Commerzbank dank höherer Zinsen mit Gewinnsprung, Aktien dennoch im Minus

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- von Frank Siebelt und Tom Sims

Frankfurt (Reuters) - Der rasante Zinsanstieg im Euroraum hat den Gewinn der Commerzbank im Frühjahr kräftig anschwellen lassen.

Das Frankfurter Bankhaus erwirtschaftete im zweiten Quartal trotz weiterer Belastungen wegen älterer Franken-Kredite in Polen einen Gewinn von 565 Millionen Euro - ein Plus von mehr als 20 Prozent binnen Jahresfrist, wie die Commerzbank am Freitag mitteilte. Damit übertraf sie die Analystenschätzungen. Die Erträge vor Risikovorsorge legten 8,7 Prozent auf 2,63 Milliarden Euro zu. "Wir sind auf bestem Wege, unsere Ziele für 2023 und 2024 zu erreichen", erklärte Konzernchef Manfred Knof. Die Commerzbank erwartet 2023 ein Konzernergebnis deutlich über dem Vorjahreswert von 1,4 Milliarden Euro.

An der Börse konnte die Bank allerdings mit ihren Zahlen nicht punkten. Die Aktie büßte mehr als zwei Prozent ein. Händler nannten einen leicht erhöhten Kostenausblick als Belastungsfaktor: Wegen der erwartet höheren variablen Vergütung aufgrund der guten Geschäftsentwicklung erhöhte die Bank ihren Kostenausblick leicht und rechnet nun 2023 mit Gesamtausgaben von 6,4 Milliarden Euro statt bislang 6,3 Milliarden Euro. Die Analysten der Investmentbank KBW verwiesen außerdem auf die Ankündigung zu einem neuen Aktienrückkaufprogramm: "Wir sind enttäuscht über den Mangel an Details zum Rückkauf", schrieben sie in einem Kommentar. Die Bank will bei der Europäischen Zentralbank die Zustimmung für einen solchen Schritt beantragen. Konkrete Angaben zum Volumen machte sie allerdings nicht.

ZINSERHÖHUNGEN TREIBEN BANKENGEWINNE IN GANZ EUROPA

Treiber der Ergebnisse in zweiten Quartal war der Zinsüberschuss mit einem Anstieg von 44 Prozent auf den Rekordwert von 2,13 Milliarden Euro. Deshalb hob die Commerzbank hier ihre Jahresprognose auf mindestens 7,8 Milliarden Euro statt rund sieben Milliarden Euro an. Der Provisionsüberschuss soll nun leicht unter dem Vorjahresniveau liegen. Zuletzt hatte es noch geheißen, dieser werde in etwa auf Vorjahresniveau liegen.

Die EZB hat seit Sommer 2022 die Schlüsselzinsen bereits neun Mal in Folge angehoben - zuletzt in der vergangenen Woche um erneut einen viertel Prozentpunkt. Der am Finanzmarkt maßgebliche Einlagensatz, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt damit inzwischen bei 3,75 Prozent. Das ist das höchste Niveau seit 23 Jahren. Auch andere europäische Banken wie die niederländische ING, die spanische Santander oder die italienische Unicredit profitierten deutlich von den gestiegenen Zinsen in ihren Geschäften.

PROBLEME MIT FRANKEN-KREDITEN IN POLEN DAUERN AN

"Die Transformation der Commerzbank zahlt sich zunehmend aus", erklärte Finanzvorständin Bettina Orlopp. Die Bank profitiere von der gesteigerten Ertragskraft, einer strikten Kostendisziplin und einem konservativen Risikomanagement. Das operative Ergebnis kletterte im zweiten Quartal um 19,1 Prozent auf 888 Millionen Euro. Die Zahl der Kreditausfälle bewege sich weiterhin auf einem moderaten Niveau, erklärte die Bank. Ihre künftige Strategie für die nächsten Jahre will die Bank am 8. November vorstellen.

Die Franken-Kredite ihrer polnischen Tochter mBank kamen die Commerzbank im Quartal erneut teuer zu stehen. Die mBank verbuchte eine weitere Vorsorge für Rechtsrisiken von 347 Millionen Euro. Weitere Belastungen könnten nicht ausgeschlossen werden, sagte Orlopp. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hatte im Streit um die bei polnischen Kunden lange beliebten Immobilien-Fremdwährungsdarlehen zugunsten der Verbraucher geurteilt. Das Thema schwelt seit Jahren. Tausende Kreditnehmer hatten einst Hypotheken in Franken aufgenommen, um von den niedrigeren Zinsen in der Schweiz zu profitieren. Doch der Schweizer Franken gewann zum Zloty an Wert, so dass die Kredite und die Zinsen für die Kunden teurer wurden. Tausende hatten geklagt, um aus der Falle herauszukommen.

(Bericht von Frank Siebelt, Tom Sims; redigiert von Sabine Wollrab.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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