Dax auf Tauchstation - Rekordkurssturz bei Siemens Energy

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Frankfurt (Reuters) - Der Rekordkurssturz bei Siemens Energy hat den Dax zum Wochenschluss deutlich ins Minus gedrückt.

Die Aktien des Energietechnik-Konzerns brachen nach der Streichung der Jahresprognose in der Spitze um fast 36 Prozent auf 15,02 Euro ein. Der Dax verlor bis zu 1,1 Prozent auf 15.811 Zähler und entfernte sich damit immer weiter von der psychologisch wichtigen 16.000-Punkte-Marke. "Für Anleger und Fondsmanager mit der Angst, einen weiteren Einstieg in Richtung Allzeithoch zu verpassen, könnte der Rückgang nun aber eine willkommene Einstiegsgelegenheit bieten", sagte Jochen Stanzl von CMC Markets. Zuletzt hatte der Dax vergangenen Freitag mit 16.427,42 Punkten ein Rekordhoch markiert.

Siemens Energy erlebte zum Wochenschluss einen rabenschwarzen Handelstag. Mit dem 36-prozentigen Kursrutsch verlor das Unternehmen etwa 6,3 Milliarden Euro an Börsenwert. Bei Siemens Gamesa, dem Windkraftgeschäft von Siemens Energy, gibt es offenbar tiefgreifendere und damit teurere Probleme als gedacht. Der Konzern kassierte seine Prognose und rechnet mit zusätzlichen Kosten in Milliardenhöhe. Dabei hatte Siemens Energy für 2022/23 bisher schon mit einem auf mehr als 800 Millionen Euro steigenden Nettoverlust gerechnet. "Gamesa wurde Anfang des Jahres komplett übernommen, erweist sich bisher aber als schwarzes Loch in der Bilanz", urteilte Jürgen Molnar von RoboMarkets. Entscheidend sei nun, ob Siemens Energy das Sorgenkind in den Griff bekomme.

Die Enttäuschung der Anleger belastete die gesamte Branche. Die Aktien des Windkraftanlagen-Herstellers Nordex brachen im MDax um mehr als acht Prozent ein. Die Titel des dänischen Windturbinenbauers Vestas rutschten an der Kopenhagener Börse um bis zu 6,5 Prozent ab.

ZINSPOLITIK IST ANLEGERN EIN DORN IM AUGE

Neben Siemens Energy belasteten jedoch auch die steigenden Zinsen in vielen Ländern den deutschen Aktienmarkt. "Hoffnungen auf eine baldige Zinssenkung sind wie eine Seifenblase geplatzt", sagte Christian Henke vom Broker IG. Fed-Chef Jerome Powell habe die Anleger recht unsanft auf den Boden der Realität zurückgeholt. Vor einem Ausschuss im Senat hatte der US-Notenbankchef am Donnerstag signalisiert, dass auch nach zehn Zinserhöhungen in den USA noch Spielraum nach oben ist. Zudem hatten am Donnerstag einige Notenbanken, darunter die Bank of England, die Zinsen im Kampf gegen die Inflation kräftiger als erwartet nach oben geschraubt. Investoren fürchten, dass eine zu aggressive Zinspolitik der Weltwirtschaft nachhaltig zusetzen könnte.

ÖLPREISE UNTER DRUCK

In diesem Zusammenhang sorgten auch die jüngsten Konjunkturdaten aus der Euro-Zone für Kopfschmerzen. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft - Industrie und Dienstleister zusammen - sank im Juni überraschend deutlich auf 50,3 Punkte von 52,8 Zählern im Mai. Das an den Finanzmärkten stark beachtete Barometer hält sich damit nur ganz knapp über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Der Euro notierte zeitweise ein Prozent schwächer bei 1,0851 Dollar. Gefragt war dagegen die US-Währung, die in Krisenzeiten gern als sicherer Hafen angesteuert wird. Der Dollar-Index stieg um bis zu 0,8 Prozent auf 103,17 Stellen. Auch bei Staatsanleihen griffen Investoren zu. Die Kurse der zehnjährigen deutschen Bonds kletterten nach oben, im Gegenzug fiel die Rendite auf 2,349 Prozent nach 2,486 Prozent im Schlussgeschäft des Vortages.

Am Ölmarkt machten sich ebenfalls Rezessionsängste breit und dämpften die Kauflaune der Investoren. Das Nordseeöl Brent wurde mit 72,73 Dollar je Fass zeitweise 1,9 Prozent schwächer gehandelt. Der Preis für das US-Öl WTI verbilligte sich in der Spitze um 2,1 Prozent auf 68,06 Dollar je Barrel. Die Ölpreise sind seit Wochenbeginn um rund 4,5 Prozent gefallen.

(Bericht von: Daniela Pegna; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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