Nach der Zinserhöhung auf 4,5 Prozent

Ökonomenstimmen zur EZB-Zinserhöhung

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Quelle: Fabian Junge/Shutterstock.com

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren Leitzins weiter angehoben. Nach der zehnten Erhöhung in Folge beträgt der wichtige Einlagensatz 4,0 Prozent, der Hauptrefinanzierungszins beträgt nun 4,5 Prozent und der Spitzenrefisatz 4,75 Prozent.

Zugleich stellt die EZB die Möglichkeit in den Raum, dass die im Sommer 2022 begonnene Straffung zur Bekämpfung der Inflation beendet sein könnte.

Stimmen von Ökonomen zu dem mit Spannung erwarteten Zinsentscheid

Ulrich Kater, Chefvolkswirt Dekabank

„In bester Bundesbank-Tradition heißt es bei der EZB: Im Zweifel für die Preisstabilität. Mit diesem Zinsschritt ist jetzt erstmal Pause. Ob noch mehr geldpolitische Straffung notwendig ist, richtet sich danach, ob der Inflationsrückgang im kommenden Jahr anhält oder nicht. Zinssenkungen wird es allerdings so schnell nicht geben.“

Andrew Kenningham, Chefökonom Europa Capital Economics

„Die Entscheidung der EZB, die Zinsen um weitere 25 Basispunkte anzuheben, beendet wahrscheinlich den aktuellen Straffungszyklus. Angesichts der Stärke der grundlegenden Inflation gehen wir jedoch davon aus, dass die Zinsen mindestens ein Jahr lang auf diesem Niveau bleiben werden, auch wenn die Wirtschaft auf eine Rezession zuzusteuern scheint.“

Jens-Oliver Niklasch, Ökonom Landesbank Baden-Württemberg

„Die EZB reagiert weiter entschlossen auf die hohe Inflation. Allerdings haben wir jetzt auch handfeste Anzeichen dafür, dass dies der letzte Schritt gewesen sein könnte. Die Inflation liegt mittelfristig nur noch geringfügig über dem Zielwert und - ebenfalls wichtig - die Projektionen für das BIP-Wachstum wurden deutlich zurückgeschnitten. Vermutlich ist der Deckel noch nicht endgültig drauf, aber wenn die EZB noch einmal anheben will, wird sie es frühestens im Dezember tun und nicht schon gleich wieder auf dem nächsten Meeting Ende Oktober.“

Carsten Brzeski, Chefvolkswirt ING

„Wie sagt man so schön: Was Du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen. Und in diesem Sinne hat die EZB gerade ihre zehnte Leitzinserhöhung in Folge seit Juli letzten Jahres angekündigt und alle Zinssätze um 25 Basispunkte angehoben. Höhere Inflation und Inflationsprognosen scheinen die Haupttreiber des Anstiegs zu sein. Die Kommunikation der EZB ist klar: Heute war die letzte Zinserhöhung im aktuellen Zyklus.“

Florian Heider, Wissenschaftlicher Direktor SAFE

„Die EZB bleibt ihrem Mandat treu und verfolgt einen strikten Kurs sukzessiver Zinserhöhungen, um die nach wie vor hohe Inflation zu bekämpfen. Ausschlaggebend ist die Gefahr, dass die Inflation sich in Zukunft weit weg des Zwei-Prozent-Ziels einpendelt. Das war nicht unbedingt zu erwarten, denn die Marktsignale - Inflation und Konjunktur - gehen momentan in unterschiedliche Richtungen. Allerdings ist dies nur eine Erhöhung um 25 Basispunkte, die somit kleiner ausfällt als die vorherigen Zinsschritte. Somit signalisiert die EZB ein Ende der Zinserhöhungen.“

Patrick Barbe, Anleihefachmann vom US-Vermögensverwalter Neuberger Berman

„Die EZB ist der Meinung, dass der Leitzins ein ausreichendes Niveau hat, um die Inflation zuverlässig auf ihr Ziel von zwei Prozent zu drücken - vorausgesetzt, dass sie dieses hohe Niveau lange genug beibehält. (...) Erste Zinssenkungen dürften erst im kommenden Frühjahr in Frage kommen.“

Redaktion onvista/dpa-AFX

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