Versicherungskonzern Talanx wird für 2023 zuversichtlicher

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München (Reuters) - Beim Versicherungskonzern Talanx wächst der Optimismus: Im laufenden Jahr werde Talanx sein Ergebnisziel von 1,4 (2022 vergleichbar: 1,25) Milliarden Euro "mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit übertreffen", auch wenn die Hurrikan-Saison noch bevorstehe, sagte Finanzvorstand Jan Wicke am Montag in Hannover.

Ein Rekordergebnis wie im ersten Halbjahr sei aber in der zweiten Jahreshälfte nicht zu erwarten, weil Talanx unter den steigenden Zinsen leide. "Da sind wir noch ein bisschen vorsichtig", sagte Wicke. Wie die Münchener Rück werde auch der Mutterkonzern von Hannover Rück einen Teil der niedrig verzinsten Anleihen im Anlagebestand umschichten. Bei Immobilien und Unternehmensbeteiligungen (Private Equity) drohten zudem Wertkorrekturen.

Die wachsende Zuversicht steckt auch die Börse an: Die im Nebenwerteindex MDax notierten Talanx-Aktien zogen um 2,1 Prozent auf ein Jahreshoch von 59,35 Euro an.

Nach sechs Monaten hat Talanx mit 827 (686) Millionen Euro deutlich mehr als die Hälfte des angepeilten Gewinns geschafft. Dabei habe man noch einen Puffer von 150 Millionen Euro, da die Großschäden etwa aus Naturkatastrophen mit 820 Millionen (2022: 1,08 Milliarden) Euro bisher geringer ausfielen als im Budget vorgesehen. Größter Einzelschaden war des Erdbeben in der Türkei und in Syrien, das Talanx 306 Millionen Euro kostete. Im Juli häuften sich die Großschäden: Dazu gehörten die Überschwemmungen in Slowenien ebenso wie der Hagel in Italien, die Waldbrände in Griechenland und auf Hawaii sowie die Havarie des Autofrachters "Fremantle Highway" vor der niederländischen Küste. Berenberg-Analyst Michael Huttner geht davon aus, dass sich das auf knapp 300 Millionen Euro summieren dürfte. Damit blieben noch rund 600 Millionen für die Hurrikan-Saison.

Im ersten Halbjahr erhöhte sich der Versicherungsumsatz um 20,9 (19,2) Milliarden Euro. Im Gesamtjahr werde auch er über den angepeilten 42 Milliarden Euro liegen, erklärte Talanx. Die Schaden-Kosten-Quote verbesserte sich von Januar bis Juni auf 93,7 (95,0) Prozent. Die größten Fortschritte machten dabei die Rückversicherungs-Tochter Hannover Rück, die allein 56 Prozent zum Konzernergebnis beitrug, sowie das Auslandsgeschäft mit Privat- und Firmenkunden. Dieses verdreifachte den Beitrag zum Konzernergebnis, nachdem das Geschäft in Brasilien die Gewinnwende geschafft hat.

In Lateinamerika ist Talanx weiter auf Expansionskurs. Mit der im Mai angekündigten 1,38 Milliarden Euro schweren Übernahme des Privatkunden-Geschäfts des US-Versicherers Liberty Mutual in Chile, Brasilien, Kolumbien und Ecuador verdoppelt Talanx den Umsatz in der Region auf 4,2 Milliarden Euro. Südamerika mache damit knapp die Hälfte des Auslandsgeschäfts mit Privatkunden aus, sagte der zuständige Vorstand Wilm Langenbach. Der Zukauf und die 2022 vereinbarte Übernahme von Sompo Seguros dürften 2025 zusammen 170 Millionen Euro zum Nettogewinn beisteuern, schätzt Analyst Huttner. Er geht nicht davon aus, dass Talanx für die Übernahme eine Kapitalerhöhung braucht. Finanzvorstand Wicke sagte nur: "Wir haben alle Möglichkeiten, das gruppenintern zu finanzieren."

(Bericht von Alexander Hübner. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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