Kolumne

Bitcoin: Bärischer September, goldener Oktober?

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Quelle: Overearth/Shutterstock.com

Am Dienstag war der Krypto-Markt einmal mehr in heller Aufruhr, denn Grayscale, der Betreiber des größten Bitcoin-Trusts der Welt, hat einen Sieg vor Gericht gegen die US-Börsenaufsicht SEC errungen. Die SEC hat einen Antrag mehrmals abgelehnt, der es Grayscale erlauben würde, den Trust in einen Bitcoin-Spot-ETF umzuwandeln.

Die Begründung der SEC hat dabei immer wieder für Unverständnis gesorgt und das zu Recht. Laut der SEC kann ein Bitcoin-Spot-ETF nicht zugelassen werden, da es der Behörde nicht möglich sei, den Krypto-Markt aufgrund fehlender regulierter Handelsplätze ausreichend zu überwachen. Das würde Raum für Manipulation und betrügerische Praktiken liefern. Allerdings sind bereits mehrere, auf Futures basierende Bitcoin-ETFs von der Behörde zugelassen worden. Und dies, obwohl sie denselben Markt abbilden, auf dem auch ein Bitcoin-Spot-ETF beruhen würde.

Grayscale hat gegen diese unfaire Behandlung Klage eingereicht – und recht bekommen. Die SEC wurde nun veranlasst, ihre Entscheidung neu zu prüfen, da die Begründung für die Ablehnung nicht rechtskräftig ist. Das hat am Markt für einige Euphorie gesorgt, denn die SEC steht mit ihrer Bitcoin feindlichen Haltung zunehmend mit dem Rücken zur Wand. Ein Bitcoin-Spot-ETF ist nun aus Sicht der meisten Marktteilnehmer nur noch eine Frage der Zeit.

Entsprechend ist auch der Kurs am Dienstag, als die Meldung bekannt wurde, deutlich geklettert und hat einen Teil der Verluste eingeholt, die nach dem herben Selloff letzte Woche verkraftet werden mussten. Die Hoffnung einiger Marktteilnehmer ging sogar so weit, dass viele davon ausgegangen sind, dass nun eine Welle an ETFs von der SEC zugelassen wird. Die erste Deadline für eine Entscheidung zu gleich 7 Anfragen, darunter BlackRock, WisdomTree, VanEck, Fidelity und drei weiteren, stand für diese Woche an.

Quelle: Tradingview

Allerdings wurde die Hoffnung der Anleger enttäuscht und die Entscheidung für alle 7 Anträge wurde (wie so oft in der Vergangenheit) vertagt. Das hat sämtliche Gewinne seit dem Hoffnungsschimmer am Dienstag wieder zunichte gemacht. Damit notiert Bitcoin weiterhin unter wichtigen charttechnischen Indikatoren wie dem 200-Tage-Trend und dem Bullmarket-Supportband.

Der ETF ist nur noch eine Frage der Zeit

Allerdings ist die Vertagung der Anträge im Grunde erwartet worden – und die Negierung der Gewinne stellt sich entsprechend als logische Marktreaktion heraus, da sich an der Ausgangslage somit nichts geändert hat. Grayscales Sieg vor Gericht hat das langfristige Bild jedoch deutlich optimistischer gemacht.

Die Bloomberg Analysten James Seyffart, Elliott Stein und Eric Balchunas haben ihre Erwartungen für einen Bitcoin-Spot-ETF nach dem Erfolg von Grayscale auf eine Wahrscheinlichkeit von 75 Prozent für dieses Jahr und 95 Prozent für 2024 angehoben. Aus Sicht der Analysten hat die SEC keinen wirklichen Spielraum mehr, um eine weitere Absage zu rechtfertigen.

Die letzte Deadline 2023 für die 7 ausstehenden Anträge steht bereits im Zeitraum 16. bis 21. Oktober an. Die beiden folgenden Deadline-Termine fallen in die Zeiträume Mitte Januar und Mitte März 2024 (die finale Deadline). Sollte die aus Sicht der Analysten zu 75 Prozent wahrscheinliche Zulassung noch in diesem Jahr eintreffen, dann wäre das im Oktober.

Die Termine schmiegen sich elegant ins langfristige Bild

Egal ob bereits im Oktober diesen Jahres oder erst nächstes Jahr. Eine Zulassung für einen Bitcoin-Spot-ETF und die dadurch erwartete positive Preisentwicklung würde sich gleichwohl gut in die übergeordneten zyklischen Preisbewegungen von Bitcoin einfügen. Und diese bleiben weiterhin äußerst relevant.

In meiner letzten Kolumne habe ich darauf hingewiesen, dass Bitcoin bisher jedes Mal in einem Pre-Halving-Jahr eine letzte deutliche Korrektur durchlaufen hat, die ihn zurück unter wichtige charttechnische Indikatoren wie bspw. das Bullmarket-Supportband gebracht hat. Diese ist immer im Sommer, im Zeitraum zwischen August und September, eingetreten. Blickt man auf die historischen monatlichen Returns von Bitcoin, erkennt man zudem, dass der September meistens ein schwacher Monat für Bitcoin war. Die letzten 6 Jahre infolge ist der Kurs mit Verlusten aus dem Monat gegangen.

Quelle: Alexander Mayer

Zyklen spielen immer eine Rolle an den Finanzmärkten und auch die Aktienmärkte performen in dem angesprochenen Zeitraum eher schwach. Nicht umsonst gilt das alte Börsensprichwort „Sell in May and go away, but remember to come back in September”.

Bei Bitcoin ist es nicht anders. Doch genau so gilt, dass Bitcoin sich im vierten Quartal oft gut schlägt. In den 10 Quartalen seit dem ersten wirklich großen Bullrun 2013 konnte Bitcoin 6 davon im Plus beenden und hat in diesen Phasen oft die größten Gewinne verzeichnet.

Sollte sich die Lage rund um den Bitcoin-Spot-ETF positiv entwickeln, könnte bestenfalls bereits im Oktober wieder deutliches Momentum aufgebaut werden. Langfristig bleibt das Halving Mitte 2024 weiterhin der wichtigste Ankerpunkt für die zyklischen Preisbewegungen von Bitcoin. Schauen Sie für den langfristigen Ausblick bis zum nächsten Halving in meine Kolumne von letzter Woche, dort gehe ich näher auf diesen Sachverhalt ein.

Denken Sie langfristig!

Eine Zulassung des Grayscale-Bitcoin-ETFs wäre langfristig eine gute Sache für den Krypto-Sektor. Kurzfristig könnte er jedoch auch Preisdruck bedeuten – Grund ist eine Arbitrage-Möglichkeit, die mit dem Aufbau des Grayscale-Bitcoin-Trust zu tun hat. Mehr dazu erfahren Sie in der aktuellen Video-Ausgabe von decentralist.

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