AKTIEN IM FOKUS: Barclays kritisch zur Commerzbank - Bafin rügt Deutsche Bank

dpa-AFX · Uhr

FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein skeptischer Kommentar der britischen Barclays-Bank zur Gewinnentwicklung der Commerzbank hat die Aktien des Dax-Konzerns am Dienstag belastet. Sie fielen am Vormittag als Schlusslicht im deutschen Leitindex um fast fünf Prozent auf 9,73 Euro. Auch die Aktien der Deutschen Bank waren sehr schwach.

Analyst Amit Goel sieht erhebliche Risiken für die Gewinnerwartungen des Marktes. So dürfte der Zinsüberschuss im Kerngeschäft 2024 sinken, auch da die Leitzinsen sich nach ihrem starken Anstieg nun stabilisierten. Die Commerzbank sei aber bisher ein großer Profiteur steigender Zinsen gewesen.

Vor diesem Hintergrund senkte der Experte das Kursziel von 12,50 auf 10,80 Euro und rät nun zum "Untergewichten" (Underweight) der Papiere, die er bisher mit "Gleichgewichten" (Equalweight) eingestuft hatte. Insofern rechnet Goel nun damit, dass sich die Aktien in den kommenden zwölf Monaten im Vergleich zu den anderen Titeln im beobachteten Sektor unterdurchschnittlich entwickeln werden.

Banken profitieren vor allem im klassischen Einlagen- und Kreditgeschäft von einem höheren Leitzins. Die Aktien der Commerzbank hatten denn auch im Zuge der Zinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank ihren Kurs von Mitte Juli 2022 bis Anfang März 2023 bis auf rund 12 Euro verdoppelt, bevor es unter größeren Schwankungen wieder ein Stück weit nach unten ging. Aktuell kosten die Papiere aber immer noch gut 70 Prozent mehr als zum Juli-Tief 2022.

Die Skepsis des Analysten in puncto Zinsüberschuss dürfte sich auch ein Stück weit auf die Aktien der Deutschen Bank ausgewirkt haben. Hinzu kam ein Rüffel durch die Finanzaufsicht Bafin für das Frankfurter Geldhaus wegen Beschwerden von Postbank-Kunden. Die Aktien der Deutschen Bank waren mit einem Minus von 2,5 Prozent auf 9,80 Euro zweitschwächster Dax-Wert.

Anders als bei der Commerzbank, die 2023 immer noch rund elf Prozent im Plus notiert, haben die Papiere ihrer Konkurrentin im bisherigen Jahresverlauf nun mehr als sieben Prozent eingebüßt.

Die Bafin beobachte seit dem Jahreswechsel 2022/2023 "erhebliche Beeinträchtigungen bei der Abwicklung des Kundengeschäfts bei der Postbank", rügte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. Es werde geprüft, "ob aufsichtlich relevante Mängel in dem Institut" bestünden. Die Bafin habe die Bank aufgefordert, "die Einschränkungen im Kundenservice schnellstmöglich abzustellen".

Sollten sich die Situation nicht verbessern, könnten die Aufseher weitere Maßnahmen ergreifen, zum Beispiel eine Sonderprüfung anordnen oder einen Sonderbeauftragten ernennen, der überwacht, ob die von der Aufsicht gemachten Vorgaben zeitnah umgesetzt werden. Die Deutsche Bank nehme die Rüge der Bafin "sehr ernst", sagte der Leiter der Privatkundenbank Deutschland der Deutschen Bank, Lars Stoy, der Deutschen Presse-Agentur in Frankfurt. "Die Verbesserung des Kundenservices bei der Postbank hat für uns oberste Priorität."/mis/la/stk

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