Ifo - Chemiebranche trotz abnehmender Materialengpässe pessimistischer

Reuters · Uhr

Berlin (Reuters) - Die Stimmung in der exportstarken deutschen Chemieindustrie hat sich im Mai trotz stark abnehmender Lieferprobleme deutlich eingetrübt.

Das entsprechende Barometer fiel auf minus 11,1 Punkte, nach minus 3,9 Zählern im April, wie aus der am Donnerstag veröffentlichten Unternehmensumfrage des Münchner Ifo- Instituts hervorgeht. "Die Eintrübung des Geschäftsklimas zieht sich auch durch alle wichtigen Abnehmerbranchen der Chemie", erklärte Ifo-Branchenexpertin Anna Wolf die Entwicklung. "In der Industrie und im Bauhauptgewerbe ist der jeweilige Geschäftsklimaindex gefallen."

Vor allem die Geschäftserwartungen für die kommenden Monate erfuhren einen deutlichen Dämpfer und werden nun wieder negativ beurteilt: Dieses Barometer fiel auf minus 4,1 Punkte, nachdem es im April noch bei plus 11,4 Zählern gelegen hatte. Ihr aktuelle Lage beurteilen die Unternehmen weiterhin überwiegend als schlecht.

"Allerdings gab es im Mai auch ein paar Lichtblicke: Die Versorgung mit Vorprodukten hat sich weiter verbessert", so das Institut. Nur noch 16,9 Prozent der Unternehmen meldeten Engpässe. Das ist der niedrigste Wert seit 2021. "Auch haben deutlich mehr Chemieunternehmen ihre Preise gesenkt", fanden die Münchner Forscher heraus. Noch im Januar wollten die Firmen mehrheitlich ihre Preise anheben.

Im ersten Quartal war die Produktion in der Chemieindustrie um fast 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahresniveau eingebrochen, wie der Branchenverband VCI ermittelte. Für 2023 rechnet der VCI unverändert mit einem Rückgang der chemisch-pharmazeutischen Produktion von fünf Prozent. Er äußerte mehrfach Kritik am Industriestandort Deutschland. Dieser werde international immer weniger wettbewerbsfähig. "Die Gefahr ist groß, dass in der energieintensiven Chemie Investitionen und Arbeitsplätze immer stärker ins Ausland abwandern", warnte erst kürzlich VCI-Präsident Markus Steilemann, der auch Vorstandschef beim Kunststoffkonzern Covestro ist.

(Bericht von Rene Wagner; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

Meistgelesene Artikel