Wintershall DEA - Sind auch ohne Russland gut aufgestellt

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Düsseldorf (Reuters) - Der Öl- und Gaskonzern Wintershall Dea verliert mit dem geplanten Ausstieg aus Russland die Hälfte seines Geschäfts und will ein Viertel der Arbeitsplätze streichen.

Doch Vorstandschef Mario Mehren sieht trotz dieses Schrumpfkurses eine gute Zukunft für das Unternehmen. Sein Konzern habe immer Wert darauf gelegt, ein diversifiziertes Portfolio zu haben, sagte er am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Zwar gingen mit dem Russland-Ausstieg 60 Prozent der Reserven und 50 Prozent der Produktion verloren. Es blieben aber die Aktivitäten in Europa, hier vor allem in Deutschland und Norwegen, sowie Nordafrika und Lateinamerika. "Unser verbleibendes Portfolio ist aus meiner Sicht ein starkes und balanciertes, in dem wir für eine vernünftige Risikoverteilung sorgen", sagte Mehren.

Der Konzern hatte am Dienstag mitgeteilt, rund 500 der weltweit mehr als 2000 Stellen abzubauen, davon etwa 300 in Deutschland. Rund 200 Stellen würden in Hamburg gestrichen, weitere 100 Positionen nach Kassel verlagert, erläuterte Mehren. "Aber in Kassel werden auch rund 100 Stellen in der Administration und in den Verwaltungseinheiten abgebaut." Das mittlere und obere Management werde im Schnitt um 40 Prozent verkleinert. Wintershall erhofft sich durch die Maßnahmen jährliche Kosteneinsparungen von 200 Millionen Euro, die Hälfte davon durch die Stellenstreichungen.

SCHWIERIGKEITEN BEIM RUSSLAND-AUSSTIEG

Die rechtliche Trennung vom Russlandgeschäft solle bis Mitte des Jahres 2024 vollzogen werden, kündigte Mehren an. "Wirtschaftlich haben wir Russland verlassen, wir sind de facto enteignet." Die vollständige Trennung von den Russland-Aktivitäten, zu denen ein Joint Venture mit dem russischen Gaskonzern Gazprom und ein Anteil an der Nord Stream Pipeline gehört, gestalte sich aber schwierig. "In Russland gibt es eine hohe negative Kreativität, um immer wieder neue Hürden aufzubauen und uns den Rückzug zu erschweren." Davon haben auch schon andere Unternehmen wie die Wiener Raiffeisen Bank International oder der Energieversorger Uniper berichtet. Künftig könnte ein Rückzug noch schwerer werden, weil die russischen Behörden Insidern zufolge Unternehmen drängen, ihre zum Verkauf gestellten Aktivitäten mit deutlichen Abschlägen zu bewerten.

Wintershall Dea will sein Geschäft in diesem Jahr mit rund einer Milliarde Euro ausbauen, sagte Mehren. Das sei auch eine Größenordnung für die Zukunft. Es bleibe bei der für 2023 angekündigten Bandbreite von 1,0 bis 1,2 Milliarden Euro. Allerdings sehe sich der Konzern eher in der Mitte bis zum unteren Ende der Bandbreite.

(Bericht von Tom Käckenhoff, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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