Der Krypto-Markt jenseits von Bitcoin ist ein großes Casino! Das sollten neue Investoren dazu wissen

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Quelle: Overearth/Shutterstock.com

Der Krypto-Sektor ist eines der größten Phänomene der letzten Jahrzehnte. Der Sektor weist eine unglaubliche Wachstumsdynamik auf und liefert Investment-Möglichkeiten mit einer Performance, die man in keinem anderen Markt finden kann. Bitcoin als Urknall des ganzen Sektors ist eine Antithese und mögliche Alternative zum derzeitigen Geldsystem. Der restliche Krypto-Markt mit tausenden von Altcoins hat einen weniger fundamentalen Ansatz, allerdings ist der Investmentcase auch für Krypto-Assets jenseits von Bitcoin durchaus gegeben.

Die extreme Performance, die der Altcoin-Sektor in gewissen Marktphasen bietet, geht jedoch mit einem hohen Preis einher: man muss als Investor bereit sein, große Risiken einzugehen, wenn man Zugang zu den Chancen haben will, die dieser Markt liefern kann. Geschwindigkeit und grenzenloser Zugang als Gamechanger .

Die generellen Prinzipien langfristigen Investierens lassen sich durchaus auch im Krypto-Sektor bei der Recherche vielversprechender Projekte anwenden. Denn auch im Krypto-Sektor werden Unternehmen und Projekte aufgebaut, die einen echten Mehrwert liefern und die Zukunft dieser Branche maßgeblich mitgestalten können. So wie aus der Hypephase der frühen Internet-Zeit die heutigen Online-Giganten Google, Apple, Amazon und Co. hervorgegangen sind, wird der Krypto-Sektor mit wachsender Adaption und Anwendungen in der realen Welt Projekte hervorbringen, die eine ähnliche Relevanz und wirtschaftlichen Erfolg erzielen werden.

Doch ähnlich wie es bei der Dotcom-Bubble der frühen 2000er war, werden auch im Krypto-Sektor die meisten Projekte den Test der Zeit nicht überleben. Da dieser Sektor ein Kind des Internets und der zunehmend digitalisierten Wirtschaft ist, geht die Entwicklung hier noch schneller voran und anhand der bereits stattgefundenen Bullen- und Bären-Zyklen im Krypto-Sektor sind die Friedhöfe gescheiterter und in Vergessenheit geratener Krypto-Projekte bereits üppig gefüllt.

Anders als während der Dotcom-Bubble wächst der Krypto-Sektor in einem digitalen Umfeld heran, in dem Informationen und auch Kapital in einem so noch nie dagewesenen Tempo fließen. Man erhält unmittelbar Zugang zu neuen Projekten und Ideen, kann die Weiterentwicklung in Echtzeit verfolgen und sofort darauf reagieren. Kapital kann mithilfe digitaler Assets sofort in Projekte hineingesteckt und wieder herausgezogen werden. Hinzu kommt eine durch die Blockchain geschaffene Infrastruktur, die absolut vertrauenslos funktioniert und daher sämtliche Zugangsbeschränkungen aufhebt. Es ist ein Spielfeld ohne Grenzen und mit wenigen Regeln.

Der klassische Weg fällt im Krypto-Sektor größtenteils weg

Dieses Spielfeld hat die generellen Investment-Bedingungen erheblich verändert. Der klassische Weg einer Unternehmensgründung hat früher eine Menge Zeit in Anspruch genommen. Nach der Aufstellung eines generellen Konzepts musste das Unternehmen zunächst angemeldet, daraufhin Geldgeber gefunden werden. Unternehmen in experimentellen Stadien finden weitere Liquiditätsspritzen in der Regel durch professionelle Venture Capital Investoren, um ihr Geschäft zu skalieren. Erst wenn ein Unternehmen eine beachtliche Größe erreicht und ein funktionierendes Businessmodell hat, findet es meist seinen Weg an die Börse – und erst dann bekommen die meisten Privatinvestoren überhaupt die Chance zu investieren.

Dieses Umfeld ist in strikte regulatorische Anforderungen und Abläufe eingebettet und soll dadurch Betrug verhindern und die finanzielle Sicherheit der Investoren gewährleisten. Dadurch wird jedoch auch ein Großteil der Chancen für die meisten Leute unzugänglich gemacht. Nur ein Investment in die Frühphase eines Unternehmens ermöglicht eine extreme Vervielfachung des eingesetzten Kapitals.

Im Krypto-Sektor sind diese Regeln fast vollständig außer Kraft gesetzt. Es gibt auch im Krypto-Sektor viele Projekte, die den oben beschriebenen, klassischen Weg zumindest teilweise gehen und erst zu einem späteren Zeitpunkt öffentliche Investment-Runden abhalten. Allerdings passiert das in der Regel trotzdem wesentlich früher als bei einem klassischen Börsengang.

Doch im Krypto-Sektor ist es möglich – und üblich – dass Projekte sofort bei der Entstehung des Protokolls auf der jeweiligen Blockchain ihre Tokens, meist über dezentrale Handelsplattformen, auf den Markt bringen und damit sofort für die Allgemeinheit verfügbar sind. Das ermöglicht den Zugang zu maximalen Chancen, erzeugt jedoch auch extreme Risiken.

Mehr Casino als Investment

Dieses neue Spielfeld gibt gleiches Recht für alle: Jeder kann ein Projekt aufbauen, jeder kann Kapital sofort investieren. Den Chancen sind also auf beiden Seiten keine Limitierungen gesetzt. Der Preis für diese Chance ist jedoch auch ein extremes Risiko.Zum einen liefert dieses Umfeld Betrügern eine Menge Spielraum, Projekte zu erzeugen, die von vorneherein nicht auf einer wirklichen Geschäftsidee basieren oder diese umsetzen wollen, sondern lediglich das Kapital unerfahrener Investoren – oder auch solcher, die erfahren sind, jedoch trotzdem auf die Aufmachung des Projektes hereinfallen – ernten wollen.

Es wird dadurch auch Projekten und Ideen Raum gegeben, die zwar nicht auf Betrug ausgelegt sind, jedoch keinen konstruktiven wirtschaftlichen Ansatz verfolgen oder auf der technischen Ebene mangelhaft umgesetzt sind. Wo auf dem klassischen Weg die Schranke durch erfahrene Geldgeber wie Banken oder VC-Investoren nach eingehender Prüfung herunterfallen würde, regelt hier der Markt ungefiltert das Entstehen und Vergehen neuer Projekte. Die Quittung muss hier im Zweifel von Leuten gezahlt werden, die Kapital in diese Projekte hineingesteckt haben. Es gibt keine Bevormundung, beide Seiten tragen maximale Eigenverantwortung – sowohl Unternehmer als auch Investoren.Die wohl größten Faktoren, die dieses Spielfeld jedoch eher wie ein Casino, denn wie eine Börse funktionieren lassen, sind Hype und Emotionen. Die Beschaffenheit der Blockchain-Infrastruktur gibt Projekten dieser Art schnell die Möglichkeit, das Licht der Welt zu erblicken und ihr Glück zu versuchen. Die digitale Landschaft, in der Informationen und damit Emotionen und Hype-Bildungen in Echtzeit florieren können, erledigt den Rest. Twitter ist dabei wohl derzeit die größte Spielwiese für den Krypto-Sektor, auf der diese Dynamiken entstehen. Nicht umsonst spricht man im Sektor auch von „CT“ – „Crypto-Twitter“.

Das deutlichste Sinnbild für diese Dynamiken und diesen – erheblichen – Teil des Krypto-Sektors sind die sogenannten „Meme-Coins“. Der König der Meme-Coins hat es im letzten Krypto-Bullrun zu weltweiter Bekanntheit gebracht: Dogecoin – eine Satire-Kryptowährung ohne selbsterklärten Usecase, die es bis zu einer zweistelligen Milliarden-Marktkapitalisierung gebracht hat. Doch das ist nur die Spitze des Eisberges.

Zuletzt hat es mit dem „PEPE-Coin“ eine weitere Satire-Kryptowährung geschafft, in gerade einmal vier Tagen eine Marktkapitalisierung von über 100 Millionen Dollar zu erreichen. Die Satire-Währung beruht auf dem Meme eines Comic-Frosches, der bereits seit einigen Jahren zur Internet-Meme-Kultur gehört. Sobald der Coin das Licht der Welt erblickt und eine gewisse Aufmerksamkeit auf Twitter bekommen hatte, haben die zuvor beschriebenen Dynamiken den Rest erledigt.

Quelle: Alexander Mayer

So sollte man als Investor damit umgehen

Investoren, die sich mit Investments in den breiteren Krypto-Sektor jenseits von Bitcoin wagen, sollten sich der oben beschriebenen Dynamiken unbedingt bewusst sein. Der Krypto-Sektor funktioniert anders als die klassische Börse. Wer etwas anderes denkt und sein Geld entsprechend investiert, wird im Zweifel aufs brutalste von diesem Sektor bestrafft werden.

Ausgehend von dieser Tatsache gibt es grundsätzlich zwei mögliche Strategien, wenn man ein Investment in diesen Sektor über Bitcoin hinaus eingehen möchte. Beide sind extrem schwierig umzusetzen. Zum einen kann man versuchen, die Projekte mit echtem Mehrwert durch intensive Recherche herauszufiltern, um die möglichen FAANGs des Krypto-Sektors am Anfang der Adaptionsphase zu erwischen – und wir befinden uns immer noch genau in dieser Phase.

Zum anderen kann man sich auf das Spiel einlassen, welches in diesem beschriebenen Umfeld gespielt wird. Es gibt Möglichkeiten und Strategien, die Hype-Wellen und Dynamiken in diesem Sektor auszunutzen. Diese Strategie wäre wohl das Pendant zu Daytrading mit gehebelten Positionen an der klassischen Börse, um die Chance möglicher Renditen entsprechend zu maximieren. Doch im Krypto-Sektor gestaltet sich diese Strategie ungefähr um das Zehnfache riskanter. Mit richtigen Investments hat dies oft wenig zu tun.

Im Endeffekt muss jeder selbst entscheiden, welchem Weg man folgen möchte und wie man sein Kapital einsetzt. Hier könnte man den Bogen zum generellen Ansatz des Krypto-Sektors mit maximaler Eigenverantwortlichkeit und Freiheit schlagen. Mit diesem Text wollte ich die Beschaffenheit dieses Sektors im übergeordneten Blickwinkel beleuchten. Man muss diesen Sektor als das sehen, was er ist: ein immer noch sehr experimentelles Spielfeld mit gigantischen Möglichkeiten, jedoch auch gigantischen Risiken. Betreten auf eigene Gefahr.

Denken Sie langfristig!

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