US-Banken laut Stresstest für Wirtschaftskrise gut gerüstet

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Washington (Reuters) - Die in den USA aktiven Großbanken können nach den Ergebnissen des jährlichen Stresstests eine Wirtschaftskrise im Ernstfall gut meisten.

In dem Negativszenario der US-Notenbank (Fed), das einen schweren Konjunktureinbruch annahm, konnten die 23 getesteten Institute im Schnitt eine Kapitalquote von 10,1 Prozent behalten, wie die Fed am Mittwoch nach US-Börsenschluss mitteilte. Gefordert waren mindestens 4,5 Prozent. Angesichts der Turbulenzen unter den US-Regionalbanken im Frühjahr, in deren Folge es zu Zusammenbrüchen von Instituten kam, stand der turnusmäßige Belastungscheck diesmal besonders im Blickpunkt.

Fed-Vizechef Michael Barr erklärte, die Ergebnisse zeigten ein "starkes und widerstandsfähiges" Bankensystem. Er betonte aber auch, dass dies nur ein Maß für die Gesundheit des Sektors sei. "Wir sollten bescheiden bleiben, wenn es darum geht, wie Risiken entstehen können." Die Bankenaufsicht müsse ihre Arbeit fortsetzen, um sicherzustellen, dass Geldhäuser gegenüber einer Reihe von wirtschaftlichen Szenarien, Marktschocks und anderen Belastungen widerstandsfähig sind.

Die US-Tochter der Deutschen Bank, die in der Vergangenheit mehrmals durchgefallen war, schnitt im mit einer kräftigen Kapitalquote von 17,4 Prozent ab. Die schlechteste Quote wies das Geldhaus Citizens mit 6,4 Prozent aus. Der Finanzkonzern Charles Schwab kam mit 22,8 Prozent auf den höchsten Wert. Dem Belastungscheck unterzogen wurden zudem die US-Großbanken Bank of America, JPMorgan, Morgan Stanley, Citigroup, Goldman Sachs und Wells Fargo. Sie alle wiesen im Stressszenario Kapitalquoten deutlich über den Mindestanforderungen aus.

HERBER KONJUNKTUREINBRUCH IM KRISENSZENARIO

Das Negativszenario der Fed sah diesmal unter anderem ein Hochschnellen der Arbeitslosenquote um 6,5 Prozentpunkte vor. Im Test 2022 waren es nur 5,8 Prozentpunkte. Im Krisenszenario wurde diesmal zudem ein 40-prozentiger Einbruch der Preise für Gewerbeimmobilien angenommen. Die 23 getesteten Institute würden im Negativszenario der Fed den Ergebnissen zufolge zusammen 541 Milliarden Dollar Verluste erleiden. Zu diesen Gesamtverlusten zählten laut Fed unter anderem über 100 Milliarden Dollar aus Gewerbeimmobilien und Wohnungsbaufinanzierungen sowie 120 Milliarden Dollar an Kreditkartenverlusten.

Die Federal Reserve hatte die Stresstests als Konsequenz aus der Finanzkrise von 2008 eingeführt, um die Anfälligkeit der Branche regelmäßig einschätzen zu können. Die Deutsche Bank war 2015, 2016 und 2018 durchgefallen. Die jährliche Prüfung ist zentral für die Kapitalplanung der Institute. Die Aufseher legen für jede Bank individuell die Höhe eines Eigenkapitalpuffers fest, die sie zusätzlich zu den Mindestanforderungen bilden muss. Sie stellen damit die Weichen für Dividendenausschüttungen und Aktienrückkaufvorhaben der Institute. Analysten erwarten, dass die Ausschüttungen in diesem Jahr unter anderem aufgrund der konjunkturellen Unsicherheiten etwas niedriger ausfallen werden. Laut Fed-Vertretern dürfen die Institute ihre Aktienrückkauf- und Dividendenpläne erst nach dem Börsenschluss am Freitag veröffentlichen.

Der jährliche Belastungscheck stand diesmal im Zeichen der jüngsten Regionalbankenkrise in den USA. Im Frühjahr waren die Silicon Valley Bank (SVB) und noch weitere regionale Geldhäuser im Zuge der Zinserhöhungen der US-Notenbank kollabiert. Im März hatten Kunden begonnen, massiv Gelder von der SVB und anderen Regionalinstituten abzuziehen. Hohe unrealisierte Verluste auf US-Staatsanleihen im Zuge der geldpolitischen Straffungskurses der US-Notenbank hatten bei den Instituten einen Vertrauensverlust ausgelöst.

(Bericht von Pete Schroeder, geschrieben von Frank Siebelt, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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