Fresenius will sich von Sorgenkind FMC lösen

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Frankfurt (Reuters) - Fresenius-Chef Michael Sen plant wegen der anhaltenden Probleme bei der Dialysetochter FMC den Befreiungsschlag.

Bis zum Jahresende soll FMC von einer AG & Co KGaA in eine normale Aktiengesellschaft (AG) umgewandelt werden, wie der Gesundheitskonzern am Dienstagabend mitteilte. Sen will damit erreichen, dass Fresenius das Sorgenkind nicht mehr voll bilanzieren muss - ohne Anteile abzugeben. "Dies ist eine Zäsur für Fresenius", sagte Sen. "Wir lösen uns von Strukturen, die beide Unternehmen zuletzt daran gehindert haben, das Beste aus sich herauszuholen." Fresenius will sich dann vor allem auf die Medikamentensparte Kabi sowie die Klinikkette Helios konzentrieren.

Die Pläne waren vor knapp zwei Wochen bekanntgeworden - nun haben die zuständigen Gremien zugestimmt. Damit würden "die strategischen Weichen für die Vereinfachung der Konzernstruktur gestellt", erklärte Fresenius. Der Bad Homburger Konzern hält zwar nur 32 Prozent an FMC, hat dort aber wegen der Rechtsform das alleinige Sagen und muss die Tochter deshalb voll in der eigenen Bilanz berücksichtigen. Die Umwandlung muss noch von einer außerordentlichen Hauptversammlung von FMC abgesegnet werden, die für Juli geplant ist. In diesem Jahr sollen die Zahlen der Dialyse-Tochter damit letztmals in die Bilanz des Konzerns einfließen, ab dem nächsten Jahr muss Fresenius nur noch Gewinne und Verluste anteilig verbuchen.

MEHR HANDLUNGSSPIELRAUM UND SCHNELLERE ENTSCHEIDUNGEN

Für Fresenius hatte sich der Dialyse-Spezialist immer mehr zum Bremsklotz entwickelt. FMC leidet unter Personalmangel und steigenden Kosten, weshalb auch Fresenius seine Ziele für 2022 mehrfach senken musste. "Beide Unternehmen gewinnen durch den Wechsel der Rechtsform von Fresenius Medical Care in eine Aktiengesellschaft Flexibilität (und) können ihre strategischen Prioritäten besser vorantreiben", sagte Fresenius-Aufsichtsratschef Wolfgang Kirsch. FMC erklärte, Fresenius werde "weiterhin ein aktiver und unterstützender Aktionär" sein. Sen sagte, Fresenius wolle FMC-Aktionär bleiben, "weil wir wissen, dass dieser Markt attraktiv ist." Wenn man das Paket aber irgendwann doch zu Geld machen solle, wäre das künftig ohne Vorbedingungen möglich.

Die neue FMC-Chefin Helen Giza erhofft sich von der Trennung mehr Handlungsspielraum und schnellere Entscheidungen. "Fresenius Medical Care braucht einen operativen Turnaround, es muss seine Leistung verbessern und sich auf sein Kerngeschäft konzentrieren", forderte Sen. FMC wolle bis 2025 rund 650 Millionen Euro einsparen, 150 Millionen mehr als bisher geplant. Für Fresenius setzte Sen das neue Ziel, von 2025 an jährlich rund eine Milliarde Euro an strukturellen Kosten einzusparen.

Im abgelaufenen Jahr wuchs der Umsatz von Fresenius zwar währungsbereinigt um vier Prozent auf 40,8 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) schrumpfte aber um ein Zehntel auf 4,0 Milliarden. Die Dividende soll trotzdem mit 92 Cent je Aktie stabil bleiben. Allein bei FMC ging das Ebit um 13 Prozent auf 1,82 Milliarden Euro zurück.

Für 2023 stellt Fresenius ein organisches Umsatzwachstum von einem bis fünf Prozent in Aussicht. Das Ebit vor Sondereinflüssen - im vergangenen Jahr bei 3,73 Milliarden Euro - soll währungsbereinigt bestenfalls stabil bleiben, im schlechtesten Fall aber um einen hohen einstelligen Prozentsatz schrumpfen - ohne FMC wäre es nur ein mittlerer einstelliger Prozentsatz.

(Bericht von Alexander Hübner und Patricia Weiß,; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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