Die Zinsangst kehrt an die Märkte zurück

Holger Schmidt · Uhr
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Während die Plattformwerte seit Jahresbeginn in Erwartung sinkender Zinsen kräftig zugelegt haben, ist in der vergangenen Woche die Zinsangst an die Märkte zurückgekehrt. Die zuletzt veröffentlichten Inflations- und Konjunkturwerte könnten die Notenbanken dazu veranlassen, die Zinsen doch noch etwas länger auf hohem Niveau zu lassen. Aus diesem Grund gaben die Wachstumswerte am Ende der vergangenen Woche deutlich nach.

Der Plattform-Index verlor in der vergangenen Woche 0,9 Prozent. Frische Impulse könnte China liefern, wo die Aktien an diesem Montag kräftig zulegen konnten. Goldman Sachs erwartet einen Kursanstieg um 24 Prozent bis zum Jahresende, da die wirtschaftliche Erholung zu unerwarteten Gewinnen führen werde.

Entwicklung ausgewählter Plattform-Aktien in der vergangenen Woche:

Quelle: Onvista

Roblox: +18,7 Prozent

Die Roblox-Aktien sind nach der Veröffentlichung der Zahlen des vierten Quartals um 25 Prozent geklettert. Die Videospiele-Plattform hatte im vierten Quartal 58,8 Millionen durchschnittliche tägliche aktive Benutzer, 19 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Gesamtjahr 2022 betrugen die durchschnittlichen tägliche aktiven Nutzer 56 Millionen, was einem Anstieg von 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Die Plattform gilt als führend im Metaverse. Besonders erfreut zeigten sich die Wall-Street-Investoren über die Buchungen oder In-Game-Käufe, die mit der unternehmenseigenen virtuellen Währung Robux getätigt wurden. „Die Buchungen haben sich im Dezember und Januar deutlich beschleunigt. Das Wachstum war in allen Regionen und Altersgruppen stark, mit besonderer Stärke bei Benutzern über 17 Jahren“, sagte Michael Guthrie, CFO von Roblox. Im vierten Quartal stiegen die Buchungen im Jahresvergleich um 17 Prozent auf 899,4 Millionen US-Dollar.

Tesla: + 7 Prozent

Die Tesla-Aktie hat seit Jahresbeginn 69 Prozent zugelegt. Die brachiale Preissenkung könnte dem margenstarken Marktführer einen Vorteil vor den klassischen Wettbewerbern wie Mercedes oder BMW verschaffen, die weitgehend von den Gewinnen der Vergangenheit leben. Spannend wird der Investor Day im März, auf dem Elon Musk neue Details zum Lastwagen Semi, dem Cybertruck und eventuell sogar einem neuen Einsteigermodell verkünden könnte.

Dann wäre Tesla endgültig im Massengeschäft abgekommen und könnte damit seine Vorteile im Plattformgeschäft mit der Ladeenergie ausspielen. In der Plattform-Ökonomie stellen die Unternehmen nun die Weichen in Richtung der nächsten Wachstumsfelder.

Microsoft hat Pläne, ChatGPT zu einer Plattform zu machen, um die Funktionen anderen Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Parallel hat Microsoft in einer überraschenden Kehrtwende ein Team, das erst vor vier Monaten gegründet wurde, um Kunden bei der Nutzung des Metaversums in industriellen Umgebungen zu unterstützen, schon wieder eingestellt. Die rund 100 Mitarbeiter der Gruppe wurden entlassen. Microsoft gründete sein Industrial Metaverse Core Team im Oktober, um Software-Schnittstellen für den Betrieb von Steuerungssystemen hinter elektrischen Kraftwerken, industrieller Robotik und Transportnetzwerken zu entwickeln.

Auch Tencent gibt seine Pläne auf, in den VR-Hardware einzusteigen, da die ernüchternden wirtschaftlichen Aussichten den chinesischen Tech-Riesen dazu veranlassen, die Kosten und die Zahl der Mitarbeiter in seiner Metaverse-Einheit zu reduzieren. Seit dem vergangenen Freitag ist auch weitgehend klar, welche Plattformen künftig der Regulierung nach dem Digital Services Act in der EU unterliegen. Diese "Very Large Online Platforms" (VLOPs) mit mindestens 45 Millionen Nutzern in der zweiten Jahreshälfte 2022 müssen vom Sommer 2023 an illegale Inhalte rasch entfernen, Desinformation einschränken sowie Kinder und Jugendliche besser schützen.

Die Unternehmen mussten melden, wenn sie die 45-Mio-Marke übersteigen. Interessant an der Liste: Ebay fällt nach eigenen Angaben nicht darunter, schrumpft also weiter zusammen. Die Pornoindustrie hat sich kleingerechnet, während Microsofts Suchmaschine Bing mit 107 Mio. Nutzern erstaunlich beliebt zu sein scheint, obwohl der Marktanteil weltweit nur auf etwa 3 Prozent geschätzt wird. Fast alle VLOPs kommen aus den USA; mit TikTok und Aliexpress (Alibaba) stammen immerhin zwei Plattformen aus China. Europäische Unternehmen finden sich nicht auf der Liste. Bei Verstößen drohen den Unternehmen Strafen bis zu 6 Prozent des weltweiten Jahresumsatzes.

Quelle: Onvista

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