Steigende Kosten belasten Deutsche Bank - Gewinn schrumpft

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Düsseldorf (Reuters) - Steigende Kosten trüben wieder einmal die Quartalsbilanz der Deutschen Bank: Wegen hoher Aufwendungen für ihren Umbau, Rechtsstreitigkeiten und einer gestiegenen Risikovorsorge verdiente Deutschlands größtes Geldhaus im zweiten Quartal deutlich weniger.

Unter dem Strich und nach Anteilen Dritter schrumpfte der Gewinn um 27 Prozent auf 763 Millionen Euro, wie das Institut am Mittwoch mitteilte. Analysten hatten allerdings einen noch größeren Gewinnrückgang befürchtet. Konzernchef Christian Sewing will auf die Kostenbremse drücken: "Wir haben weitere konkrete Schritte identifiziert, um auf allen Ebenen noch effizienter zu werden", erklärte er. Dies werde auch "harte Entscheidungen" mit sich bringen. Details nannte er nicht.

Im zweiten Quartal musste das Institut hohe einmalige Aufwendungen verkraften: Für Rechtsfälle und den Umbau der Bank fielen insgesamt 655 Millionen Euro an. Ohne diese Kosten wäre der Vorsteuergewinn deutlich gestiegen, betonte die Bank. Insgesamt legten die Aufwendungen um 15 Prozent auf 5,6 Milliarden Euro zu, die Aufwand-Ertrag-Relation verschlechterte sich auf 76 (73) Prozent - für jeden Euro Ertrag müssen 76 Cent aufgewendet werden. Zum Vergleich: Die spanische Großbank Santander, die im Mittwoch ein Gewinnplus von 15 Prozent meldete, braucht dafür nur 44 Cent.

Die im Vergleich zu manchem Rivalen hohe Kostenbasis war den Analysten bei der Deutschen Bank in der Vergangenheit immer wieder aufgestoßen. Mit einem Sparprogramm und dem Abbau von Tausenden von Stellen steuerte Sewing seit seinem Amtsantritt vor fünf Jahren gegen und führte die Bank aus den roten Zahlen heraus. Im April kündigte das Geldhaus an, rund 800 weitere Stellen abzubauen, und schraubte das Einsparziel um 500 Millionen Euro auf 2,5 Milliarden Euro in die Höhe. "Wir sind im ersten Halbjahr 2023 erneut in allen Geschäftsbereichen dynamisch gewachsen", betonte Sewing nun. "Damit sind wir auf einem guten Weg, unsere Ziele für 2025 zu erreichen." Die Anleger zeigten sich von den Zahlen indes weniger angetan - Aktien der Deutschen Bank gaben knapp ein Prozent nach.

Dabei sollte der Aktienkurs Rückenwind von der Ankündigung eines Aktienrückkaufs bekommen: In diesem Jahr will die Deutsche Bank für bis zu 450 Millionen Euro eigene Anteile zurückkaufen und damit wie angekündigt Kapital an die Anleger zurückzugeben. So sollen 2023 durch Dividenden und Aktienrückkäufe insgesamt mehr als eine Milliarde Euro ausgeschüttet werden. Bei Konkurrenten erhalten die Anteilseigner aber deutlich mehr Geld: Die italienische Bank Unicredit, die ihre Prognose nach einem Gewinnsprung im zweiten Quartal erhöhte, will dieses Jahr 6,5 Milliarden Euro an die Anleger zurückgeben.

RÜCKGANG BEI DER INVESTMENTBANK

Bei der Deutschen Bank stiegen die Konzernerträge im Zeitraum April bis Juni um elf Prozent auf 7,4 Milliarden Euro - "so viel wie in keinem zweiten Quartal seit 2016", hob Sewing hervor. Rund lief dabei das Geschäft der Unternehmensbank, die ihre Erträge um 25 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro steigern konnte. Besonders gut habe sich dabei das Geschäft mit kleineren Firmen entwickelt. Die Privatkundenbank konnte auch dank florierender Geschäfte in Deutschland zweistellig wachsen und avancierte damit zum größten Ertragsbringer der Bank. Analysten erwarten, dass das Privatkundengeschäft auch im Gesamtjahr der schwächelnden Investmentbanksparte diese Position streitig machen wird.

Hier schrumpften die Erträge im zweiten Quartal nämlich um elf Prozent. Im Gesamtjahr könnten die Erträge in der Investmentbank ebenfalls etwas sinken, hieß es in einer Präsentation. Die Deutsche Bank liegt mit der Entwicklung im internationalen Trend - auch andere Großbanken litten unter der Flaute bei Börsengängen, Übernahmen und anderen Kapitalmarkttransaktionen. Das brockte etwa der US-Bank Morgan Stanley einen Gewinnrückgang ein, auch Goldman Sachs musste Federn lassen.

Die Deutsche Bank bereitet sich zudem auf mögliche Kreditausfälle durch die etwa in der Bundesrepublik dümpelnde Konjunktur vor. Das Institut schraubte die Risikovorsorge im zweiten Quartal auf 401 (Vorjahresquartal: 233) Millionen Euro in die Höhe. Im Halbjahr lag die Risikovorsorge bei 772 Millionen Euro oder bei 32 Basispunkten des durchschnittlichen Kreditvolumens. Für das Gesamtjahr erwartet die Bank nun, dass sich die Risikovorsorge am oberen Ende der Spanne von 25 bis 30 Basispunkten bewegen wird. Grund dafür: "Das unsichere gesamtwirtschaftliche Umfeld." Die Bank schaue insgesamt aber nicht pessimistisch auf das restliche Jahr, sagte Finanzchef James von Moltke - vielmehr sei der Ausblick im Ton etwas optimistischer geworden.

(Bericht von Tom Sims und Matthias Inverardi, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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