Neuer Fresenius-Chef will Entflechtung von Tochter FMC

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Frankfurt (Reuters) - Der Gesundheitskonzern Fresenius und die Dialysetochter FMC sollen nach den Vorstellungen von Fresenius-Vorstandschef Michael Sen künftig organisatorisch getrennte Wege gehen.

Mit einer Entflechtung der beiden Gesellschaften, die bisher in der Rechtsform einer AG & Co. KGaA firmieren, müsste Fresenius FMC nicht mehr voll in die Bilanz aufnehmen, sondern nur noch deren Gewinne und Verluste anteilig verbuchen. Um das zu erreichen, könnte FMC in eine normale Aktiengesellschaft umgewandelt werden, wie Fresenius am Donnerstag mitteilte. Die Else-Kröner-Fresenius-Stiftung als Großaktionärin von Fresenius habe diese Pläne "zustimmend zur Kenntnis genommen". Die Prüfung sei aber nicht abgeschlossen, abschließende Entscheidungen gebe es nicht.

Die Fresenius SE & Co KGaA hält zwar nur 32 Prozent an der Tochter, muss sie aber wegen der Machtverhältnisse in der KGaA-Struktur voll konsolidieren, weil sie bei FMC de facto allein das Sagen hat. FMC hatte sich zuletzt immer mehr zum Bremsklotz entwickelt. Vor allem der Mangel an Pflegekräften in den USA bremste die Erholung nach der Corona-Pandemie. FMC musste im vergangenen Jahr mehrfach seine Gewinnziele senken und zog damit auch Fresenius in Mitleidenschaft.

"Auf dem Weg zu #FutureFresenius führen wir seit Herbst eine umfassende Portfolioanalyse des Konzerns durch", erklärte ein Fresenius-Sprecher. "Im Rahmen dieser Analyse erwägen wir auch eine Dekonsolidierung von Fresenius Medical Care mit dem Ziel einer Vereinfachung der Konzernstruktur". Das Unternehmen stehe dazu "im konstruktiven Dialog" mit den relevanten Gremien.

Die Aktien von Fresenius zählten nach der Bestätigung einer entsprechenden Meldung der "WirtschaftsWoche" mit einem Plus von sechs Prozent zu den größten Dax-Gewinnern. FMC gerieten dagegen unter Druck und notierten gut zwei Prozent im Minus. Das Magazin hatte berichtet, Sen wolle die Pläne zur Dekonsolidierung von FMC mit der Veröffentlichung der Bilanz für 2022 am 22. Februar vorstellen. Der ehemalige E.ON- und Siemens-Manager hatte im Oktober das Ruder des Gesundheitskonzerns übernommen.

Investoren hatten im Dezember von Sen schnell Klarheit über den Kurs des Gesundheitskonglomerats gefordert - und vor allem eine grundlegende Überprüfung von FMC. Die Vorstandschefin der Dialysetochter, Carla Kriwet, hatte nach nur zwei Monaten im Amt wegen strategischer Differenzen das Handtuch geworfen. Sen hatte bei seinem Amtsantritt verkündet, dass der Konzern einen "Reset" und grundlegende Veränderungen brauche. Der Hedgefonds Elliott, der bei Fresenius eingestiegen ist, hatte einem Insider zufolge bei Sen auf eine Herausnahme von FMC aus der Bilanz gedrängt, etwa durch den Verkauf eines Teils der Aktien.

"Ich rechne mit einer Grundsatzentscheidung, dass FMC aus der Konsolidierung herausgenommen wird", zitierte die "WirtschaftsWoche" eine Quelle aus dem Umfeld des Fresenius-Aufsichtsrats. "Das wäre ein erster großer Entlastungsschritt." Sen dürfte auch die Trennung vom Krankenhausdienstleister Vamed forcieren, hieß es dort unter Berufung auf Unternehmens- und Finanzkreise weiter. Vamed stehe schon seit über einem Jahr zum Verkauf.

Schon Sens Vorgänger Stephan Sturm, der seit 2005 Finanz- und seit 2016 Vorstandschef war, hatte die komplexe Konzernstruktur - zu Fresenius gehören neben FMC und Vamed auch die Klinikkette Helios sowie die Medikamentensparte Kabi - auf den Prüfstand gestellt. Vor einem Jahr zog er Börsengänge von Helios und Vamed in Betracht und zeigte sich erstmals auch für einen Verkauf des FMC-Anteils offen. Doch umgesetzt wurde davon nichts. Schließlich verlor Sturm den Rückhalt im Aufsichtsrat. Ende September musste er vorzeitig gehen und wurde von Kabi-Chef Sen abgelöst.

(Bericht von Patricia Weiss und Myria Mildenberger; redigiert von Alexander Hübner und Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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