Evotec stark belastet von Hackerangriff - Aktie kaum bewegt

dpa-AFX · Uhr (aktualisiert: Uhr)
Quelle: T. Schneider/Shutterstock.com

Der Wirkstoffforscher Evotec hat im ersten Halbjahr wegen der erfolgten Cyberattacke deutliche Blessuren einstecken müssen. So sackte der operative Gewinn wegen der direkten Folgekosten und einer schwachen Auslastung spürbar ab, wohingegen die Erlöse doch etwas stärker wuchsen als vom Unternehmen zuletzt in Aussicht gestellt. Die im Juli wegen des Hackerangriffs gesenkte Jahresprognose bestätigte Konzernchef Werner Lanthaler am Dienstag. Die im MDax notierte Aktie der Hamburger trat nahezu auf der Stelle.

Die Evotec-Aktie lag nach Handelsstart bei 20,69 EUR rund 0,1 Prozent im Minus. Seit Beginn des Jahres haben die Anteilsscheine rund ein Drittel zugelegt - im Herbst vor zwei Jahren notierte der Kurs allerdings noch deutlich höher bei teils über 45 Euro. Händler sahen in den Zahlen nach bereits bekannten Eckdaten keinen Kurstreiber mehr.

Analyst Charles Weston von der kanadischen Bank RBC wähnte den Umsatz etwas besser als am Markt erwartet. Das operative Ergebnis habe den Schätzungen am Markt hingegen entsprochen. Die Resultate signalisierten ein starkes Basisgeschäft, schrieb Christian Ehmann vom Analysehaus Warburg Research. Insgesamt sei dies angesichts der Umstände - des Einflusses durch den Cyberangriff - ein "bewundernswert guter" Sechsmonatsbericht.

Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sackte im ersten Halbjahr im Jahresvergleich um gut 22 Prozent auf 26,1 Millionen Euro ab. Der im April entdeckte Hackerangriff habe im zweiten Quartal für Kosten von 39,3 Millionen Euro gesorgt, hieß es. Finanzchefin Laetitia Rouxel hatte bereits anlässlich der Prognosesenkung vor rund einem Monat auf sofortige Sparmaßnahmen verwiesen, die rund 25 Millionen Euro einspielen sollen und teils auch über das laufende Jahr hinaus angelegt seien. 2025 will Evotec mehr als eine Milliarde Euro Umsatz machen und mindestens 300 Millionen Euro operativen Gewinn vorweisen.

Die für die Novartis-Tochter Sandoz erbrachten Leistungen sowie die Kooperation mit dem Pharmakonzern Bristol Myers Squibb hätten die infolge der Attacke geringe Kapazitätsauslastung teilweise kompensiert, erläuterte Evotec. Die Bruttomarge - also der Anteil des Verkaufspreises, der nach Abzug der Herstellungskosten übrig bleibt - sei "hervorragend" ausgefallen, merkte das Unternehmen an. Sie stieg von 18,8 Prozent auf 25,9 Prozent.

Der Umsatz wuchs in den ersten sechs Monaten um 14 Prozent auf 383,8 Millionen Euro und damit etwas stärker als zuletzt mit über 370 Millionen Euro avisiert. Unter dem Strich reduzierte Evotec den Periodenverlust von 101,2 Millionen Euro ein Jahr zuvor auf nun 28,8 Millionen. Vor einem Jahr hatten Bewertungseffekte von Anlagen in Eigenkapitalinstrumente zu hohen Sonderbelastungen geführt.

Neueste exklusive Artikel