Thyssenkrupp testet Geduld der Anleger - Gewinnrückgang

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- von Tom Käckenhoff und Christoph Steitz

Düsseldorf/Frankfurt (Reuters) - Thyssenkrupp bittet nach Einbußen im ersten Quartal die Anleger einmal mehr um Geduld mit seinem Konzernumbau.

Der Vorstand sei selbst nicht zufrieden damit, wie man auf dem Weg zu einem positiven Free Cashflow vor M&A vorankomme, räumte Finanzchef Klaus Keysberg am Dienstag auf einer Telefonkonferenz mit Journalisten ein. Dies sei das Hauptthema für Investoren. Die Verselbstständigung der Stahlsparte könne derzeit wegen der unsicheren konjunkturellen Entwicklung ebenso wenig vollzogen werden wie der Teilbörsengang der Wasserstofftochter Nucera.

Keysberg äußerte sich anlässlich der Zahlen des ersten Quartals des Geschäftsjahres 2022/23 (Per Ende September). Danach kämpft der Konzern mit Preisdruck in seinem Werkstoffgeschäft. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) sei im Quartal um 33 Prozent auf 254 Millionen Euro geschrumpft. Dies sei wie erwartet weitgehend auf die Preisentwicklung und die damit einhergehenden sinkenden Margen der Sparte Materials Services zurückzuführen. Der Handel mit Materialien und Werkstoffen erzielte einen Gewinn von 20 Millionen Euro - nach 219 Millionen im Vorjahreszeitraum.

Das Stahlgeschäft konnte noch hohe Preise durchsetzen. "Aufgrund der längerfristigen Verträge war das Segment nur geringfügig durch die abnehmenden Spotmarktpreise belastet", hieß es. Trotz stark gestiegener Rohstoff- und Energiekosten sei das bereinigte Ebit von Steel Europe um 42 Prozent auf 177 Millionen Euro verbessert worden.

FREE CASHFLOW VOR M&A SOLL 2022/23 AUSGEGLICHEN SEIN

Der am Markt viel beachtete Free Cashflow vor M&A lag bei minus 365 Millionen Euro. Dies sei zwar eine Verbesserung gegenüber dem Minus von 858 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum, sagte ein Händler. Keysberg bekräftigte, hier wie auch beim Nettogewinn im Geschäftsjahr mindestens einen ausgeglichenen Wert anzupeilen. Viele Anleger warfen trotzdem Thyssenkrupp-Papiere aus ihrem Depot. Die Aktie verlor zeitweise fast neun Prozent an Wert. Der Ausblick, wonach im zweiten Quartal der operative Gewinn geringer sein werde als im ersten, habe auch nicht für Begeisterung gesorgt, sagte der Händler.

Die weitere konjunkturelle Entwicklung sei schwer abzuschätzen, betonte Keysberg. Der Konzern treibe Verbesserungen der Performance und den Umbau voran. Der Teilbörsengang der Wasserstoff-Tochter Nucera sei ganz klar die Strategie. Der einzige Grund, warum dies noch nicht geschehen sei, sei das Börsenumfeld. "Wenn wir glauben, dass das gut ist, werden wir das machen." Dies könne jeden Tag geschehen.

"Die Strategie von ThyssenKrupp ist heute unklarer als noch vor zwölf Monaten, und die Entflechtung des Konzerns geht zu langsam voran", hatte der Experte von Deka Investment, Ingo Speich, auf der Hauptversammlung Anfang des Monats kritisiert. Thyssenkrupp lasse sich nicht zu zweitbesten Lösungen drängen, hatte Vorstandschefin Martina Merz entgegnet. Schon ihren Vorgängern Guido Kerkhoff und Heinrich Hiesinger war vorgeworfen worden, beim Umbau des Traditionskonzerns zu langsam zu sein.

(Bericht von Tom Käckenhoff, Christoph Steitz; redigiert von Olaf Brenner; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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