Lambrecht stellt nach Ausfall Zukunft des Schützenpanzers Puma infrage

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Berlin (Reuters) - Nach dem Ausfall von 18 Schützenpanzern des Typs Puma stellt Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht dessen Zukunft in Zweifel.

Die neuerlichen Pannen seien ein "herber Rückschlag", erklärte die SPD-Politikerin am Montag in Berlin. Sie habe bis Ende nächster Woche das Ministerium, die Bundeswehr und die Industrie mit einer Analyse beauftragt. "Das Projekt Puma steht an einer entscheidenden Wegmarke, und das habe ich allen Beteiligten unmissverständlich klar gemacht", so Lambrecht. Die Nato könne sich dennoch weiter darauf verlassen, dass die Bundeswehr ihre Pflichten erfüllen werde.

Am Vormittag gab es im Ministerium ein Spitzentreffen Lambrechts mit dem Generalinspekteur der Bundeswehr, Eberhard Zorn, dem Inspekteur des Heeres, Alfons Mais, dem Kommandeur der 10. Panzerdivision, Generalmajor Ruprecht von Butler, und dem für Rüstung zuständigen Staatssekretär Benedikt Zimmer. Ein weiteres Gespräch mit Vertretern der Industrie sollte folgen. Am Wochenende hatte der "Spiegel" berichtet, von Butler habe in einer "vertraulichen Brandmail an den Inspekteur des Heeres" vergangene Woche gemeldet, "dass nach einer Schießübung von 18 hochmodernen Schützenpanzern 'Puma' kein einziger einsatzbereit ist". Die Puma waren auch für den Einsatz der Bundeswehr in der schnellen Eingreiftruppe der Nato zum 1. Januar 2023 vorgesehen.

Nach Angaben eines Sprechers des Verteidigungsministeriums sind derzeit 350 Puma im Besitz der Bundeswehr, davon seien allerdings nur 42 tauglich für den Nato-Einsatz. Die jetzt ausgefallenen 18 gehörten alle zu den für die Nato tauglichen Geräte. Ersetzt werden sollen sie nun von dem älteren Schützenpanzer vom Typ Marder. Der Sprecher betonte, die Bundeswehr habe der Nato Zusagen gemacht, und die würden auch mit dem Marder erfüllt. In einer Mitteilung auf Twitter betonte das Ministerium in diesem Zusammenhang, dass es bislang keine Lieferungen von Mardern aus Bundeswehrbeständen an die Ukraine oder andere Staaten im Zuge eines Ringtauschs gegeben habe.

"DAS HAT SICH ALS KLUG ERWIESEN"

Lambrecht kündigte an, bevor sich der Puma nicht als stabil erweise, werde es keine weiteren Manöver mit dem Schützenpanzer geben. "Die Kritik aus dem Parlament ist vollkommen berechtigt." Die Truppe müsse sich darauf verlassen können, "dass Waffensysteme auch im Gefecht robust und standfest sind". Die Nato könne sich aber "weiter auf unsere Pflichterfüllung bei der VJTF verlassen", erklärte Lambrecht mit Blick auf die schnelle Eingreiftruppe "Very High Readiness Joint Task Force" (VJTF). "Wir haben den Schützenpanzer Marder bereits bei den Vorbereitungen eingeplant und das hat sich als klug erwiesen."

Der Unions-Verteidigungsexperte Johann Wadephul erklärte auf Twitter: "Wenn von 18 Puma einer Kompanie nicht ein einziges fehlerfrei läuft, dann ist das zunächst die Verantwortung der Industrie." Spätestens jetzt sei Lambrecht gefordert, die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr sicherzustellen. Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, hatte am Sonntag eine rasche Lösung des Problems angemahnt. Sie erwarte, dass die Verantwortlichen "ganz schnell klären, wo der Fehler liegt und wie das Problem zu lösen ist".

(Bericht von Alexander Ratz; Redigiert von Ralf Bode; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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