Wie geht es mit dem Bitcoin weiter?

Darum werden wir 2023 den Start eines neuen Bitcoin-Bullruns sehen

decentralist.de · Uhr
Quelle: Igor Batrakov/Shutterstock.com

Die Stimmung in der Finanzwelt ist immer noch angeschlagen. Das Jahr 2022 war eine Herausforderung für die Anleger, denn es ist zu Turbulenzen an den Märkten gekommen, die es in dieser Form selten gegeben hat. Nicht nur Aktien mussten einen erheblichen Tribut zollen, sondern auch die Anleihemärkte sind tief gefallen. Bis auf den US-Dollar hat man vergeblich nach sicheren Häfen gesucht und auch der Dollar war durch eine seit Jahrzehnten nicht mehr gesehene Inflationsentwicklung keine Anlaufstelle, die ein Gefühl der Sicherheit hinterlassen hat.

Das Börsenjahr war geprägt wie nie durch die Geldpolitik der Notenbanken, die die Zügel fest in der Hand gehalten haben. Mittlerweile scheint es an dieser Front ein wenig mehr Klarheit zu geben: Die Federal Reserve wird die Zinsen in das nächste Jahr hinein bis auf mindestens 5% erhöhen und auch die EZB wird die Zinsen weiter erhöhen. Die Inflation geht sowohl in den USA als auch in der Eurozone bereits zurück, doch die Notenbanken wollen nichts mehr anbrennen lassen und im kommenden Jahr dürften die Zinsen hoch bleiben, bis das Schreckgespenst der Inflation endgültig vertrieben ist.

Das dürfte für eine Fokusveränderung sorgen. Der Blick der Finanzmärkte wird wahrscheinlich von der Geldpolitik abrücken und sich mehr auf die wirtschaftlichen Daten fokussieren, denn dort wird letzten Endes ersichtlich, ob wir eine Rezession sehen werden oder nicht. 2023 dürfte darüber entscheiden, ob bereits genug Tribut für die geldpolitischen Exzesse und all die Folgen der Corona-Pandemie gezahlt wurde, oder ob wir wirklich eine heftige Rezession sehen werden, wie viele es befürchten.

Was heißt das für Bitcoin?

Bitcoin und der restliche Krypto-Sektor haben in den letzten drei Jahren eine beachtliche Größe erlangt und gehören nun mit zum übergeordneten Bild der Finanzwelt. Die Assetklasse ist allerdings noch viel zu klein, als dass sie sich von den Finanzmärkten entkoppeln könnte, so wie der fundamentale Sinn und Zweck von Bitcoin und Co als dezentrales und unabhängiges Geld- und Finanzsystem es eigentlich suggerieren.

Das heißt, die Entwicklung an den Finanzmärkten wird bis auf weiteres auch die preisliche Entwicklung des Krypto-Sektors bestimmen. Es gilt somit dieselbe Ausgangslage wie für Aktien: Sollte es keine oder nur eine milde Rezession geben, dann dürfte genug Tribut gezahlt worden sein und wir können in 2023 wieder höhere Kurse sehen. Sollten wir doch eine ausgewachsene Rezession sehen, dann dürfte es auch für Bitcoin und die Aktienmärkte weiter bergab gehen.

Folgt Bitcoin immer noch seinen eigenen Spielregeln?

Trotz der starken Korrelation mit den Aktienmärkten hat Bitcoin jedoch immer noch auch seine eigenen Spielregeln, die einen signifikanten Einfluss auf den Preis nehmen. Die Kryptowährung hat sich bisher in preislichen Zyklen bewegt, die um die sogenannten Halvings herum aufgetreten sind. Bei einem Bitcoin-Halving wird die Bitcoin-Neuerzeugungsrate pro erstelltem Transaktionsblock halbiert.

Bisher gab es drei Halvings, die alle 4 Jahre stattfinden. Das nächste steht im Frühsommer 2024 an. Bisher hat die Kryptowährung jedes Mal etwa zur Halbzeit des nächsten Halvings ihr Tief in der bärischen Phase ihres Preiszyklus gefunden. Der nächste Bullrun wurde bisher stets in dem Jahr vor dem nächsten Halving eingeleitet. Das wäre 2023. Zwar ist kein neues Allzeithoch zu erwarten, wenn man sich die bisherige zyklische Bewegung anschaut – das wurde erst immer nach dem stattgefundenen Halving erreicht – doch zumindest der Start eines neuen Aufwärtstrends würde angesichts der vergangenen Preismuster für 2023 in den Karten liegen.

Quelle: Alexander Mayer

(die blauen Balken stellen in diesem Chart die bisher stattgefundenen Halvings im Jahr 2012, 2016 und 2020, sowie das noch anstehende Halving im Jahr 2024 dar)

Bitcoin hat sich in seiner bisherigen Lebzeit vollständig in einer Welt der lockeren Geldpolitik und der Nullzinsen bewegt. Sollten wir nun also nachhaltig in eine neue Phase der Finanzwelt mit höheren Zinsen übergehen, muss sich die Kryptowährung in diesem neuen Umfeld erst noch beweisen.

Doch sollte eine mögliche Rezession moderat ausfallen – und die Chancen dafür stehen nicht so schlecht, wie sie von vielen Experten gemacht werden - dann dürfte das an den Finanzmärkten sehr schnell eingepreist werden oder sogar bereits eingepreist sein und dann dürfte wieder mehr Geld – von dem immer noch sehr viel am Seitenrand wartet - in Risk-On-Assets wie Bitcoin fließen.

Die fundamentalen Investmentgründe, die die langfristige Adaption von Bitcoin antreiben, haben hier auch noch ein Wort mitzureden. Seine Stärke als deflationäres Asset spielt in einer Welt mit höheren Zinsen vielleicht eine geringere Rolle, doch die vollkommene Autonomie von Bitcoin dürfte in den unsicherer werdenden Zeiten, was die Geopolitik und die gesellschaftliche Spaltung in vielen Ländern angeht, für langfristig orientierte Investoren und auch Unternehmen immer mehr in den Fokus rücken.

Vor allem die extreme Abhängigkeit von den Notenbanken, die die wirtschaftlichen Zügel durch ihre zentrale Stellung als Kontrolleur des Geldsystems fest in der Hand halten, ist in den letzten drei Jahren sehr offensichtlich geworden – und das gefällt vielen nicht. Eine Alternative zu diesem System dürfte daher auf lange Sicht für viele attraktiver geworden sein, sowohl auf individueller, unternehmerischer als auch auf Länder-Ebene.

Zusammengefasst: Sollte es in 2023 nicht zu einem Worst-Case-Szenario kommen und wir eine ausgewachsene Rezession erleben, die massiven Schaden anrichten wird und uns in eine mehrjährige depressive wirtschaftliche Phase stoßen könnte, dann spricht nur wenig dagegen, dass Bitcoin seinen preislichen Zyklen weiter folgen wird und wir spätestens Ende des Jahres 2023 den Start eines neuen Aufwärtstrends sehen werden. Wir mögen im Jahr 2023 vielleicht eine wirtschaftliche Rezession in den USA und Europa erleben, doch die Wirtschaft ist immer noch robust. Eine Phase wie in den 1930ern, wie sie am Markt derzeit in Teilen heraufbeschworen wird, ist – zumindest meiner Meinung nach – anhand der bisherigen Konjunkturdaten und Quartalsergebnisse der meisten Unternehmen nicht auszumachen.

Das Halving 2024 wird das Bitcoin-Angebot ein weiteres Mal halbieren und die fundamentalen Stärken von Bitcoin sorgen für eine fortschreitende Adaption. Das spricht für weiter steigende Preise für Bitcoin und auch den restlichen Krypto-Sektor.

Denken Sie langfristig

Alexander Mayer

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