Lieferketten-Turbulenzen halten Airbus weiter in Atem

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München (Reuters) - Die Verwerfungen in der Lieferkette bei den Flugzeugbauern nach der Corona-Pandemie lösen sich nur langsam auf.

Airbus-Chef Guillaume Faury sagte am Mittwoch bei der Vorlage der Quartalszahlen, die Lage bessere sich zwar, das Betriebsumfeld sei aber weiterhin von Spannungen bei der Belieferung mit Teilen geprägt. Der weltweit führende Hersteller fährt derzeit die Produktion seines Bestsellers A320neo hoch; ab 2026 sollen monatlich 75 dieser Kurzstreckenmaschinen die Werke verlassen. Von einem Zwischenziel dabei verabschiedete sich Airbus allerdings und kündigte an, taktisch auf die Lage in der Lieferkette zu reagieren.

Die Branche spürt dabei immer noch die Spätfolgen der Pandemie, die den Luftverkehr zeitweise fast vollständig zum Erliegen gebracht hat. Einige Zulieferer haben zu der Zeit Mitarbeiter entlassen, die jetzt dringend gebraucht werden, aber nicht mehr verfügbar sind. Faury sagte nicht, welche Teile derzeit besonders knapp sind - in den vergangenen Monaten waren unter anderem Triebwerke oder Sitze betroffen. Die jüngsten Probleme mit den Triebwerken von Pratt & Whitney dürften nicht zu Lieferschwierigkeiten führen, sagte Faury, weil keine neuen Triebwerke betroffen seien; möglich seien allenfalls indirekte Auswirkungen. Branchenkreisen zufolge baut Airbus derzeit ungefähr 47 A320neo pro Monat - weniger als die 55, die nach der internen Planung für Mitte des laufenden Jahres angestrebt worden waren.

Mit der höheren Produktion reagiert Airbus auf die steigende Nachfrage nach neuen Flugzeugen. In der ersten Jahreshälfte sammelte Airbus Bestellungen über gut 1000 Flugzeuge ein - das sind fast viermal so viele wie vor Jahresfrist. Zuletzt hatte sich Airbus einen Rekord-Auftrag über gut 500 neue Maschinen von der indischen Billigfluggesellschaft Indigo gesichert - dazu kommt eine weitere Großbestellung von Air India. Airbus rechnet damit, dass in den nächsten 20 Jahren mehr als 40.000 neue Flugzeuge benötigt werden, weil Fluggesellschaften ihre alten Maschinen schneller ausmustern.

Auch der US-Rivale Boeing will die Fertigung seines pannengeplagten Bestsellers 737 MAX steigern. Boeing-Chef Dave Calhoun räumte aber ein, dass es immer noch Schwierigkeiten bei der Maschine gebe, "seien es Themen, die wir in unseren Fabriken angehen müssen, oder auf die wir in der Lieferkette und der Logistik keinen Einfluss haben". Damit spielte er auf den jüngsten Einsturz einer Eisenbahnbrücke über dem Yellowstone-River, über die Rumpfteile der 737 MAX transportiert werden.

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Beide Flugzeugbauer steigerten im abgelaufenen Quartale ihre Erlöse dank steigender Auslieferungen. Airbus erwirtschaftete mit 15,9 Milliarden Euro rund ein Viertel mehr Umsatz als vor Jahresfrist. Der Betriebsgewinn verbesserte sich um ein Drittel auf gut 1,8 Milliarden Euro und damit stärker als vom Datenanbieter Refinitiv befragte Analysten erwartet hatten. Gut lief es vor allem mit Passagierflugzeugen, aber auch das Hubschrauber-Geschäft verbesserte sich. In der Rüstungs- und Raumfahrtsparte gingen die Erlöse dagegen zurück. Airbus begründete das mit Verzögerungen bei Raumfahrtprojekten sowie einer geringeren Zahl ausgelieferter Militärflugzeuge.

Bei Boeing verbesserte sich der Umsatz um 18 Prozent auf 19,75 Milliarden Dollar. Der Verlust je Aktie lag mit 82 Cent niedriger als von Refinitiv befrage Analysten erwartet hatten. Bei Analysten kamen die Zahlen gut an. Der Ausblick sei zwar beibehalten worden, die Ergebnisse der Flugzeugsparte seien aber ermutigend, vor allem mit Blick auf die anhaltenden Lieferprobleme, sagte Peter McNally, Analyst bei Third Bridge. "Boeing setzt die Themen besser um, und sie müssen auf dem Weg weitermachen, um zur Profitabilität zurückzukehren."

(Bericht von Tim Hepher und Christina Amann. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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