ROUNDUP: HVB-Mutter Unicredit erhöht erneut Prognose - Aktie steigt weiter

dpa-AFX · Uhr

MAILAND (dpa-AFX) - Bei der italienischen Bank Unicredit laufen die Geschäfte dank der höheren Zinsen weiter rund. Nach einem starken Ergebnis im zweiten Quartal erhöhte die Mutter der deutschen Hypovereinbank (HVB) am Mittwoch erneut ihre Prognose für 2023. Konzernchef Andrea Orcel rechnet jetzt beim um Sondereffekte bereinigten Gewinn mit mehr als 7,25 Milliarden Euro - das sind 750 Millionen mehr als im Mai in Aussicht gestellt.

Im zweiten Quartal legte der bereinigte Gewinn im Vergleich zum Vorjahresquartal um 15 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro zu, wie der Konzern in Mailand mitteilte. Getrieben von einem stark gestiegenen Zinsüberschuss legten die Erträge um ein Viertel auf knapp sechs Milliarden Euro zu. Mit dem Ergebnis übertraf die Bank die Erwartungen der Experten.

Analystin Delphine Lee von der Bank JPMorgan lobte die Resultate in einer ersten Reaktion. Die Ertragsentwicklung sei stark, es gebe kaum neue Rückstellungen und die Aktionärsausschüttungen stiegen weiter. An der Börse kamen die Zahlen und die erhöhte Prognose gut an. Die Aktie legte zeitweise um knapp vier Prozent zu. Das Niveau konnte das Papier zwar nicht ganz halten, mit einem Plus von etwas mehr als einem Prozent stand es aber am frühen Nachmittag mit an der Spitze des Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 .

Seit dem Einbruch im Corona-Crash im Frühjahr 2020 hat sich der Kurs mehr als verdreifacht. Unter den bekannten und größeren Banken Europas hat nur der Kurs der Commerzbank mehr zulegt. Damit gehören jene beiden Geldhäuser zu den Gewinnern, deren Aktien in den Jahren nach der Finanzkrise bis zur Corona-Pandemie zu den schwächsten Titeln der europäischen Bankenlandschaft zählten.

Dies spiegelt sich auch in der Marktkapitalisierung wider. So zählt die Unicredit mit 45 Milliarden Euro inzwischen wieder zum Kreis der wertvollsten Banken in der Eurozone. Der Börsenwert der Commerzbank ist inzwischen mit knapp 14 Milliarden Euro wieder zweistellig, und die seit der Finanzkrise immer noch teilverstaatlichte Bank ist seit Kurzem zurück im Dax .

Hierzulande zog der Gewinn der Unicredit im Berichtszeitraum um zwölf Prozent auf etwas mehr als eine halbe Milliarde Euro an. Die italienische Bank profitiert im deutschen Markt unter anderem vom strikten Sparkurs bei ihrer Tochter HVB. Seit der Übernahme durch die Italiener 2005 wurden dort Zigtausende Stellen gestrichen und zahlreiche Filialen geschlossen. 2022 sank die Zahl der Arbeitsplätze umgerechnet in Vollzeitstellen um rund 900 auf knapp 11 000.

In Russland, wo die Unicredit nach wie vor relativ stark vertreten ist, reduzierte die Bank ihr Risiko weiter. Orcel hatte sich gegen einen umfassenden sofortigen Ausstieg entschieden, wie es die französische Bank Societe Generale getan hat. Stattdessen will er das Russland-Geschäft Stück für Stück zurückfahren. Da die Bank die erwarteten Kosten für den Abbau des Geschäfts bereits vor einem Jahr verbucht hatte, steuerte das Russland-Geschäft im ersten Quartal immer noch fast 200 Millionen Euro zum Gewinn bei.

Der Unicredit-Chef, der im Frühjahr 2021 an die Spitze der Bank gerückt war, sieht sich mit den Zahlen des zweiten Quartals einmal mehr in seinem Kurs bestätigt. Orcel übernahm damals die Verantwortung in der Corona-Pandemie und setzte den harten Sanierungskurs seines Vorgängers Jean-Pierre Mustier fort.

Im Jahr 2020 schrieb die Bank noch einen Milliardenverlust, der auf hohe Kosten für den Konzernumbau, Abschreibungen und eine hohe Risikovorsorge zurückzuführen war. Bereits 2021 kehrte Unicredit wieder deutlich in die Gewinnzone zurück. 2022 ging es dann weiter aufwärts, und im laufenden Jahr soll es mit dem Blick auf den Gewinn noch besser werden./zb/tav/jha/

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