Konjunkturhoffnung treibt Europas Börsen auf Jahreshochs

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Frankfurt (Reuters) - Ermuntert von starken Wirtschaftsdaten und Firmenbilanzen bleiben die Anleger an Europas Aktienmärkten in Kauflaune.

Der Dax legte am Donnerstagvormittag bis zu 0,8 Prozent auf 15.634 Zähler zu - damit trennten ihn von seinem Anfang des Monats markierten Jahreshoch nur wenige Punkte. Der EuroStoxx50 lag mit 4316 Zählern auf dem höchsten Stand seit mehr als einem Jahr.

Die Stabilität der Aktienmärkte sei angesichts der höheren Zinserwartungen für manche erstaunlich, führten die Analysten der BayernLB aus. Teilweise sei dies mit guten Quartalsberichten zu erklären, aber auch mit besser als erwartet ausgefallenen Wirtschaftsdaten, wie zuletzt vom US-Einzelhandel. Die Rally könne weitergehen, solange die Inflation insgesamt zurückgehe und das Wachstum solide bleibe, fassten die Experten zusammen. "Für ein weiterhin robuste Wirtschaft nimmt der Aktienmarkt derzeit auch steigende Zinsen in Kauf", fasste Marktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets zusammen. Börsianer erwarten momentan, dass der Leitzins der Fed im Mai über fünf Prozent steigen wird und bis Juli seinen Höchststand von etwas mehr als 5,2 Prozent erreicht.

Aus den USA stehen am Nachmittag weitere Indikatoren auf der Agenda: die Anleger werden auf die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, die Erzeugerpreise für Januar sowie die Wohnbaubeginne zu Jahresbeginn blicken.

STEIGENDER ROHSTOFFHUNGER CHINAS

An den Rohstoffbörsen stützte die Hoffnung auf eine robuste Nachfrage die Kurse. Ein Fass der Nordseesorte Brent verteuerte sich um bis zu ein Prozent auf 86,21 Dollar. Nach Schätzungen der Internationalen Energieagentur (IEA) dürfte die Ölnachfrage in diesem Jahr um zwei Millionen Barrel pro Tag steigen. Fast die Hälfte des Wachstums werde auf das Konto von China gehen.

Auch Industriemetalle wie Kupfer und Zink zogen in der Hoffnung auf einen wiedererstarkten chinesischen Absatz an. Europäische Minenwerte konnten im Zuge dessen zulegen.

DAX-ANWÄRTER COBA ÜBERZEUGT MIT GEWINNWACHSTUM

Ein verdreifachter Gewinn lockte Anleger bei Commerzbank an. Die Aktien des Geldhauses stiegen um bis zu 10,2 Prozent auf 11,36 Euro und standen damit so hoch wie seit fünf Jahren nicht mehr. "Mit weiter steigenden Zinsen steigt in der kurzen Frist auch das Ertragspotenzial der Commerzbank", sagte Stratege Molnar. Zudem stehe die Aktie vor einer Rückkehr in den Dax. Die Entscheidung der Deutschen Börse über einen Nachrücker für Linde fällt am Freitag.

Nach einem Gewinnanstieg ging es für Airbus kräftig aufwärts. Die Aktien des Flugzeugbauers legten in Frankfurt um bis zu 3,4 Prozent zu auf ein Drei-Jahres-Hoch von 123,12 Euro. In der Quartalsbilanz sei viel enthalten, woran sich die Optimisten festhalten könnten, sagten die Analysten von Berenberg. JP Morgan verwies auf das besser als erwartet ausgefallene operative Ergebnis im Quartal. "Der einzige Rückschlag, den wir erwarten könnten, ist die Prognose für einen schwächer als erwarteten Free Cash Flow für 2023."

In Paris sprangen die Aktien von Pernod Ricard um mehr als fünf Prozent nach oben. Dank Preiserhöhungen auf dem chinesischen und dem amerikanischen Markt hat der französische Spirituosenkonzern im ersten Halbjahr Umsatz und Gewinn überraschend kräftig gesteigert.

(Bericht von Anika Ross, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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