Wirecard-Prozess: Anschuldigungen gegen Kronzeugen in Marsalek-Brief

dpa-AFX · Uhr

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Im Milliardenskandal um den Kollaps des Wirecard-Konzerns beschuldigt nun auch der mutmaßliche Drahtzieher Jan Marsalek den Kronzeugen der Staatsanwaltschaft. Dies geht aus Auszügen eines von Marsaleks Anwalt an das Landgericht München I geschriebenen Briefs hervor, die die Verteidigung von Ex-Vorstandschef Markus Braun am Mittwoch in der Verhandlung vortrug.

Über seinen Anwalt wirft Marsalek dem Kronzeugen Oliver Bellenhaus vor, sich der Staatsanwaltschaft als "anpassungsfähiger Zeuge" angedient zu haben, um sich später "in Freiheit mit von ihm veruntreuten Firmengeldern in Millionenhöhe als geläuterter Büßer nach Dubai zurückziehen zu können".

Die Anklage der Münchner Staatsanwaltschaft basiert ganz wesentlich auf den Aussagen Bellenhaus', der bis zum Zusammenbruch des einstigen Dax-Konzerns im Sommer 2020 Wirecard-Geschäftsführer in Dubai war. Marsalek ist seither untergetaucht und wird in Russland vermutet. Braun und seine Anwälte argumentieren, dass Braun weder Täter noch Mitwisser gewesen sei, Marsalek hingegen der Drahtzieher.

Brauns Anwalt Nico Werning beantragte die Verlesung des vollständigen Schreibens in der Hauptverhandlung. Die Kammer entschied nicht unmittelbar über den Antrag, sondern beendete den Prozesstag - den 58. seit Beginn des Verfahrens im vergangenen Dezember./cho/DP/stw

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