ANALYSE: Societe Generale warnt vor Folgen der 'Gierflation' für Aktienmärkte

dpa-AFX · Uhr

LONDON (dpa-AFX) - Das Thema "Gierflation" - eine durch mutmaßlich überzogene Preisanhebungen der Unternehmen weiter angetriebene Inflation - ist laut der Societe Generale (SocGen) eine zunehmende Gefahr. Nachdem mittlerweile Ökonomen der Europäischen Zentralbank (EZB) neben den Folgen einer Anheizung der Teuerung durch Lohnsteigerungen nun auch vor den Folgen einer unternehmensgetriebenen Inflation warnten, dürften als nächstes Politiker aufwachen, schrieb Marktstratege Albert Edwards von der französischen Großbank am Donnerstag. Sie könnten "Wettbewerbsbehörden drängen, Untersuchungen über Preisabsprachen in die Wege zu leiten, um Gierflation zu bekämpfen. Das ist nicht so gut für Aktien."

Er verweist dabei vor allem auf einen Blog-Beitrag der EZB-Ökonomen Oscar Arce, Elke Hahn und Gerrit Koester zum Thema Inflation, und wie eine nicht nur durch Arbeitnehmer, sondern auch durch Unternehmen angeheizte Inflation alle ärmer machen könne. Es sei deutlich geworden, dass viele Unternehmen allem Anschein nach derzeit in der Lage seien, ihre Gewinnspannen auszuweiten, ohne signifikante Marktanteilsverluste verkraften zu müssen, heißt es in dem Blog.

"Wenn Unternehmen unter dem Deckmantel von Lieferengpässen aufgrund der Pandemie und des Kriegs in der Ukraine ihre Preise weit über das hinaus anheben, was zur Aufrechterhaltung der Margen gerechtfertigt ist, dann ist das einerseits eine gute Nachricht für Aktien", schreibt der SocGen-Stratege. "Wenn jedoch die höhere Inflation, die sich aus der Margenausweitung ergibt, zu einer höheren Verbraucherpreisinflation führt, werden die Zentralbanken die Zinsen wahrscheinlich für längere Zeit anheben und damit eine harte Landung der Wirtschaft und Finanzmarktturbulenzen riskieren. Das sind keine guten Nachrichten für Aktien", warnt er.

Während die Haushalte enorme Reallohneinbußen hätten hinnehmen müssen, treiben laut Edwards die Unternehmen die Inflation in die Höhe. Üblicherweise erwähnten Zentralbanken so etwas nur ungern, doch nun scheine sich das Blatt zu wenden. Zuerst hätten sich vor kurzem Vertreter der US-Notenbank Fed zur Gierflation geäußert, auch wenn dieses Wort nicht gefallen sei. Nun machten EZB-Ökonomen auf das Problem sowie seine gravierenden Auswirkungen auf die Inflation in der Eurozone im Jahr 2022 aufmerksam./ck/gl/mis

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