ROUNDUP: Evotec kappt Jahresprognosen nach Hackerangriff - Aktie fällt deutlich

dpa-AFX · Uhr

HAMBURG (dpa-AFX) - Der Wirkstoffforscher Evotec rechnet infolge eines Hackerangriffs mit einer deutlich schlechteren Entwicklung seiner Geschäfte. Sowohl für den Umsatz als auch für den operativen Gewinn kappte der Konzern seine Prognosen. "Die geringere Produktivität während des zweiten Quartals hat unser Finanzergebnis des ersten Halbjahres von 2023 erheblich belastet", sagte Konzernchef Werner Lanthaler laut Mitteilung vom Donnerstagabend. Der Manager schöpft dennoch Hoffnung nach einem "starken Start mit exzellenten" Ergebnissen im ersten Quartal. Die Aktionäre zeigten sich nach Börsenschluss dennoch pessimistisch. Die Evotec-Aktie verlor auf der Handelsplattform Tradegate gegenüber dem Xetra-Schlusskurs 5,3 Prozent.

Wie das im MDax notierte Unternehmen in Hamburg weiter mitteilte, soll der Jahresumsatz nur noch 750 bis 790 Millionen Euro erreichen. Das wäre im schlechtesten Fall nur noch etwa so viel wie im Jahr zuvor. Bislang hatten für das laufende Jahr 820 bis 840 Millionen Euro auf dem Zettel gestanden. Zudem will die Unternehmensführung jetzt die Forschungsausgaben zurückfahren.

Beim um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erwartet das Management einen deutlichen Rückgang auf 60 bis 80 Millionen Euro. Für 2022 hatte Evotec knapp 102 Millionen Euro gemeldet und wollte dieses Ergebnis im laufenden Jahr auf 115 bis 130 Millionen Euro steigern. Für das laufende Jahr kalkuliert die Konzernführung mit einmaligen Kosten von mehr als 90 Millionen Euro. Seine Ziele für 2025 behält der Vorstand bei.

Für das erste Quartal wies Evotec am Donnerstagabend ein Umsatzplus von mehr als 30 Prozent auf mehr als 210 Millionen Euro aus. Bislang hatte sich der Konzern noch nicht zu den Finanzzahlen des Jahresauftakts geäußert.

Evotec hatte wegen der durch den Cyberangriff verzögerten Veröffentlichung des testierten Geschäftsberichts für 2022 den MDax verlassen müssen, durfte aber zeitnah zurückkehren. Als Reaktion auf den Hackerangriff Anfang April schaltete der Konzern alle mit externen Quellen verbundene Systeme ab. "Evotec konnte ihren Partnern versichern, dass die Integrität der wissenschaftlichen Daten nicht beeinträchtigt wurde", hieß es. Die Folge: Rund 25 Millionen Euro kostete es Evotec, die Auswirkungen des Angriffs zu bewältigen. Der Betrieb wurde den Angaben zufolge zwar Ende April wieder aufgenommen, doch der Konzern hinkte bei der Produktivität zuletzt weiter hinterher.

Für die ersten sechs Monate rechnet das Management um Lanthaler mit einem Konzernerlös von mehr als 370 Millionen Euro. Dabei dürfte ein Teil der entgangenen Umsätze zu einem späteren Zeitpunkt aufgeholt werden. Allerdings dürften sich die allgemeinen Marktbedingungen für den Rest des Jahres nicht mehr bessern, schätzt die Unternehmensführung./ngu/stw/he

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