Nach der Zinserhöhung

Ökonomen-Stimmen zum Zinsentscheid der US-Notenbank

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Quelle: Niphon Subsri/Shutterstock.com

Die US-Notenbank Federal Reserve greift im Kampf gegen die Inflation zu einer weiteren Zinserhöhung. Sie hebt den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte an. Damit liegt er in der Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent. Es ist der höchste Stand seit 22 Jahren. Den weiteren Zinskurs ließ die Fed allerdings offen. Was erwarten Ökonomen künftig von der US-Geldpolitik?

Michael Heise, Chefökonom HQ Trust

„Es ist richtig, dass die Zentralbank kein Ende der Zinserhöhungen kommuniziert, bevor sich der Rückgang der Inflation als nachhaltig erweist. Denn die Preistendenzen bei der Kerninflation und die Lohnerhöhungen liegen trotz aller Fortschritte noch sehr deutlich über den Zielwerten der US-Notenbank. Eine erneute Fehleinschätzung der Inflationsdynamik würde Reputationsschäden nach sich ziehen.“

Elmar Völker, Anleihe-Experte LBBW Research

„Die US-Währungshüter tasten sich an den Leitzinsgipfel heran. Die unveränderte Guidance lässt erkennen, dass die Mehrheit im FOMC noch immer zu einer weiteren Straffung der Geldpolitik neigt. Für die nächste Sitzung im September hält sich die Fed alle Optionen offen, wobei unseres Erachtens der jüngste unerwartet deutliche Inflationsrückgang für eine erneute Zinspause spricht. (...) Im Grundsatz fahren die Notenbanker jetzt auf Sicht: Wir gehen derzeit davon aus, dass der heutige elfte Zinsschritt seit März 2022 der letzte gewesen ist.“

Friedrich Heinemann, Ökonom ZEW

„Es ist nicht unwahrscheinlich, dass wir damit den Gipfel im aktuellen Zinszyklus erreicht haben. Die Bremswirkungen der seit März 2022 erfolgenden konsequenten Zinserhöhungen zeigen sich inzwischen recht deutlich. Die Inflationsrate ist zuletzt überraschend schnell gefallen und der Arbeitsmarkt beginnt sich abzukühlen. Außerdem liegt der Zins inzwischen sehr deutlich über der Inflationsrate und bremst weiter. Daher kann die Fed ab jetzt getrost abwarten und die weitere Entwicklung beobachten.“

Thomas Gitzel, Chefökonom VP Bank

„Dass die Fed ihr Leitzinsband anhebt, ist keine Überraschung, vielmehr stellt sich die Frage, ob es das jetzt wirklich war? Bei allem Ermessen müsste die Antwort lauten: Ja. Die Inflationsrate liegt mittlerweile bei 3 Prozent und auch die Kerninflationsrate sank zuletzt deutlicher auf 4.7 Prozent. (...) Trotz dieser positiven Entwicklungen lässt sich die Fed noch immer die Option für weitere Zinserhöhungen offen. (...) Im September wird keine Notwendigkeit für weitere Zinsanhebungen mehr bestehen. Deshalb ist davon auszugehen, dass der Zinsgipfel erreicht ist.“

Bernd Weidensteiner und Christoph Balz, Ökonomen Commerzbank

„Fed-Chef Powell gab sich auf der Pressekonferenz nach der Sitzung beträchtliche Mühe, der Fed die Optionen auf weitere Zinsschritte offenzuhalten, sollten diese nötig sein. (...) Laut Powell würde der Stab der Fed jetzt keine Rezession mehr erwarten, nur noch eine deutliche Wachstumsverlangsamung. (...) Wir gehen allerdings weiter davon aus, dass sich das Wachstum im zweiten Halbjahr deutlich abschwächt und erwarten eine leichte Rezession. Entsprechend halten wir das aktuelle Zinsniveau für den Zinsgipfel, zumal in den nächsten Monaten auch die wichtige Kerninflationsrate deutlich sinken sollte.“

Redaktion onvista/dpa-AFX

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