Alexander Mayer

Bitcoin: Erneut Gegenwind aus allen Richtungen – Diese Faktoren bewegen gerade die Krypto-Kurse

decentralist.de · Uhr
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Bitcoin muss zum Ende dieser Woche schwer einstecken und rutscht am Freitag mit einem Kursverlust von knapp 5 % wieder bis an die Marke von 22.000 USD, nachdem sich die Marke von 24.000 USD in den letzten Tagen vorerst als zu große Hürde erwiesen hatte. Mit der jüngsten Korrektur ist die Kryptowährung deutlich unter ihren 50-Tage-Trend gerutscht.

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Damit rückt der Kurs nun wieder deutlicher ab von der Zone um 25.000 USD, bei der sich auch der 200-Wochen- und der 50-Wochen-Trend als bisher unüberwindbare Hürde auftürmen. Das gebildete „Deathcross“ gibt im weekly chart bisher den Ton an.

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Binance das nächste FTX?

Der Markt wird derzeit wieder von mehreren Brandherden in Unruhe versetzt. So halten sich nun bereits seit einigen Tagen die Anschuldigungen gegen die größte Krypto-Börse der Welt, Binance, dass die Plattform – ähnlich wie die Skandal-Börse FTX - Kundengelder veruntreut haben soll und nun Löcher in der eigenen Bilanz versteckt. Laut Anschuldigungen des US-Finanz-Mediums Forbes soll es sich um eine Summe von 1,8 Milliarden Dollar handeln.

Binance-Chef Changpeng Zhao arbeitet derzeit gegen die am Markt kursierenden Gerüchte und versichert, dass es sich dabei lediglich um „FUD“ handele. Dieser Ausdruck steht für „Fear, Uncertainty, Doubt“ – also Angst, Unsicherheit und Zweifel – ein geflügeltes Wort im Krypto-Sektor, welches für unnötige Angstmache und (unbegründete) marktbewegende Stimmungsschwankungen steht.

Es wäre eine Ironie des Schicksals, sollte sich nun bei Binance eine ähnliche Geschichte abspielen wie bei FTX, da Binance und dessen CEO letzten Endes den entscheidenden Dominostein umgeworfen haben, der das FTX-Imperium von Sam Bankman-Fried zu Fall gebracht hat. Bisher handelt es sich bei den Vorwürfen tatsächlich lediglich um Gerüchte. Der Kurs des Binance-Tokens BNB ist bisher nicht erschüttert worden – ein Zeichen, dass auch die großen Investoren von Binance bisher nicht in Sorge verfallen sind. Umöglich ist natürlich auch bei Binance nichts – die Plattform ist dafür bekannt, dass sie eher ihr eigenes Ding macht, als sich strikt an regulatorische Vorgaben zu halten. Mit Kundengeldern hat es bisher allerdings noch nie ein Problem bei Binance gegeben. Selbst bei stattgefundenen Hacks sind bisher immer alle Leidtragenden entschädigt worden.

Wenn Binance irgendwann in existenzbedrohende Schwierigkeiten geraten sollte, dann wird das meiner Meinung nach eher aus regulatorischen Gründen passieren, als durch eine Liquiditäts-Todesspirale wie bei FTX. Allerdings hat die FTX-Geschichte auch gezeigt, dass im Krypto-Sektor alles passieren kann. Hier hilft letzten Endes nur das alte Krypto-Credo: Not your keys, not your coins.

Silvergate Capital unter Druck

Ein weiteres großes Sorgenkind ist derzeit die US-Bank Silvergate Capital, die einer der wichtigsten Handelspartner für viele Krypto-Unternehmen ist und viele Dollar-Transaktionen für den ganzen Sektor im Hintergrund abwickelt. Zuletzt hat es aber auch bei Silvergate Sorge um die Liquidität gegeben. Die Bank war ebenfalls in das Geflecht um FTX und Alameda Research eingebunden und hat – wie viele andere Unternehmen auch – Schaden durch den Kollaps der Börse genommen.

Jetzt kehren mehr und mehr Krypto-Unternehmen der Bank den Rücken zu, darunter die US-Börse Coinbase, die Stablecoin-Anbieter Circle und Paxos, sowie der Hedgefonds Galaxy Digital. Das ruft weitere Sorgen um die Stabilität des ganzen Sektors hervor und am Markt kehrt die Angst zurück, dass weitere Implosionen aufgrund fehlender Zahlungsströme und Kapitaleinlagen auftreten, so wie es um den Kollaps von FTX herum der Fall war und den Markt erneut in den Abgrund reißen könnten.

Weiterer Gegenwind von vielen Seiten

Die rigorose Vorgehensweise der US-Börsenaufsicht SEC und deren kritische Klassifizierung im Grunde aller Krypto-Assets außer Bitcoin als Securities hat den Markt schon in den letzten Tagen nervös gemacht. Als wäre das alles noch nicht genug, gibt es derzeit aber noch weitere Druck-Faktoren auf den Krypto-Markt.

Der Unlock der Bitcoin-Bestände der insolventen Krypto-Börse Mt.Gox – der ersten großen Krypto-Handelsplattform aus den frühen Bitcoin-Jahren – scheint nun endgültig näher zu rücken. Damit verbunden ist die Angst vor weiterem Preisdruck, da die Entschädigten Bitcoin-Bestände erhalten, deren Wert um ein Hundertfaches gewachsen ist und einige sicher einen Teil davon abstoßen wollen.

Auch das Shanghai-Update für Ethereum rückt nun in greifbare Nähe. Kurz gesagt wird dieses Update es möglich machen, gestakte Ether-Bestände nach Jahren wieder aus dem Staking herauszuholen. Auch hier hat sich der Kurs seitdem trotz des 2022er Bärenmarktes vervielfacht. Daher könnte es auch hier zu Preisdruck kommen, wenn einige Halter beschließen, einen Teil ihrer Bestände zu versilbern.

Angesichts dieser mannigfaltigen Negativ-Faktoren, die den Markt derzeit in Atem halten, ist es fast schon positiv zu bewerten, dass Bitcoin bereits an der Marke von 22.000 USD ersten Support finden konnte. Das Bild seit Jahresanfang bleibt konstruktiv, da die runde Marke von 20.000 USD und die Rückeroberung des 200-Tage-Trends charttechnische Stärke symbolisieren.

Allerdings wird es ein harter Kampf für die Bullen, das positive Momentum gegen die angesprochenen Druck-Faktoren zu verteidigen. Von mehreren dieser Baustellen dürfte in den kommenden Tagen und Wochen noch weitere Entwicklungen folgen – wahrscheinlich nicht zum Positiven. Ein Ausflug des Bitcoin-Kurses bis an die Marke von 20.000 USD wäre daher kein überraschendes Szenario. Entscheidend wird sein, ob die Bullen diesen signifikanten Support werden verteidigen können. Andernfalls steht dann wieder die Frage im Raum, ob wir im November 2022 wirklich bereits den Boden dieses Bärenmarktes gesehen haben.

Denken Sie langfristig!

Ein Blick auf das Makro-Bild zeigt: die globale Geldpolitik bleibt in einer Sackgasse. Während im Westen zwar gestrafft wird, sieht die Lage in Asien ganz anders aus. Und auch Fed und EZB können ihren Pfad nicht ewig weiter bestreiten. Der fundamentale Usecase von Bitcoin könnte daher schon bald viel stärker ins Rampenlicht rücken. Was die derzeitige Makro-Lage der Zentralbank-Politik bedeutet, erfahren Sie in der neuen Video-Ausgabe von decentralist.

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