Thyssenkrupp startet Börsengang von Wasserstofftochter

Reuters · Uhr

Düsseldorf (Reuters) - Der Industriekonzern Thyssenkrupp macht bei dem seit langer Zeit geplanten Teilbörsengang seiner Wasserstofftochter Nägel mit Köpfen.

Thyssenkrupp Nucera strebe bis zur Sommerpause an die Frankfurter Börse, teilte das Unternehmen am Montag mit. Die Emission soll aus einer Kapitalerhöhung 500 bis 600 Millionen Euro erlösen, die für den Ausbau des Geschäfts genutzt werden sollen. Zudem dürften sich auch die Altaktionäre von Anteilen trennen. Ob und in welchem Umfang soll aus dem noch nicht veröffentlichten Börsenprospekt hervorgehen. Nucera entwickelt Anlagen, mit denen grüner Wasserstoff produziert wird, der wiederum eine Schlüsselrolle bei der Energiewende spielt.

Die frühere Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz hatte im November 2021 einen Teilbörsengang der Tochter angekündigt und diesen für das Frühjahr 2022 in Aussicht gestellt. Das Marktumfeld mit der Corona-Pandemie, Lieferkettenproblemen und der Invasion Russlands in der Ukraine machte es Börsenkandidaten allerdings nicht leicht. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte am Freitag unter Berufung auf Insider berichtet, dass es bei Nucera noch im Juni losgehen werde. Insider hatten den Wert des Unternehmens auf bis zu fünf Milliarden Euro beziffert.

Thyssenkrupp hält rund 66 Prozent der Anteile an Nucera, der italienische Konzern De Nora 34 Prozent. Die Gesamtzahl der Aktien, die im Rahmen des Börsengangs angeboten werden sollen, sowie andere relevante Bedingungen würden vor dem Start des IPO festgelegt, teilte der Konzern mit. Thyssenkrupp wolle langfristig als Aktionär beteiligt bleiben und die Mehrheit behalten.

NUCERA WILL KAPAZITÄTEN AUF DEM US-MARKT AUSBAUEN

Nucera-Chef Werner Ponikwar hob in einer Telefonkonferenz die positiven Geschäftsaussichten hervor. "Der Markt hat enormes Wachstumspotenzial", sagte der Manager. "Unsere Auftragsbücher sind voll, sprechen da auch eine sehr klare Sprache." Zu den Kernmärkten gehörten die USA, wo es durch das Anti-Inflations-Gesetz (IRA) starke Wachstumschancen gebe. Nucera sei dabei, seine Produktionskapazitäten in den USA auszubauen. Nach vorläufigen Zahlen zum ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2022/23 liegt der Gesamtauftragsbestand bei rund 1,4 Milliarden Euro. Der Umsatz sei auf 306 Millionen Euro nach 176 Millionen vor Jahresfrist gestiegen.

"Wir wollen Thyssenkrupp Nucera als globalen Elektrolysetechnologieführer für grünen Wasserstoff noch

sichtbarer machen", sagte der neue Thyssenkrupp-Chef Miguel Ángel López Borreg. Der Mittelzufluss aus der Kapitalerhöhung komme Thyssenkrupp Nucera direkt zugute, machte er deutlich. "Als Thyssenkrupp AG werden wir ein langfristiger Aktionär von Thyssenkrupp Nucera bleiben und die Wachstumsstrategie begleiten."

(Von Tom Käckenhoff, Christoph Steitz; redigiert von Ralf Banser; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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