Chiphersteller sehen Ende des Überangebots - Hoffnung auf KI-Geschäft

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- von Joyce Lee

Seoul (Reuters) - Die Halbleiterbranche wittert nach dem Nachfrageeinbruch der vergangenen Monate wieder Morgenluft.

Weil viele Hersteller zuletzt ihre Produktion drosselten, lässt das Überangebot an Chips für Computer oder Smartphones nach. Dazu kommt eine langsame Erholung der Nachfrage. Sowohl am PC- als auch am Smartphonemarkt gehen die Umsätze nach Einschätzung von Experten nicht mehr so stark zurück wie in den vergangenen Quartalen. "Die Nachfrage zieht sehr langsam wieder an", sagte Woohyun Kim, Finanzchef des koreanischen Herstellers SK Hynix, bei der Vorlage der Quartalszahlen. Hoffnung macht der Branche die zunehmende Verbreitung Künstlicher Intelligenz, für die Hochleistungschips benötigt werden. Allerdings bleibt der Ausblick auf die nächsten Monate insgesamt trüb.

In den vergangenen Quartalen haben die drei wichtigsten Chipmärkte an Boden verloren: Abwärts ging es bei PCs, Smartphones und bei Datenzentren. Angesichts der hohen Inflation, der steigenden Zinsen und der weltweiten Konjunkturabkühlung halten sich Verbraucher und Unternehmen mit Ausgaben für neue Technik zurück. Außerdem hatten sich viele in der Corona-Pandemie mit elektronischen Geräten für das Homeoffice oder zum Zeitvertreib zur Genüge ausgerüstet. Das führte zu einem bisher noch nie dagewesenen Überangebot an Halbleitern. Die beiden weltweit führenden Hersteller Samsung Electronicsund SK Hynix fuhren in dem Geschäft zusammen einen Verlust von 15,2 Billionen Won (gut zehn Milliarden Euro) ein - so viel wie nie zuvor. Inzwischen sieht die Lage aber nicht mehr ganz so düster aus. Intel schrieb im abgelaufenen Quartal überraschend schwarze Zahlen.

HOFFNUNGSTRÄGER KÜNSTLICHE INTELLIGENZ

SK-Hynix-Finanzchef Kim verwies darauf, dass im PC-Markt vor allem Sonderangebote und Einstiegsmodelle gefragt seien, was kaum beim Abbau der Bestände helfe. Zudem seien die Prognosen für den Smartphone-Markt gesenkt worden. Intel-Chef Pat Gelsinger schätzte, dass das Überangebot an Server-Prozessoren bis in die zweite Jahreshälfte hinein anhalten wird. Der Absatz von Chips für Datenzentren werde im dritten Quartal leicht zurückgehen, bis er sich im vierten Quartal erhole.

Auch die Konjunkturschwäche in China drückt auf die Stimmung: Die Nachfrage nach Smartphones dort entwickle sich nicht so wie erhofft. Sowohl Samsung als auch SK Hynix kündigten an, weiter die Produktion von NAND-Speicherchips zu drosseln, die vor allem in Smartphones genutzt würden.

Besser sieht es dagegen bei Halbleitern aus, welche für Künstliche Intelligenz benötigt werden. Zu den ersten Gewinnern gehören Chipausrüster wie KLA und Lam Research. Beide Unternehmen rechnen mit mehr Umsatz als Analysten. LAM-Chef Tim Archer sagte, moderne KI-Server verfügten über mehr hochwertige Chips als herkömmliche Server. Seit Einführung von ChatGPT Ende vergangenen Jahres hat die Nachfrage nach KI-Chips deutlich zugenommen - sie macht aber immer noch lediglich einen Bruchteil des gesamten Halbleitermarktes aus.

(Unter Mitarbeit von Akash Sriram, Akshita Toshniwal, Chagvi Mehta und Stephen Nellis, geschrieben von Christina Amann; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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