch lange nicht auf null. Laut OECD ging die Anzahl der Raucher in Deutschland von 2009 auf 2019 um 10 Prozent zurück, liegt aber immer noch bei etwa einem Fünftel der gesamten Bevölkerung. Deswegen konnten hierzulande im Jahr 2021 auch die unglaubliche Zahl von 71 Milliarden Zigaretten umgesetzt werden.

Gepaart mit dem zweiten Faktor, dem Aufstieg der Schwellenländer, in welchen Rauchen lange als Luxus galt, ist der Umsatz der Tabakindustrie so keineswegs rückläufig. In einer Studie zum weltweiten Tabakmarkt (Details zur Studie gibt es hier) der indischen Marktforschungsagentur Mordor Intelligence heißt es:

Ein veränderter Lebensstil, kontinuierliche Produktinnovationen in Bezug auf Geschmack, Größe, Inhaltsstoffe und Nikotingehalt sowie die Überzeugung der Verbraucher, dass Rauchen Stress und Angst reduziert, sind einige der Hauptfaktoren, die das Wachstum des untersuchten Marktes vorantreiben

Mordor Intelligence Marktforschung

Mordor bemisst das jährliche Wachstum des Tabakmarktes auf ca. 6,6 % pro Jahr. Weitere Treiber des Wachstums sind laut der Agentur die kontinuierlich gute Lobbyarbeit der letzten Jahre, sowie das Wachsen des Marktes für E-Zigaretten, mit dem eine junge, online-orientierte Zielgruppe angesprochen werden konnte. So benutzten laut CDC bereits im Jahr 2018 ca. 2,3 Millionen Jugendliche aus amerikanischen High- und Middleschool (Alter von 11 bis 18) elektronische Tabakprodukte und 4,5 Millionen ordinäre Produkte. Obwohl dies in den USA erst ab einem Alter von 21 erlaubt ist, zeigt, welchen Einfluss die Branche schon auf junge Menschen haben kann, die schnell zu Lifetime-Customers konvertiert werden.

Die Angst vor Verboten

Doch wer derartig moralisch fragwürdige Geschäfte macht, der muss auch mit Verboten rechnen. Bestes Beispiel ist der Staat Neuseeland, der den Preis pro Packung Zigaretten auf umgerechnet über 20 Euro erhöhte. Ähnliches hat man bei den alkoholischen Getränken vor. Doch laut dem Online-Statistik-Portal numbeo.com zeigen sich nun die ersten Folgen dieser Politik. Trotz Corona war das Wachstum der Kriminalitätsrate extrem hoch und Neuseeland musste als Land mit vorher niedriger Kriminalitätsrate auf "moderat" hochgestuft werden.

Grund dafür ist der zunehmende Schmuggel, den der aufmerksame Beobachter bei Zigaretten auch an der Deutsch-Polnischen Grenze erleben kann. Tabak verhält sich bei größeren Verboten oder Steuererhöhungen wie Alkohol - es wird geschmuggelt, da es ein Gut ist, auf das die Mehrheit der Menschen nicht verzichten will, selbst wenn sie dafür kriminelle Aktivitäten bemühen müssen.

Wenn man das üble Laster nicht oder nur schleppend verbieten kann, warum nicht als Anleger von der Sucht des Rauchens profitieren? Auch für Menschen, die mit dem Rauchen aufhören wollen, kann sich hier ein Blick lohnen. Schon lange existiert in Online-Foren die Regel, das Geld, welches man durch die Zigaretten, die man im Idealfall bei Abgewöhnung immer weniger raucht, in einen der Tabakhersteller zu investieren, um sich in Zukunft über die Dividenden zu freuen, statt irgendwann mit blutigem Husten aufzuwachen.

Doch mein persönlicher Favorit aus dieser Liste und ein Wert, den man sich definitiv einmal näher anschauen kann, ist der 147 Milliarden US-Dollar schwere New Yorker Tabak-Konzern Phillip Morris:

Phillip Morris International ist der weltgrößte Hersteller von Zigaretten auf dem Planeten. In 180 verschiedenen Märkten mit Marken wie Marlboro, L&M und Chesterfield ist man aktiv und besitzt damit 15,5 % am weltweiten Tabakmarkt. Doch auch im Bereich für E-Zigarretten und Liquids ist man aktiv. Hier scheiterte zwar kürzlich eine Übernahme, doch langfristig hat der Konzern andere Ziele.

Mit den hohen Gewinnen aus dem Tabakgeschäft (Verhältnis von Umsatz zu Ergebnis von unter 4) will man neben der hohen Ausschüttungen an Anleger auch den eigenen Konzern umbauen. Zum sarkastischen Höhepunkt kam dies in den letzten 3 Jahren, als man zwei Hersteller von Beatmungsgeräten übernahm und in den Konzern integrierte.

Weiterhin beteiligte man sich ebenfalls am Cannabis-Produzenten Cronos, um auch bei der Legalisierung dieser Produkte in verschiedenen Staaten gleich einen „Fuß“ in der Tür zu haben.

Chance:

Die Chance bei Phillip Morris liegt also klar im Wachstum der Schwellenländer, die zunehmend mehr Tabak konsumieren und so die neue Sparte des Konzerns im Gesundheitssektor quersubventionieren. Allerdings wird diese Transformation sehr langsam geschehen, da das Hauptanliegen des Unternehmens immer noch der Verkauf möglichst vieler Zigaretten ist.

Zusätzlich hat das Unternehmen mit der Übernahme der Swedish Match Group das Produktportfolio an vielen Stellen auch um rauchfreie Produkte erweitert.  Dadurch konnte der Konzern einen ganz neuen Kundenstamm erschließen.

Jedoch hat Phillip Morris, die ja durch verschiedene Regulierungsprozesse und Studien eine exzellente Abteilung zur Lungenforschung aufgebaut haben, im Gegensatz zu anderen Tabakherstellern die Chance über einen irgendwann in ferner Zukunft sicher fallenden Absatzmarkt für Tabakprodukte hinaus zu existieren.

Risiko:

Neben einem bereits erwähnten Verbots- und Regulierungsrisiko von Tabak oder E-Zigaretten trifft den Konzern zudem eine nicht unbeträchtliche Schuldenlast, welche vor einer echten Transformation erst abgebaut werden muss.

Weiterhin ist nicht klar, wann und ob überhaupt die Transformation gelingt und ob die Übernahmen nicht mehr als Strohfeuer waren. Doch bis zu dem Punkt, an dem der weltweite Zigarettenmarkt schrumpft und andere Hersteller sich beginnen Sorgen, um die Zukunft zu machen, könnte Phillip Morris schon einen großen Schritt voraus sein.

Fazit

Phillip Morris ist mit einem KGV von 17 sicher kein Schnäppchen mehr und im Verlauf dieses Jahres bereits gut gelaufen. Allerdings winkt Anlegern auch eine Dividendenrendite oberhalb der 5-Prozent. Ist die Aktie also ein Kauf oder eher nicht?

Grundsätzlich ist der Konzern kein Wert, der in jedem Portfolio enthalten sein muss. Doch der eigentlich konservativ geartete Wert könnte eine gute Beimischung im aktuell eher schwierigen Marktumfeld sein. Deswegen ist Phillip Morris ein klarer Kauf für Dividendenjäger und Investoren, die ihr Portfolio etwas mehr ausbalancieren wollen.

Allgemein kann man zu der Branche sagen, dass trotz mancher negativen Nachrichten die Tabakindustrie hervorragend aufgestellt und mächtig genug ist, auch die kommenden Jahre zu überstehen. Wer von den moralischen Aspekten eines Investments absehen kann, dem winken hohe Dividendenrenditen und gelegentlich auch vielleicht kleinere Kursgewinne. Natürlich muss man sich bei einem Investment natürlich des Risikos durch die Politik und durch einen eventuell wirklich effektiven weltweiten "Rauchfrei-Trend" bewusst sein. Doch gerade in Zeiten des Shifts des Kapitals von Growth zu Value Unternehmen kann dieses Geschäft mit der Sünde seine Anleger hoch entlohnen.

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