Aktien Frankfurt: Dax hält sich nach Arbeitsmarktbericht im Plus

dpa-AFX · Uhr

FRANKFURT (dpa-AFX) - Am deutschen Aktienmarkt hat der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag nur kurz für etwas Erleichterung nach der von Kursverwerfungen geprägten Woche gesorgt. Der Dax baute nach der mit großer Spannung erwarteten Veröffentlichung seine Kursgewinne etwas aus, fiel dann aber wieder schnell zurück. Am Nachmittag stand der deutsche Leitindex dann mit 0,45 Prozent im Plus bei 15 598,65 Zählern.

Der MDax der mittelgroßen Unternehmen rückte zuletzt um 0,76 Prozent auf 26 910,74 Punkte vor. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg um 0,30 Prozent auf 4235,89 Zähler.

In den USA waren im Juni außerhalb der Landwirtschaft mit 209 000 Stellen weniger Arbeitsplätze geschaffen worden als erwartet. Zugleich stiegen die Löhne etwas stärker als gedacht und die Arbeitslosenquote ging von 3,7 auf 3,6 Prozent zurück.

Die US-Notenbank Fed hat den Arbeitsmarkt eng im Blick, da die seit Monaten solide Beschäftigungslage und die anziehenden Löhne die von ihr bekämpfte hohe Inflation weiter anheizen. Die US-Währungshüter haben mit ihrem Sitzungsprotokoll in dieser Woche erneut signalisiert, dass sie nach der Pause im Juni die Zinsen in diesem Jahr noch weiter anheben wollen. Entsprechende Signale sendet auch die Europäische Zentralbank (EZB).

Für Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners sind die Arbeitsmarkt-Zahlen dennoch Balsam, nachdem unerwartet starke ADP-Daten aus der Privatwirtschaft tags zuvor die Angst vor deutlich länger hohen Zinsen geschürt hatten. "Für die Börsen gilt heute: bad news is good news". "Das Zweieinhalb-Jahres-Tief bei den neu geschaffenen Stellen macht es deutlich wahrscheinlicher, dass die Fed kurz vor dem Ende ihres Zinserhöhungszyklus steht", ergänzte er. Dies bedeute simultanen Rückenwind für die Aktien- und Rentenmärkte.

Die am Markt wieder aufkeimende Zinsangst hatte dem Dax in dieser Woche keinen guten Start in in die neue Jahreshälfte beschert. Vier verlustreiche Handelstage und ein Minus von mehr als drei Prozent sind die bisherige Bilanz dieser Woche. Die davor noch locker und weit übersprungene Marke von 16 000 Zählern liegt inzwischen weit entfernt.

Derweil waren auf Unternehmensseite mit den Banken die potenziellen Profiteure steigender Zinsen gefragt. Deutsche Bank und Commerzbank gehörten zu den Dax-Favoriten mit Aufschlägen von rund einem Prozent.

BASF und Covestro gewannen 4 beziehungsweise 2,7 Prozent - trotz einer Gewinnwarnung des Konkurrenten Clariant . Laut Experten hatten Spekulanten versucht, nach bereits ähnlichen Warnungen in der Chemiebranche mit Leerverkäufen zu profitieren. Die Wette gehe aber inzwischen nicht mehr auf, auch bei BASF würden daher entsprechende Short-Wetten aufgelöst. Die Aktie des Dax-Konzerns hatte in den vergangenen Tagen deutlich nachgegeben.

Am Index-Ende belasteten erneut Gewinnmitnahmen die Papiere des Baustoffkonzerns Heidelberg Materials mit mehr als drei Prozent. Analysten hatten sich bereits am Donnerstag besorgt über die Schwäche der Bauwirtschaft gezeigt. Im Sog der schwachen Zahlen des Elektronikkonzerns Samsung ging es ferner für Halbleiterwerte abwärts. Infineon fielen zeitweise auf den tiefsten Stand seit Anfang Juni, erholten sich zuletzt aber mit plus 0,9 Prozent. In den hinteren Reihen erwischte es Elmos Semiconductor dagegen deutlicher mit fast drei Prozent Abschlag.

Aktien des Industriekonzerns Thyssenkrupp notierten 3,6 Prozent höher. Der Konzern hat am Freitag seine Wasserstoff-Tochter Nucera erfolgreich an die Börse gebracht. Der Kurs des Dortmunder Unternehmens notierte zuletzt mit 23,50 Euro deutlich über dem Ausgabepreis von 20 Euro.

Auch einige Analystenstimmen bewegten die Kurse. Papiere von SMA Solar verloren nach einem gestrichenen positiven Votum durch Exane BNP Paribas mehr als 4 Prozent. Analyst Sebastian Growe rät zu einer Verschnaufpause. Nach zwei Zielerhöhungen für das Gesamtjahr dürfte sich die Nachfrage im zweiten Quartal abgekühlt haben, so der Experte.

Anteile am Telekommunikationskonzern United Internet rutschten nach einer Abstufung durch HSBC auf auf den tiefsten Stand seit 2011 und standen zuletzt 2,7 Prozent im Minus.

Der Euro stieg und kostete im Nachmittagshandel 1,0908 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Donnerstagnachmittag auf 1,0899 Dollar festgesetzt.

Am Anleihenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,60 Prozent am Vortag auf 2,70 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,41 Prozent auf 123,14 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,30 Prozent auf 130,95 Punkte./tav/he

--- Von Tanja Vedder, dpa-AFX ---

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